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Grasschnecken

Valloniidae E. S. Morse, 1864

Inhalt

 
Systematik der Pupilloidea
(Vereinfacht!)
Pupilloidea
Argnidae H
udec, 1965
Cochlicopidae P
ilsbry, 1900 (1879)
Enidae B. B. W
oodward, 1903 (1880)
Lauriidae S
teenberg, 1925
Orculidae P
ilsbry, 1918
Pagodulinidae P
ilsbry, 1924
Partulidae P
ilsbry, 1900
Pupillidae W. T
urton, 1831
Pyramidulidae K
ennard & B. B. Woodward, 1914
Valloniidae E. S. M
orse, 1864
Vertiginidae F
itzinger, 1833

Quelle: MolluscaBase eds. (2021): Pupilloidea W. Turton, 1831.
  
 
Grasschnecken (Valloniidae). a: Vallonia costata. b: Vallonia pulchella. c: Vallonia
excentrica
. Bilder: O. Gargominy (Quelle), nachbearbeitet.

Einleitung


Glatte Grasschnecke (Vallonia pulchella): Hyères, Frankreich.
Bild: Maëlan Adam (iNaturalist).
 
Grasschnecken (Vallonia) und Streuschnecken (Acanthinula) sind winzige Schnecken mit einem "helixartigen" Gehäuse (Geyer 1927) mit einem Durchmesser von selten über 3 mm. Allerdings sind die Streuschnecken (Acanthinula) eher pyramidenartig gewunden und nicht so vergleichsweise flach scheibenförmig wie die Grasschnecken (Vallonia) (s.u.). Richtig ist allerdings, dass sie alle sehr klein sind und die meisten Arten kaum über 2 mm Schalendurchmesser aufweisen.

Grasschnecken , wie ihr Name schon sagt, leben meist auf Wiesen, unter Steinen und im Moos, Streuschnecken auch unter totem Holz und im Mulm an waldigen Standorten. Für die winzige Größe dieser Schnecken ist ihre spektakuläre Oberflächenstruktur sehr bemerkenswert, wie man gerade an zwei der drei dargestellten Arten sehr gut sehen kann.

  • Gerber, J. (1996): Revision der Gattung Vallonia Risso 1826 (Mollusca: Gastropoda: Valloniidae). In: Schriften zur Malakozoologie. 8, S. 1 - 227: Unter anderem mit so phantasievollen systematischen Namen wie Vallonia eiapopeia und Vallonia hoppla.
  • Geyer, D. (1927): "Unsere Land- und Süßwassermollusken". K. G. Lutz Verlag Stuttgart. S. 109 f.: "Valloniidae: Geh. helixartig, sehr klein, selten über 3 mm Durchmesser".

Systematisch gehören die Grasschnecken (Valloniidae) zur sehr vielseitigen Gruppe der Puppenschnecken i. w. S. (Pupilloidea) (vgl. System rechts). Optisch ähneln sie den meisten der Puppenschneckenartigen, die meiste eher hoch aufgetürmte Schalen haben. Darin sind die Grasschnecken allerdings nicht unbedingt allein: Das trifft allerdings auch auf die Pagodenschnecken (Pagodulinidae) und die Pyramidenschnecken (Pyramidulidae) zu.

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Gerippte Grasschnecke - Vallonia costata (O. F. Müller 1774)


Gerippte Grasschnecke (Vallonia costata).
Bild: © Stefan Haller (schneckenfoto.ch).
 
   

Gerippte Grasschnecke (Vallonia costata). Größe: 3 mm.
Bild: © Stefan Haller (schneckenfoto.ch).
 
Beschreibung: Das scheibenförmige, gelblich weiße bis hell hornfarbene Gehäuse der Gerippten Grasschnecke hat ein sehr flaches Gewinde und ist weit gerippt. Die Windungen erweitern sich rasch auf die Mündung zu: Der Mundsaum ist nach außen gebogen, so dass eine breite, weiße Lippe entsteht. Wenn die Rippen durch Verwitterung abgenutzt sind, kann man die Schnecke äußerlich leicht mit der ungerippten Vallonia pulchella verwechseln. Vallonia costata hat aber ein flacheres Gehäuse, das mehr eirund ist, einen weiteren Nabel und die Mündungslippe ist deutlicher erkennbar.

