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Zwergdeckelschnecken (Hydrobiidae)

 
  Überfamilie Rissooidea
  Familie Amnicolidae (Quellschnecken)
  Unterfamilie Amnicolinae (Quellschnecken)
Gattung Bythinella (Quellschnecken)
Gattung Marstoniopsis (Zwergdeckelschnecken)
  Unterfamilie Emmericiinae (Quellschnecken)
Gattung Emmericia (Breitlippige Quellschnecken)
  Familie Hydrobiidae (Zwergdeckelschnecken)
  Unterfamilie Hydrobiinae (Wattschnecken)
Gattung Peringia (Wattschnecken)

  Unterfamilie Belgrandiinae (Quellschnecken)
Gattung Belgrandiella (Quellschnecken)
Gattung Sadleriana (Quellschnecken)
Gattung Bythiospeum (Brunnenschnecken)
Gattung Graziana (Quellschnecken)

  Unterfamilie Tateinae (Zwergdeckelschnecken)
Gattung Potamopyrgus (Neuseeländische Zwergdeckelschnecken)

  Unterfamilie Pyrgulinae
Gattung Pyrgulina
  Familie Lithoglyphidae (Steinkleber)
  Unterfamilie Lithoglyphinae
Gattung Lithoglyphus (Steinkleber)
  Familie Bithyniidae (Schnauzenschnecken)
Tabelle: Überblick über die beschriebenen Familien.

Taxonomie der Gastropoda: Klade Caenogastropoda: Hydrobiidae.

Hydrobiinae

Glatte Wattschnecke (Peringia ulvae)

Belgrandiinae


Quellschnecke (Belgrandiella wawrai).
Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien (mrkvicka.at).
 

Quellschnecken (Belgrandiella) in Österreich

Belgrandiella aulaei Haase, Weigand u. Haseke 2000
Belgrandiella austriana (Radoman 1975)
Belgrandiella boetersi Reischütz u. Falkner 1998
Belgrandiella fuchsi (Boeters 1970)
Belgrandiella ganslmayri Haase 1993
Belgrandiella kreisslorum Reischütz 1997
Belgrandiella mimula Haase 1996
Belgrandiella multiformis Fischer u. Reischütz 1995
Belgrandiella parreyssii (L. Pfeiffer 1841)
Belgrandiella pelerei Haase 1994
Belgrandiella styriaca Stojaspal 1978
Belgrandiella wawrai Haase 1996

Quelle: Wolfgang Fischer: Checklist of Austrian Mollusca.

 
Ebenfalls zu den Quellschnecken gehört die Gattung Sadleria-
na
(hier Sadleriana schmidtii aus Slowenien).
Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien (mrkvicka.at).

Zu den Quellschnecken der Gattung Belgrandiella gehört auch die Thermen-Quellschnecke, Belgrandiella pareyssii, die sich mit der Thermen-Kahnschnecke (Theodoxus prevostianus) und der Thermen-Pechschnecke (Esperiana daudebartii) die warmen Quellen, z. B. bei Bad Vöslau in Niederösterreich, teilt.

Quellschnecken (Sadleriana) aus Slowenien und Kroatien.
Quellschnecken (Sadleriana bavarica) aus dem Brunnbach (München).
Klagenfurter Quellschnecke (Graziana klagenfurtensis) - eine bedrohte Schneckenart aus einer Quelle bei Klagenfurt.
Graecoanatolica macedonica - eine endemische Quellschneckenart vom Dojran-See in Mazedonien gibt (geringen) Anlass zur Hoffnung.

Brunnenschnecken (Bythiospeum)

Brunnenschnecken leben nicht nur in Brunnen. Es sind viele höhlenlebende Arten darunter, sowie auch im Grundwasser lebende Arten. Bekannter geworden ist die höhlenlebende Husmanns Brunnenschnecke (Bythiospeum husmanni), die als Weichtier des Jahres 2009 ausgewählt wurde.

