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GroßmuschelnUnionoidea Rafinesque, 1820 |
Heimische Großmuscheln:
Systematischer Überblick Überfamilie Unionoidea ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Quelle: MolluscaBase eds. (2025): Unionoidea Rafinesque, 1820. |
![]() Teichmuschel oder Entenmuschel (Anodonta anatina). Bilder: © Alexander Mrkvicka, Wien. |
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![]() Ein- und Ausströmsipho einer im Seeboden eingegrabenen Großen Teichmuschel (Anodonta cygnea). |
Systematisch werden die mitteleuropäischen Flussmuschelverwandten (Unionoidea) in zwei Familien eingeteilt, nämlich Flussperlmuscheln (Margaritiferidae) und Flussmuscheln (Unionidae). Zu den letztgenannten, die oftmals als die eigentlichen Großmuscheln bezeichnet werden, zählen in einer Unterfamilie, Unioninae, zwei Tribus, nämlich die eigentlichen Flussmuscheln (Unionini) und die Teichmuscheln (Anodontini) mit jeweils mehreren Gattungen und Arten (s.o.).
Während Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera) und Bachmuschel (Unio crassus) charakteristische Fließwasserbewohner sind, die hohe Ansprüche an Sauberkeit und Sauerstoffgehalt des Gewässers stellen (entsprechend sind beide Arten fast ausgestorben), findet man dagegen in großen, langsam fließenden und entsprechend sauerstoffärmeren Flüssen die Gemeine Malermuschel (Unio pictorum), deren Name wahrscheinlich daher kommt, dass ihre Schale früher Malern als Palette gedient hat, und die abgeplattete Teichmuschel (Pseudanodonta complanata). Bewohner stehende Gewässer sind schließlich die Große Teichmuschel (Anodonta cygnea) und die Gemeine Teichmuschel (Anodonta anatina).
In den Mittelmeerländern zwischen Spanien und dem Iran, sowie eingewandert im Oberrheintal, findet man zudem die Südliche Malermuschel (Unio mancus).
Klaus Bogon: "Süßwassermuscheln".
Im Vergleich mit dem Meer sind die kontinentalen Gewässer in Bezug auf Temperatur, Austrocknung, Sauerstoff- und Nahrungsangebot sehr wechselhaft. Für Muscheln war das Leben im Süßwasser nur durch eine entsprechende Anpassung möglich, die beispielsweise die Überdauerung ungünstiger Zeiträume ermöglichte. Teichmuscheln (Anodonta) können, im Schlamm eingegraben, bis zu zwei Monate Trockenfallen überdauern. Teichmuscheln können sich scheinbar ungerichtet auf dem Gewässerboden fortbewegen, indem sie den Fuß in den Schlamm graben und den Körper nachziehen, um so auf kleinem Raum günstigere Lebensbedingungen zu erreichen.
![]() Wandermuscheln (Dreissena polymorpha) überwachsen auch andere Muscheln. Hier eine Bachmuschel (Unio crassus). Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien. |
Potentiell erreichen die großen Süßwassermuscheln die höchsten Lebensalter im Tierreich. Eine Flussperlmuschel könnte so unter günstigen Umständen ein Alter von bis zu 150 Jahren erreichen. Aufgrund der zunehmend schlechten Lebensbedingungen erreichen nur noch sehr wenige, in Europa praktisch keine Flussperlmuscheln ein so hohes Alter. Günstige Lebensbedingungen für Flussperlmuscheln herrschen heute mit Ausnahme einiger Mittelgebirgsbäche in Bayern, Böhmen und Niederösterreich praktisch nur noch in den entlegenen und von Industrie und Landwirtschaft nicht in Mitleidenschaft gezogenen Regionen Skandinaviens und Nordrusslands.
![]() Video von Deep Look auf YouTube. |
Zur Paarungszeit, meist im Spätsommer, werden Eizellen vom Eierstock der weiblichen Muschel in ihre blattartigen Kiemen transportiert. Die etwas später vom Männchen ins Wasser entlassenen Samenzellen werden vom Weibchen eingeatmet und befruchten in den Kiemen die Eier der weiblichen Muschel.
