Die Quagga-Muschel

Dreissena bugensis Andrusov 1897

 
Quagga-Muscheln (Dreissena bugensis) in Nevada, USA.
Bild: James N. Stuart (iNaturalist).
Inhalt

Die Quagga-Muschel ist eine aus dem Schwarzmeerraum stammende Süßwassermuschel, die sich in den letzten Jahrzehnten als invasive Art rasant in Europa und Nordamerika verbreitet hat. Sie ist nahe mit der bekannten Wandermuschel (Dreissena polymorpha) verwandt, unterscheidet sich von dieser jedoch durch eine rundere Schalenform und das Fehlen eines scharfen Kiels.

MolluscaBase eds. (2025): Dreissena bugensis Andrusov, 1897.
Naturportal Südwest: Dreissena rostriformis bugensis (Andrusov, 1897): Quagga-Dreikantmuschel.
Wikipedia: Quagga-Dreikantmuschel.

Merkmale

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Quagga-Muschel (Dreissena bugensis): Donauinsel Wien.
Bild: Jasmin Rehrmbacher (iNaturalist).
 
Die Quagga-Muschel erreicht eine Schalenlänge von bis zu 32 mm. Ihre Schalen sind häufig hell-dunkel gestreift, was auch zur Namensgebung beigetragen hat – in Anlehnung an Quagga, eine Unterart des afrikanischen Zebras. Die Färbung ist jedoch variabel, von nahezu weiß bis dunkelbraun. Wie ihre Verwandte, die Wandermuschel, haftet sie sich mit Byssusfäden an harte Untergründe, wie Steine oder Bootsrümpfe, und kann auch Sedimentbereiche besiedeln.

Die planktonischen Larven treiben frei im Wasser, was ihre rasche Ausbreitung über weite Strecken begünstigt.

Herkunft und Ausbreitung

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Quagga-Muschel (Dreissena bugensis): Floridsdorf, Wien.
Bild: Oliver Drescher (iNaturalist).
Ursprünglich war Dreissena bugensis in den Mündungsgebieten von Südlichem Bug (daher der wissenschaftliche Name), Dnepr und Inhulez (Ukraine) verbreitet. Ab den 1940er-Jahren breitete sie sich zunächst in Osteuropa aus. In den 1990er-Jahren gelangte sie vermutlich über die Ballastwassertanks von Schiffen nach Nordamerika, wo sie sich insbesondere in den Großen Seen massiv etablieren konnte.

In Europa wurde sie ab den 2010er-Jahren in zahlreichen Ländern nachgewiesen, darunter Deutschland, Österreich, Bulgarien, Frankreich, Rumänien, Ungarn und die Niederlande.

Vorkommen in Europa

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Deutschland


Quagga-Muscheln (Dreissena bugensis): Neuchâtel, Schweiz. 
 
Bilder: Nicolas Schwab (iNaturalist).
 
In Deutschland wurde die Quagga-Muschel erstmals 2005 nachgewiesen. Seither hat sie zahlreiche Fließgewässer und Kanäle besiedelt, darunter Donau, Main und Rhein sowie den Main-Donau-Kanal, Mittellandkanal und weitere Wasserstraßen wie den Dortmund-Ems-, Datteln-Hamm- oder Rhein-Herne-Kanal. 2016 wurde sie auch im Bodensee festgestellt. Dort zeigte eine Studie der Universität Konstanz (2024), dass sich die Biomasse der Muschel bis 2045 um das Neun- bis Zwanzigfache erhöhen könnte – insbesondere durch Besiedlung tieferer Seebereiche.

YouTube: BR quer: Umweltkatastrophe? Quagga-Muschel krempelt Bodensee um.

Schweiz

In der Schweiz wurde die Quaggamuschel erstmals 2014 oder 2015 im Rhein bei Basel nachgewiesen, kurz darauf im Genfersee und ab 2016 auch im Bodensee. Seither hat sie sich stark ausgebreitet und verdrängt zunehmend die früher eingeschleppte Wandermuschel. Besonders betroffen sind die großen Voralpenseen: Genfersee, Bielersee, Neuenburgersee, Murtensee und seit 2024 auch der Zürichsee. Ein Problem stellt die uneinheitliche Regelung zur Einwasserung gebietsfremder Boote dar – trotz der geringen Größe des Landes gibt es keine schweizweiten Vorschriften, was eine weitere Ausbreitung begünstigt.

Österreich

 
Quagga-Muscheln (Dreissena bugensis).
 
Linz, Oberösterreich.
 
Bilder: Kaulquappe (iNaturalist).
 
Auch in Österreich ist die Quagga-Muschel inzwischen weit verbreitet. In Oberösterreich wurde sie in mehreren größeren Seen und Flüssen nachgewiesen:

Seen:

Fließgewässer:

Erste Funde erfolgten 2022 im Attersee und der Traun, wobei genetische Analysen nahelegen, dass eine Besiedlung bereits ab 2020 begonnen haben könnte. Im Juni 2023 wurde ein eDNA-Monitoring an 23 Seen durchgeführt, das die genannten Vorkommen bestätigte. In weiteren Seen wie dem Wolfgangsee, Almsee, Hallstättersee, Gosausee oder Irrsee wurde die Muschel zwar genetisch nachgewiesen, scheint sich bislang aber nicht etabliert zu haben.

Land Oberösterreich: Ausbreitung der gebietsfremden Quagga-Muschel in Oberösterreichs Seen verhindern.

Auswirkungen

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Quagga-Muscheln (Dreissena bugensis): Ossiach, Kärnten.
Bild: Irene Girandoli (iNaturalist).
 
Die Quagga-Muschel kann erhebliche ökologische und technische Schäden verursachen:

Besonders besorgniserregend ist ihre Fähigkeit, auch große Tiefen zu besiedeln. Studien zum Bodensee zeigen, dass sich ihre Biomasse dort bis 2045 um das bis zu Zwanzigfache erhöhen könnte. Ein ähnlicher Verlauf wie im Lake Michigan (USA), wo die Art bereits 90 % der Biomasse stellt, scheint möglich.

Maßnahmen gegen die Ausbreitung

Besonders wichtig ist eine bundesweit einheitliche Regelung zur Einwasserung von Booten – ein Punkt, der in der Schweiz bislang zu Problemen geführt hat.

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Letzte Änderung: 16.08.2025 (Robert Nordsieck).