Maße: H: 1,2 mm; B: 2,5 - 3 mm; U: 3½ - 4. Information: Abkürzungen

 
Glatte Grasschnecke (Vallonia pulchella):  Emilia Romagna,
Italien. Bild: Danio Miserocchi (iNaturalist).
   
 
Glatte Grasschnecke (Vallonia pulchella).
Bild: © Miroslav Deml (biolib.cz).
Lebensraum und Verbreitung: Die Gerippte Grasschnecke lebt auf Wiesen, auch in Gärten, unter Steinen, in Gras und Mulm an Felsen, auch an trockeneren Standorten, wie z.B. Sanddünen. Die sehr häufige Art ist holarktisch (vgl. Faunenprovinzen der Erde) verbreitet. Sie ist zudem ökologisch anpassungsfähiger als Vallonia pulchella und überwiegt daher vor allem in den Höhenlagen der Gebirge. In der Schweiz ist sie bis auf einer Höhe von 2800 m NN zu finden. Im Norden der Britischen Inseln kommt Vallonia costata vor allem an der Küste und nur selten im Hochland vor.

In Schleswig-Holstein wird die Gerippte Grasschnecke, wo sie auf Trockenrasen vorkommt, wegen der drohenden Zerstörung der Biotope als potentiell gefährdet eingestuft.

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Glatte Grasschnecke - Vallonia pulchella (O. F. Müller 1774)

Beschreibung: Die Glatte Grasschnecke besitzt ein nahezu kreisrundes Gehäuse, das etwas höher gewunden ist als bei der Gerippten Grasschnecke. Die Gehäuseoberfläche ist von sehr feinen und unregelmäßigen Streifen bedeckt. Der letzte Umgang weitet sich unmittelbar vor der Mündung, deren Lippe etwas schwächer als bei Vallonia costata ausgebildet ist. Das Tier selbst ist milchig weiß (vgl. Bild rechts).

Maße: H: 1 - 1,5 mm; B: 2 - 2,5 mm; U: 3½ - 4. Information: Abkürzungen

Lebensraum und Verbreitung: Vallonia pulchella (wörtlich: Die "schöne Grasschnecke") lebt in offenen Wiesen-Lebensräumen auf kalkreichem Untergrund. Sie bevorzugt sumpfige Wiesen und ist allgemein auf feuchterem Untergrund anzutreffen als Vallonia costata. Dennoch tritt sie auch auf Sanddünen, manchmal auch auf Trockenrasen und in Felsschutt auf, allerdings nicht im Wald. An sumpfigen Standorten kommt es oft zu massenhaftem Auftreten dieser Schneckchen, die überdies eine wichtige Nahrungsquelle für andere Schneckenarten, beispielsweise räuberische Glanzschnecken (Zonitidae) bilden. In Genisten am Flussufer kann man oft große Mengen angeschwemmter Schalen der Art finden.

Die Glatte Grasschnecke ist sehr weit verbreitet. Ursprünglich in der Paläarktis (vgl. Faunenprovinzen der Erde) von Nordskandinavien bis zu den Azoren, Madeira und den Kanaren. In Nordschottland fehlt sie, allgemein tritt sie im Norden der Britischen Inseln nur mehr selten und nur im Küstenbereich auf. In der Schweiz ist Vallonia pulchella bis in einer Höhe von 2000 m NN anzutreffen, allerdings selten oberhalb der Baumgrenze. Auf den Britischen Inseln und in Skandinavien hingegen ist sie nur selten im Hochland zu finden. In Amerika tritt die Glatte Grasschnecke von Neufundland bis zum Südosten Kanadas und dem Nordosten der USA auf, im Süden bis nach North Carolina, Kentucky und Missouri. Eingeschleppt wurde die Art inzwischen auf den Kapverden und in Island.

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Schiefe Grasschnecke - Vallonia excentrica Sterki 1893


Schiefe Grasschnecke (Vallonia excentrica).
Bild: © Stefan Haller (schneckenfoto.ch).
 
