Die Malermuschel
Unio pictorum (Linnaeus,
1758)
Inhalt
Einleitung
Zum Seitenbeginn.
|

Malermuschel (Unio pictorum) bei Blackburn, Suffolk, Großbritannien.
Bild: Nicola Crockford (iNaturalist). |
Die Malermuschel (Unio pictorum) gehört zur Familie der
Fluss- und Teichmuscheln (Unionidae)
und ist eine von mehreren großen Süßwassermuscheln Europas. Wie andere Vertreter
dieser Familie spielt sie eine wichtige Rolle im Ökosystem: Sie filtert
Schwebstoffe aus dem Wasser, trägt so zur Klärung bei und bietet mit ihrer
dicken, oft jahrzehntelang erhaltenen Schale Lebensraum für zahlreiche
Kleintiere. Ihren deutschen Namen erhielt sie, weil ihre Schalen früher von
Malern als Mischpalette für Farben verwendet wurden.
Merkblatt zur Malermuschel.(PDF;
0,8 MB) Bayerisches Landesamt für Umwelt.
Systematik
Bivalvia
Palaeoheterodonta
Unionida
Unionidae
Unionini
Unio
Unio pictorum (Linnaeus
1758).
Quelle: MolluscaBase eds. (2025):
Unio pictorum
(Linnaeus, 1758). (vgl. auch das
System auf der Seite
Süßwassermuscheln).
Beschreibung
Zum Seitenbeginn.
Die Schale erreicht eine Länge von 72–90 mm, eine Höhe von 23–31 mm und eine
Dicke von 23–31 mm. Sie ist sehr langgestreckt und mehr als doppelt so lang wie
hoch. Ober- und Unterrand verlaufen nahezu parallel, wobei der Unterrand meist
leicht nach innen gebogen ist. Das Hinterende ist keilförmig verschmälert, die
Wirbel ragen mäßig hervor. Die Schale ist dickwandig und zeigt eine
gelblichgrüne bis bräunliche Färbung.
Verbreitung und Lebensraum
Die Malermuschel lebt in langsam fließenden Flüssen sowie in Stillgewässern.
Sie ist in weiten Teilen Europas verbreitet, fehlt jedoch im äußersten Norden
und Süden. In Deutschland gilt sie im Rahmen der Nationalen Strategie zur
biologischen Vielfalt als "nationale Verantwortungsart".
Arten in besonderer Verantwortung Deutschlands vom Bundesamt für
Naturschutz.
Lebensweise
Zum Seitenbeginn.
Malermuscheln sind in der Regel getrenntgeschlechtlich. Die Weibchen tragen
im Kiemenraum in speziellen Brutfächern etwa 300.000–400.000 Eier, die im Sommer
innerhalb von vier bis sechs Wochen heranreifen. Aus den Eiern schlüpfen nach
etwa 4 bis 6 Wochen rund 0,25 mm große Larven (Glochidien), die mit dem
Atemwasser ausgestoßen und auf den Gewässergrund absinken. Versucht ein Fisch,
sie zu fressen, heften sie sich mit ihren hakenbesetzten Schalenklappen an
dessen Kiemen an und werden dort von den Kiemenblättern umwachsen.
In dieser parasitischen Phase leben sie drei bis elf Wochen im Fisch, bevor
sie sich lösen und als kleine Muscheln am Boden weiterwachsen. Die
Geschlechtsreife erreichen sie nach drei bis vier Jahren, das Höchstalter liegt
bei sieben bis zehn Jahren. Die Malermuschel dient außerdem dem Bitterling
(Rhodeus sericeus amarus) als Wirtsmuschel, der seine Eier in ihren Kiemenraum ablegt,
so dass die Schalenklappen der Muschel anschließend die Jungfische schützen, bis sie groß genug sind,
um selbst überleben zu können.
Der Fischkindergarten in der Teichmuschel.
Gefährdung
Zum Seitenbeginn.
