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VielfraßschneckenEnidae B. B. Woodward, 1903 (1880) |
![]() Berg-Vielfraßschnecke (Ena montana). Bild: © Stefan Haller, (schneckenfoto.ch). |
![]() Berg-Vielfraßschnecken leben in feuchten Laubwäldern und Auenwäldern. Bild: © Roland Bodenmann. |
Die manchmal auch als Turmschnecken bezeichneten Vielfraßschnecken sind kleine bis mittelgroße Landlungenschnecken, die ein hoch konisch bis zylindrisch getürmtes Gehäuse besitzen. Der Mündungsrand weist meist eine Mündungslippe auf und ist oft durch eine Mündungsarmatur aus mehreren Zähnen verstärkt. Während die Gehäuse der meisten einheimischen Arten der Enidae rechts gewunden sind, ist das der Vierzahn-Vielfraßschnecke (Jaminia quadridens) arttypisch links gewunden (s. u.).
Die Arten der Familie leben als Waldschnecken auf Bäumen, in Trockengebieten als Bodenwühler oder an Felsen. Sie ernähren sich von welkem Pflanzenmaterial und Detritus. Einige Arten tarnen ihre Gehäuse mit Kot und Detritus, die auf die Oberfläche geklebt werden.
![]() Berg-Vielfraßschnecke (Ena montana) im Größenvergleich mit einer Weinbergschnecke (Helix pomatia). Zürich, Schweiz. |
![]() Punktschnecke (Punctum pygmaeum), die kleinste einheimi- sche Schnecke, im Vergleich mit einer Berg-Vielfraßschnecke. Bilder: © Stefan Haller, (schneckenfoto.ch). |
Systematik der
Pupilloidea (Vereinfacht!) |
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Pupilloidea![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Quelle: MolluscaBase eds. (2021): Pupilloidea W. Turton, 1831. |
Der vormals gebräuchliche wissenschaftliche Name Buliminidae Clessin 1879 ist präokkupiert (die Buliminidae sind eine Familie der Foraminiferen), daher wäre der jüngere Name Enidae Woodward 1903 angebracht, der auch die vormals namengebende Gattung Buliminus einschließt. Zwar wird als Trivialname der Name Turmschnecken vorgeschlagen, allerdings könnte dies zu Verwechslungen mit den Turmschnecken (Turritellidae) führen, so dass der eindeutige Ausdruck Vielfraßschnecken vorzuziehen wäre.
![]() Berg-Vielfraßschnecke (Ena montana). Bild: © Stefan Haller, (schneckenfoto.ch). |
![]() Berg-Vielfraßschnecke (Ena montana). Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien. |
Maße: H: 14 - 17 mm; B: 6 - 7 mm; U: 7 - 8.
Lebensraum und Verbreitung: Die Berg-Vielfraßschnecke lebt in feuchten Laubwäldern der Hügel- und Bergländer. Während die Art in Südengland auf kalkreichem trockenem Boden vorkommt, ist sie in Mitteleuropa eine charakteristische Art der Auenwälder. In der Schweiz ist die Berg-Vielfraßschnecke bis in 2500 m NN, allerdings selten über der Baumgrenze, anzutreffen. Ena montana lebt von verwelktem und totem Pflanzenmaterial, an feuchten Tagen steigt sie an Felsen und Baumstämmen auf, ähnlich, wie manche Schließmundschnecken-Arten.
Die Berg-Vielfraßschnecke ist in ganz Mitteleuropa verbreitet, im Osten bis
nach Mittelrussland und die Karpaten, im Westen bis nach Ostfrankreich. Isoliert
kommt sie auch weiter im Westen, in den Pyrenäen, Westfrankreich und Südengland,
vor.
Animal Base: Ena montana species homepage.
![]() Kleine Vielfraßschnecke (Merdigera obscura) mit effizienter Camouflage. Bild: Robert Nordsieck. |
![]() Kleine Vielfraßschnecke (Merdigera obscura). Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien. |
Wie der Gattungsname der Schnecke (der "Kot-Träger") schon sagt, sind Jungtiere und Erwachsene oft unter einer tarnenden Camouflage von Kot und Erde versteckt.
Maße: H: 8,5 - 10,5 mm; B: 3 - 4 mm; U: 6.