![]() Glochidien der Bachmuschel (Unio crassus) in den Kiemen einer Elritze (Phoxinus phoxinus). Bild: Susanne Hochwald, Quelle: [1] |
Manche Muschelarten, so wie die Flussperlmuschel, sind sehr spezifisch in Bezug auf die für eine erfolgreiche Larvalentwicklung erforderliche Wirtsfischart, andere können entsprechend mehrere Arten erfolgreich infizieren.
Aus den Glochidien entstehen schließlich kleine Jungmuscheln, die das Gewebe des Wirtsfisches verlassen und einen geeigneten Standort aufsuchen, an dem sie sich zu einer erwachsenen Muschel entwickeln können. Bis die Muschel jedoch schließlich die Geschlechtsreife erreicht, kann es mehrere Jahrzehnte dauern.
YouTube:
ZeFrank: True
Facts:
Mussels That Catch Fish: Auf humorvolle (!) Weise wird erklärt, wie sich
Süßwassermuscheln vermehren.
Heute findet man besonders in den Gewässern des Tieflandes fast keine Muscheln mehr. Zu den Ursachen gehören vom Menschen verursachte (anthropogene) Faktoren, wie Eutrophierung der Gewässer durch Überdüngung und Schadstoffeintrag, daraus resultierenden Sauerstoffmangel und Verhinderung der Fortpflanzung. So kann sich die Bachmuschel z.B. nur dann fortpflanzen, wenn der Nitratgehalt des Wassers unter 10 mg/l liegt. Auch die Versauerung der Gewässer, z.B. durch den aufgrund in der Luft enthaltener Stickoxide aus Abgasen entstehenden sauren Regen, beeinträchtigt die Fortpflanzungsfähigkeit der Muscheln, besonders der Flussperlmuschel, die in Silikatbächen auf Urgestein, z.B. im Bayrischen Wald, lebt.
Zusätzlich zur zunehmend hohen Gewässerverschmutzung werden die Muschelpopulationen unserer Gewässer besonders durch den rücksichtslosen Gewässerbau in Mitleidenschaft gezogen. Ausgraben und Kanalisieren von Bächen und Flüssen zerstört auch die dort lebenden Muschelpopulationen. Ohne geeigneten Gewässerboden sterben sowohl die Muscheln, als auch die Fische, von denen ihre Entwicklung abhängt.
![]() Bisamratte (Ondatra zibethicus). Bild: Leonard Lee Rue. |
![]() Fraßplatz einer Bisamratte mit leeren Muschelschalen. Quelle: [2]. |
![]() Bei der Überbauung von Bächen mit Uferbefestigungen und Wehren werden meist auch die lokalen Muschelbestände zer- stört. Quelle: [2] |
![]() Bitterling und Teichmuschel. Bild: Martin Reichard. |
![]() Im Wienerwaldsee leben Malermuscheln (Unio pictorum) und Wandermuscheln (Dreissena polymorpha). Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien. |
Durch die Auswirkungen von Industrie und Landwirtschaft sind besonders die ortsfest lebenden Großmuscheln so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass alle mitteleuropäischen Arten bundes- und landesweit auf der Roten Liste stehen. Manche besonders anspruchsvolle Muschelarten, wie die Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera), werden in vielen Regionen, in denen sie vor hundert Jahren noch in großer Zahl vorkamen, heute als ausgestorben betrachtet.
Auf der anderen Seite gibt es auch Tiere, die in ihrer Entwicklung entscheidend von Süßwassermuscheln abhängen. So ist der Bitterling (Rhodeus sericeus amarus, Bild rechts), ein kleiner, karpfenähnlicher Fisch, darauf angewiesen, seine Eier im Inneren einer großen Süßwassermuschel, etwa einer Malermuschel oder einer Teichmuschel, abzulegen, so dass sich die Jungen dort geschützt entwickeln können.
Die
Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera).
Gefährdung und Schutz der österreichischen Großmuscheln.
Der Fischkindergarten in der Teichmuschel.
Letzte Änderung: 19.08.2025 (Robert Nordsieck).