Bis ins 20. Jahrhundert war die Malermuschel in vielen oberbayerischen Seen
häufig. Seit den frühen 1980er Jahren ist insbesondere im Tegernsee ein starker
Rückgang zu verzeichnen. Dort wird der Rückgang vor allem mit der durch
Ringkanalisation veränderten Gewässergüte in Verbindung gebracht.
In anderen
Regionen führen dagegen Eutrophierung, Uferverbauungen, Dammbauten sowie andere
Eingriffe in den Lebensraum zum Bestandsrückgang.
Ein weiteres Risiko stellt die Belastung mit Mikroplastik dar, das über
Kläranlagen in die Gewässer gelangt. Studien haben gezeigt, dass Malermuscheln
Mikroplastikpartikel aufnehmen und einlagern können.
Die Malermuschel hatte laut Fechter, Falkner (1990),
S. 258
(s.u.) in vielen Flüssen und
Seen Sonderformen hervorgebracht, die sämtlich der Gewässerverschmutzung zum
Opfer gefallen sind. Bei einer Wiederbesiedlung, oft durch Fischbesatz, breiten
sich dann meist andere Formen aus, die weiträumig gleichförmig ausgeprägt sind und
sich durch ein rasches Wachstum auszeichnen.
Zusätzlich werden Malermuscheln, ebenso wie viele andere
Großmuscheln, durch den Überwuchs von
eingeschleppten Dreikantmuscheln
(Dreissenidae), die der Zebra- oder
Wandermuschel (Dreissena polymorpha) und der
Quagga-Muschel (Dreissena bugensis)
in Mitleidenschaft gezogen. Die Dreikantmuscheln konkurrieren mit der
Malermuschel um Nahrung und bedecken sie überdies langsam mit Sediment, das sie
durch die ausgefilterten unverdaulichen Partikel produzieren.
Links
- Mösslang, U. (2003):
Muschelkartierung im Tegernsee – Den stummen Bewohnern des Tegernsees
auf der Spur. Manuskript.
-
Gemeine Flussmuschel (Unio crassus agg.). Bayerisches Landesamt für
Umwelt, 2022.
-
Stoeckl, K.; Denic,
M.; Geist, J. (2020): Conservation status of two
endangered freshwater mussel species in Bavaria, Germany: Habitat quality,
threats, and implications for conservation management. In: Aquatic
Conservation: Marine and Freshwater Ecosystems, Band 30, Nr. 4, S.
647–661.
-
Domogalla-Urbansky,
J.; Anger, P. M.; Ferling,
H.; Rager, F.; Wiesheu,
A. C.; Niessner, R.; Ivleva,
N. P.; Schwaiger, J. (2019): Raman microspectroscopic identification of
microplastic particles in freshwater bivalves (Unio pictorum) exposed to
sewage treatment plant effluents under different exposure scenarios. In:
Environmental Science and Pollution Research, Band 26, Nr. 2, 2019, S.
2007–2012.
Literatur und Links
Zum Seitenbeginn.
- Fechter, R.; Falkner, G.: "Weichtiere". Mosaik-Verlag Münschen 1990. S.
258.
- Ludwig, H. W.: Tiere und Pflanzen unserer Gewässer.
BLV, München 2003.
- Nesemann, H. (1993): Zoogeographie und Taxonomie der Muschel-Gattungen
Unio Philippson 1888, Pseudanodonta Bourguignat 1877, und
Pseudunio Haas
1910 im oberen und mittleren Donausystem (Bivalvia, Unionidae,
Margaritiferidae). Nachrichtenblatt der Ersten Vorarlberger Malakologischen
Gesellschaft 1: 20 - 40. (Link).
- Naturportal
Südwest:
Unio pictorum (Malermuschel).
- MolluscaBase eds. (2025):
Unio pictorum
(Linnaeus, 1758).
- Nationalpark
Donau-Auen:
Flussmuschel (Unio sp.).
- Wikipedia:
Malermuschel..
Zum Seitenbeginn.
Letzte Änderung:
11.08.2025 (Robert
Nordsieck).