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Schnauzenschnecken (Bithyniidae)


Gemeine Schnauzenschnecken (Bithynia tentaculata).
Bild: Eric Walravens, (Quelle).
 
 
  Überfamilie Rissooidea
  Familie Amnicolidae (Quellschnecken)
  Unterfamilie Amnicolinae (Quellschnecken)
Gattung Bythinella (Quellschnecken)
Gattung Marstoniopsis (Zwergdeckelschnecken)
  Unterfamilie Emmericiinae (Quellschnecken)
Gattung Emmericia (Breitlippige Quellschnecken)
  Familie Hydrobiidae (Zwergdeckelschnecken)
  Unterfamilie Hydrobiinae (Wattschnecken)
Gattung Peringia (Wattschnecken)

  Unterfamilie Belgrandiinae (Quellschnecken)
Gattung Belgrandiella (Quellschnecken)
Gattung Sadleriana (Quellschnecken)
Gattung Bythiospeum (Brunnenschnecken)
Gattung Graziana (Quellschnecken)

  Unterfamilie Tateinae (Zwergdeckelschnecken)
Gattung Potamopyrgus (Neuseeländische Zwergdeckelschnecken)

  Unterfamilie Pyrgulinae
Gattung Pyrgulina
  Familie Lithoglyphidae (Steinkleber)
  Unterfamilie Lithoglyphinae
Gattung Lithoglyphus (Steinkleber)
  Familie Bithyniidae (Schnauzenschnecken)
Tabelle: Überblick über die beschriebenen Familien.

Die Schnauzenschnecken sind mittelgroße Süßwasserschnecken, die besonders durch ihren mit Kalk verstärkten, konzentrisch aufgebauten Deckel gekennzeichnet sind. Schnauzenschnecken haben einen breiten Fuß, dessen Schwanzende gerundet ist. Ihr Kopf endet in einer typischen kurzen und rüsselförmigen abgerundeten Schnauze. Die Fühler der Schnauzenschnecken sind sehr lang - die Augen sitzen an der Außenseite der Fühlerbasis.

Ursprünglich sind die Schnauzenschnecken auf allen Kontinenten außer Amerika verbreitet (besonders auch in Südasien und dem tropischen Afrika). Nur Bithynia tentaculata wurde in Amerika eingeschleppt. In Mitteleuropa kommen drei Arten der Gattung vor, zudem drei bis vier weitere in Südeuropa.

Schnauzenschnecken gehören zur Überfamilie der Rissooidea, sie sind mit den winzigen Quellschnecken (Amnicolidae) und Zwergdeckelschnecken (Hydrobiidae) verwandt.

Taxonomie der Gastropoda: Klade Caenogastropoda: Bithyniidae.

Gemeine Schnauzenschnecke - Bithynia tentaculata (Linnaeus 1758)

Beschreibung: Die Gemeine Schnauzenschnecke besitzt ein hornfarben gelbliches Gehäuse, das oftmals von einer bräunlichen oder schwärzlichen Algenschicht bedeckt ist. Das Gehäuse ist bauchig kegelförmig, die Umgänge sind nur mäßig gerundet und durch eine deutliche Naht (Sutur) getrennt.


Schnauzenschnecke (Bithynia tentaculata) mit charakteristi-
scher Mündungsform und konzentrischem Operculum.
Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien.
 

Gehäusemündung und der Schalendeckel (Operculum) laufen oben spitz zu, ein Unterscheidungsmerkmal von Bithynia leachi, bei der Mündung und Deckel gerundet sind und von Bithynia troschelii oder transsilvanica, bei der die Mündungsecke oben stumpfer gewinkelt ist.

Die Schnecke selbst ist schwarz bis dunkel braun gefärbt und zeigt runde goldgelbliche bis orangefarbene Flecken. Der Kopf ist relativ klein und wird von der rüsselförmigen Schnauze überwogen. Die Fühler der Gemeinen Schnauzenschnecke sind lang und spitz zulaufend. Der Fühleransatz, wo die Augen sitzen, ist verdickt.

 
Gemeine Schnauzenschnecke (Bithynia tentaculata) und Östliche Schnauzenschnecke
(Bithynia troschelii bzw. transsilvanica) im Vergleich. Bild: Jiří Novák, (biolib.cz).

