Unionidae - Anodontini Rafinesque 1820
![]() Schale einer Gemeinen Teichmuschel (Anodonta anatina). Für die wichtigsten Fachbegriffe einer Muschelschale mit der Maus über einzelne Teile der linken Schalenhälfte fahren! |
![]() Die Innenseite der Schale ist bei der Gemeinen Teichmuschel nur mit wenig Perlmutt verkleidet. Bilder: © Alexander Mrkvicka, Wien. |
Teichmuscheln dienen oft dem Bitterling (Rhodeus sericeus amarus) als Wirt zur Entwicklung der Jungfische.
Mehr Bilder von Teichmuscheln (Anodonta sp.).
Der Fischkindergarten in der Teichmuschel.
Systematisch werden die Teichmuscheln (Anodontinae) heute laut MolluscaBase als Tribus zur Unterfamilie Unioninae innerhalb der Familie Unionidae gezählt.
MolluscaBase eds. (2025).
MolluscaBase.
Anodontini Rafinesque, 1820.
Beschreibung: Die Schale der Gemeinen Teichmuschel ist rhombisch oval. Der Schild ist meist deutlich ausgeprägt, stark dreieckig gewinkelt. Der hintere Rand der Schale fällt konkav ab, der untere Rand ist konvex. Die Entemuschel weist an ihren Wirbeln eine Spiralskulptur aus die Zuwachsstreifen kreuzenden Fältchen auf. Die Schale ist meist dick. Die Innenseite der Schale ist stumpf weißlich grau.
Der Einströmsipho ist breit, mit kurzen Papillen.
Maße: L: 76 - 95 mm; H: 49 - 60 mm; D: 28 - 29 mm.
![]() Aus- und Einströmsipho einer Gemeinen Teichmuschel (Ano- donta anatina). Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien. |
Die Gemeine Teichmuschel vermehrt sich, wie alle Unioniden, über Glochidien, von denen sie im Frühjahr zwischen Jänner und April 300.000 bis 400.000 ins Wasser abgibt. Allerdings ist diese Teichmuschelart, im Gegensatz zu den meisten anderen Großmuscheln getrennt geschlechtlich. Die Befruchtung findet schon im Sommer statt. Die Glochidien entwickeln sich in Kiementaschen in der Mantelhöhle des Muttertiers und werden erst im Folgejahr ausgesetzt. Die Glochidien der Teichmuscheln verfügen über einen kräftigen Haken, mit dem sie sich am Wirtsfisch festklammern können.
Anders als viele Flussmuscheln (z. B. die Bachmuschel, Unio crassus) ist die Gemeine Teichmuschel nicht besonders wirtsspezifisch - als Wirtsfische sind Aal, Aitel, Bachforelle, Dreistachliger Stichling, Flussbarsch, Gründling, Güster, Hasel, Hecht, Koppe, Meerforelle, Moderlieschen, Nerfling, Regenbogenforelle, Rotauge, Rotfeder, Schleie, Sonnenbarsch, Stint und Zander bekannt.
Bedrohung: In der Roten Liste Österreich wird die Gemeine Teichmuschel mit der Gefährdungsstufe 3 - 4 (Gefährdet, möglicherweise potentiell gefährdet), angegeben.
In der älteren Literatur wird diese mit der folgenden Art oft als Anodonta piscinalis Nilsson angegeben.
Links:
![]() Große Teichmuschel (Anodonta cygnea). Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien. |
![]() Aus- und Einströmsipho einer Großen Teichmuschel (Anodonta cygnea). Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien. |
Lebensweise und Verbreitung: Die Große Teichmuschel bewohnt stille Gewässer. Sie scheint keine besonderen Ansprüche an die Wasserqualität zu stellen, meidet jedoch starke Strömungen.
Im Frühjahr gibt die Große Teichmuschel, zwischen Februar und April, 200.000 bis 600.000 Glochidien ins Wasser ab. Im Gegensatz zur Gemeinen Teichmuschel sind Große Teichmuscheln stets Zwitter. Auch die Große Teichmuschel verfügt über ein großes Spektrum an potentiellen Wirtsfischen: Aitel, Bachforelle, Brachse, Dreistachliger Stichling, Elritze, Flussbarsch, Gründling, Güster, Hasel, Hecht, Koppe, Laube, Nerfling, Regenbogenforelle, Rotfeder und Zander sind bekannt.
Das Verbreitungsgebiet der Großen Teichmuschel erstreckt sich über Nord- und Mitteleuropa, im Süden bis nach Mittelfrankreich, über das gesamte Gebiet der Donau, bis Mittelgriechenland und den Kaukasus. Da die Art oft mit der Gemeinen Teichmuschel verwechselt wird, ist die Verbreitung allerdings noch unklar.
Bedrohungssituation: In Österreich wird die Große Teichmuschel auf der Roten Liste bedrohter Tierarten mit Gefährdungsstufe 2 (Stark gefährdet) aufgelistet.
Links:
![]() Abgeplattete Teichmuschel (Pseudanodonta complanata). Quelle: M. Kohl: European Unionaceans. |
Maße: L: 70 - 80 mm; H: 40 - 45 mm; D: ca. 20 mm.
Lebensweise und Verbreitung: Die Abgeplattete Teichmuschel bewohnt Sand und Schlamm ruhiger Strombuchten und Buhnen, auch Seen, in Europa mit Ausnahme des Mittelmeergebietes. In Schleswig-Holstein lebt die Abgeplattete Teichmuschel in größeren Tiefen (bis zu 11 m), als die übrigen Teichmuschelarten und ist daher schwer zu erreichen. Zudem gräbt die Muschel sich meist tief ein. Die Abgeplattete Teichmuschel produziert verglichen mit den zuvor genannten Arten nur sehr wenige Glochidien (etwa 20.000), die von Jänner bis April ausgesetzt werden. Als Wirtsfische der Glochidien dieser Art dienen hauptsächlich Bachforelle, Flussbarsch und Dreistacheliger Stichling. Die Jungmuscheln sind besonders empfindlich gegen Eutrophierung, was mit ein Grund für die Seltenheit und akute Gefährdung der Art sein kann. In Baden-Württemberg gibt es derzeit einzelne Nachweise aus dem Main, aus Jagst und Kocher, aus dem nordbadischen Altrheingebiet und aus der Donau.
Im Gegenzug kann die Abgeplattete Teichmuschel, ebenso wie ihre Verwandten, dem Bitterling teilweise als Wirt für die Entwicklung der Jungfische dienen (Halabowski et al., 2024, s.u.).
Der Fischkindergarten in der Teichmuschel.
Bedrohungssituation: Laut der Roten Liste Österreichs ist die Abgeplattete Teichmuschel vom Aussterben bedroht! In Schleswig-Holstein ist die Art allgemein sehr selten und bestandsgefährdet. Auch auf der Roten Liste Baden-Württemberg ist die Art als vom Aussterben bedroht gelistet (vgl. Gefährdungsstufen).
Links:
Letzte Änderung: 11.08.2025 (Robert Nordsieck).