Lebensraum und Verbreitung: Die Kleine Vielfraßschnecke ist weniger feuchtigkeitsbedürftig, als ihr größerer Verwandter. Man findet sie in Laubwäldern an Stämmen und unter Laub, aber auch außerhalb von Wäldern unter Steinen, an Mauern, in der Laubstreu und auf Moos. Bei feuchtem Wetter kriechen vor allem die Jungtiere an Baumstämmen und Felsen empor. Das Verbreitungsgebiet der Art erstreckt sich von Nordwestafrika über fast ganz Europa bis nach Südfinnland, in der Schweiz und in Bulgarien bis in einer Höhe von 2000 m NN.
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![]() Dreizahn-Vielfraßschnecke (Chondrula tridens). Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien. |
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Im Vergleich: Ein rechts
gewundenes Gehäuse der Dreizahn-Vielfraßschnecke (Chondrula tridens,
links) und die einzige links gewundene einheimische Art, die
Vierzahn-Vielfraßschnecke (Jaminia quadridens, rechts). Bilder: Helmut Nisters. |
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Hartmut Nordsieck:
hnords.de: u. a.
Fachausdrücke der Mündungsarmatur
(allerdings bezogen auf Clausiliidae).
Maße: H: 9 - 14 mm; B: 3,8 - 4,5 mm; U: 7 - 8.
![]() Dreizahn-Vielfraßschnecke (Chondrula tridens) mit tarnender Graufärbung am Felsen. Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien. |
Bedrohungssituation: In Deutschland und der Schweiz ist die Art stark gefährdet ( vgl. Gefährdungskategorien gemäß Roter Liste).
![]() Zebraschnecke (Zebrina detrita). Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien. |
Der Weichkörper der Zebraschnecke ist gelblich-grau bis hellgrau gefärbt. Bei sinkenden Temperaturen im Spätherbst wird er etwas dunkler, im Frühjahr bei steigender Temperatur wieder etwas heller.
![]() Jungtier der Zebraschnecke (Zebrina detrita) im Trockenschlaf an einem Grashalm. Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien. |
Maße: H: 12 - 30 mm; B: 8 - 12 mm; U: 6¾ - 7.
Lebensraum und Verbreitung: Zebrina detrita, wie bereits erwähnt, eine wärmeliebende Schneckenart, lebt auf den Rasen warmtrockener Hänge und Felssteppen mit Kalkböden, sowie in Weingärten. Die Schnecke wird als gesellig bezeichnet, tritt also oft in großer Zahl auf. In den Alpen steigt sie bis auf eine Höhe von 1600 m NN an.
Das Verbreitungsgebiet der Zebraschnecke reicht von Süd- und Südostfrankreich über Süddeutschland und Tschechien bis nach Ungarn, Bulgarien und die Türkei. Auch in Südengland gibt es einige kleinere Vorkommen. In Deutschland liegt die Nordgrenze etwa auf Höhe des Harzes. Die Zebraschnecke ist inzwischen auch in andere Regionen verschleppt worden.
Am Kaiserstuhl in Südbaden sind mehrere wärmeliebende (xerotherme) Schneckenarten zu finden, die sonst in Südwestdeutschland eher selten auftreten. Die Anlage von Terrassen für den Weinbau auf dem nährstoff- und kalkreichen Lößboden hat hier neue Biotope geschaffen. Die Einwanderung xerothermer mediterraner Arten an den Kaiserstuhl ist aber keine moderne Entwicklung, sie hat in unterschiedlichen Phasen der Geschichte statt gefunden: Zebrina detrita findet sich am Kaiserstuhl erstmals in Lößschichten aus der späten Bronzezeit, ebenso wie die Schöne Landdeckelschnecke (Pomatias elegans).
Bedrohungssituation: Die Zebraschnecke ist vor allem von der Veränderung ihres Lebensraums, zum Beispiel durch die Grasmahd oder Heuernte, bedroht. Da sie in Mitteleuropa nur an isolierten Standorten, wenn auch dort in großer Zahl, vorkommt, ist sie gegen solche Veränderungen sehr empfindlich. In Österreich und Bayern ist Zebrina detrita als stark gefährdet, in der Schweiz als gefährdet eingestuft (vgl. Gefährdungskategorien gemäß Roter Liste).
![]() Mit Bildern von Stefan Haller: http://www.schneckenfoto.ch. |
Letzte Änderung: 31.08.2025 (Robert Nordsieck).