Bithynia tentaculata frisst zerfallende Pflanzenteile und Detritus, lebt aber vorwiegend von Nahrungsteilchen, die sie aus dem Atemwasser filtert, ähnlich wie eine Flussdeckelschnecke (Viviparus).

Bevor es seine etwa 20 - 40 einzelne Eier ablegt, reinigt das Weibchen die Unterseite von Steinen, Muschelklappen und Pflanzenteilen extra von Algen. Anschließend fügt es die Eier mit dem Fuß zu einem Laichband zusammen.

Maße: H: 7 - 13 mm; B: 5 - 9 mm; U: 5 - 6. Information: Abkürzungen

Lebensraum und Verbreitung: Die Gemeine Schnauzenschnecke bewohnt fließende und stille Gewässer bis in einer Tiefe von 45 m, begibt sich allerdings selten unterhalb von 15 m Wassertiefe. Schnauzenschnecken kommen auch in zeitweilig trocken fallenden Gewässern, zum Beispiel in Tümpeln und Kanälen, vor.

Bithynia tentaculata bevorzugt vegetationsreiche Gewässer mit schlammigem Untergrund und hohem Sauerstoff- und Kalkgehalt - in Portugal kommt sie in Gewässern auf Granitgestein gar nicht vor. Im Fließgewässern hält sich die Gemeine Schnauzenschnecke fast immer im Strömungsschatten von Steinen auf. Wo sie vorkommt, tritt sie meist in großer Zahl auf. Die Schnecke lebt auch zwischen Bänken von Wandermuscheln (Dreissena polymorpha). Gemeine Schnauzenschnecken können, je nach Umweltbedingungen, bis zu 3 Jahre alt werden.


Schnauzenschnecke (Bithynia tentaculata) beim Aufklappen des Deckels. Bilder: Eric Walravens, (Quelle).
Bild rechts: 1a, b: Fühler; 2: Schnauze; 3: Penis?; 4: Operculum; 5: Fuß; 6: Mantelhöhle. Eingeblendetes Bild: Auge.
 

Bithynia tentaculata ist eine sehr häufige Schneckenart, und bleibt es in günstigen Lebensräumen auch. Gegenüber den Umweltbedingungen ist Bithynia tentaculata andererseits sehr tolerant. Sie erträgt sowohl niedrige, als auch höhere pH-Werte, Natrium- und Kaliumkonzentrationen aufgrund von Überdüngung und selbst niedrigen Sauerstoffgehalt. Massenhafte Vorkommen der Gemeinen Schnauzenschnecke, wo gleichzeitig empfindlichere Arten fehlen, wird daher als Hinweis für eutrophische Verhältnisse im Wasser angesehen.

Bithynia tentaculata ist auch gegenüber dem Salzgehalt des Wassers einigermaßen tolerant, sie überlebt auch in Brackwasser mit einer Salinität von bis zu 0,12%, auf den Åland-Inseln in der Ostsee konnten Gemeine Schnauzenschnecken in Brackwasser-Buchten mit einem Salzgehalt von bis zu 0,074% und einem pH-Wert zwischen 7,6 bis 9,7 (leicht basisch) festgestellt werden.

Das Verbreitungsgebiet der Gemeinen Schnauzenschnecke erstreckt sich von Europa bis nach Westsibirien und Kaschmir, allerdings kommt sie im Norden Skandinaviens und in Griechenland nicht vor. In Nordamerika wurde sie vom Menschen eingeschleppt und kommt im Gebiet der Großen Seen und des Hudson Rivers in den USA und im kanadischen St. Lorenz-Strom vor. In der Schweiz lebt die Gemeine Schnauzenschnecke in geeigneten Gewässern bis in einer Höhe von 1400 m NN.

Im Norden Deutschlands geht ihr Verbreitungsgebiet in das der Bauchigen Schnauzenschnecke (Bithynia leachi) über, im Osten in das der Östlichen Schnauzenschnecke (Bithynia troschelii oder Bithynia transsilvanica). Beide lassen sich äußerlich vor allem in der Mündungsform von Bithynia tentaculata unterscheiden (s. o.).

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