Beschreibung: Das blass gefärbte Gehäuse der Schiefen Grasschnecke ähnelt dem der Glatten Grasschnecke, weist aber im Allgemeinen weniger Windungen auf. Die letzte Windung ist stark erweitert, so dass das ganze Gehäuse elliptisch erscheint. Auch der Nabel (Umbilicus) ist schief elliptisch. Während die inneren Schalenwindungen eine glatte Oberfläche haben, sie die äußeren Windungen leicht gerippt und stellenweise fein gefältelt. Die Mündungslippe ist nicht so stark geschwungen wie bei der Glatten Grasschnecke. Von den ähnlichen Arten Vallonia costata und Vallonia pulchella unterscheidet sich Vallonia excentrica vor allem durch ihre stark erweiterte Mündungswindung und das elliptische Erscheinungsbild von Schale und Nabel.

Maße: H: 0,9 - 1,4 mm; B: 2 - 2,2 mm; U: 3. Information: Abkürzungen

Lebensraum und Verbreitung: Auch die Schiefe Grasschnecke lebt in offenen und meist trockenen Standorten, wie Wiesen, im Felsschutt und in Sanddünen. In Wäldern und in Sumpflandschaften ist sie hingegen nicht zu finden. Vallonia excentrica kommt auch in weniger kalkreichen Gebieten vor als Vallonia costata.

Das Verbreitungsgebiet der Schiefen Grasschnecke erstreckt sich in Europa von den Pyrenäen im Westen bis zur Ukraine und dem Kaspischen Meer im Osten, von Südschweden im Norden bis nach Albanien und Bulgarien im Süden. Zusätzlich ist Vallonia excentrica auf den Britischen Inseln zu finden, wo sie häufiger ist als Vallonia pulchella und weniger anfällig gegen menschliche Störung als Vallonia costata. In den schottischen Highlands hingegen wird die Art jedoch selten. Im Osten Amerikas ist die Art von Mississippi bis nach Neufundland verbreitet.

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Stachelige Streuschnecke - Acanthinula aculeata (O. F. Müller, 1774)

 
Stachelige Streuschnecke (Acanthinula aculeata).
Bild: © Stefan Haller (schneckenfoto.ch).
Beschreibung: Die Stachelige Streuschnecke hat ein kugeliges Gehäuse mit einem stumpf kegeligen Gewinde und einer dunkel hornfarbenen Färbung. Die Windungen sind regelmäßig weit gerippt, die einzelnen Rippen sind zu charakteristischen Zipfeln ausgezogen.


Acanthinula aculeata. Bild: Helmut Nisters.
 
Dies erleichtert die Camouflage mit Kot und Erdkrumen. Streuschnecken sind ovovivipar - die Jungtiere schlüpfen im Körper des Muttertiers und kommen lebendig zur Welt.

Maße: H: 2 mm; B: 2 mm; U: 4. Information: Abkürzungen

Lebensraum und Verbreitung: Die Stachelige Streuschnecke lebt unter totem Holz und im Mulm in Wäldern, Gebüschen und Schluchten. Von Nordafrika aus ist die Art über nahezu ganz Europa bis nach Mittelrussland und Transkaukasien verbreitet. In Liechtenstein kommt Acanthinula aculeata bis in einer Höhe von 1900 m NN vor, über 1200 m NN wird sie allerdings selten.

Bedrohungssituation: Während die Art in Großbritannien aufgrund der Zerstörung ihres Lebensraumes durch intensive Landwirtschaft an Zahl zurückgeht, ist sie in Österreich aufgrund der Wirkung der Forstwirtschaft als potentiell bedroht eingestuft. In Bayern geht der Bestand der Stacheligen Streuschnecke ebenfalls zurück ( vgl. Gefährdungskategorien gemäß Roter Liste).

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Totholz - Ein Lebensraum (unter anderem) für Streuschnecken (Acanthinula aculeata). Bild: Robert Nordsieck.


Mit Bildern von Stefan Haller:
http://www.schneckenfoto.ch.

Letzte Änderung: 15.08.2025 (Robert Nordsieck).