Die nur zwei Millimeter kleine Schnecke mit dem wissenschaftlichen Namen Bythiospeum husmanni kommt nach derzeitigem Erkenntnisstand ausschließlich im flussbegleitenden Grundwasserstrom der Ruhr in Nordrhein-Westfalen vor. Sie kann nur in extrem sauberem und gleichmäßig kühlem Grundwasser überleben. Ihr Vorkommen ist damit auch Indikator für die Unbedenklichkeit des Grundwassers zur Trinkwasserversorgung gewertet. Im hinteren Kopfbereich sind zwei nierenförmige rote Flecken zu erkennen, die Zungenknorpel, an denen die Muskulatur der mit vielen Reihen von jeweils sieben Zähnchen besetzten Reibzunge (Radula) ansetzt, die zum Ergreifen der Nahrung dient.

Brunnenschnecken kennt man aus Frankreich, Deutschland, den Niederlanden, der Schweiz, Österreich, Ungarn, Slowenien und Norditalien. Für die Vertreter dieser in der Differenzierung der Arten noch sehr unerforschten Gattung stehen allein in Deutschland über 50 wissenschaftliche Namen zur Verfügung.

Arbeitskreis Mollusken NRW: Weichtier des Jahres 2009 - Husmanns Brunnenschnecke (Bythiospeum husmanni BOETTGER 1963)
NABU: Bakterienweide im Grundwasserstrom - Husmanns Brunnenschnecke.
Franz Brümmer, Gerhard Falkner, Hans-Jörg Niederhöfer, Michael Schopper und Rainer Straub: Brunnenschnecken aus Karstquellen.

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Lebensraum von Belgrandiella mimula

im Mühlbach in Bad Fischau (Niederösterreich). Dort kommen die kleinen Schnecken in einer Dichte von mehreren 100/qm vor!

Bilder: © Alexander Mrkvicka, Wien (mrkvicka.at).

Tateinae

Neuseeländische Zwergdeckelschnecke - Potamopyrgus antipodarum (Gray 1843)


Neuseeländische Zwergdeckelschnecken (Potamopyrgus anti-
podarum
). Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien (mrkvicka.at).
 

Die Neuseeländische Zwergdeckelschnecke ist, neben der Spanischen Wegschnecke (Arion lusitanicus oder vulgaris) und der Wandermuschel (Dreissena polymorpha) wahrscheinlich das bekannteste Neozoon in der einheimischen Weichtierfauna. Etwa 1850 wurde sie per Schiff aus Neuseeland nach England verschleppt, von wo sie sich in ganz Europa verbreitet hat.

 
Potamopyrgus antipodarum.
Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien.

Beschreibung: Potamopyrgus antipodarum hat ein lang gestreckt kegelförmiges, festwandiges Gehäuse mit einem spitzen Apex und leicht gerundeten Umgängen. Die Mündung ist spitz oval, der Nabel (Umbilicus) ist geschlossen. Das Gehäuse hat eine glänzend gelbliche bis rötlich hellbraune Farbe. Das Verhältnis zwischen Höhe und Breite des Gehäuses ist variabel, durch parasitäre Kastration kann es zur Anlage weiterer Umgänge kommen, wodurch größere Exemplare entstehen.

Maße: H: 4 - 6 mm; B: 2 - 3 mm; U: 5½.

Lebensraum und Verbreitung: Die Neuseeländische Zwergdeckelschnecke lebt im Brack- und Süßwasser, sie toleriert einen Salzgehalt von bis zu 1,7%. Potamopyrgus antipodarum ist meistens in der Brandungszone von Fließgewässern und in Gräben zu finden, wo sie auch Fischen als Nahrung dient.

Von den meisten einheimischen Wasserschneckenarten unterscheidet sie sich durch ihre hohe Toleranz gegen eutrophische Verhältnisse. Die Neuseeländische Zwergdeckelschnecke toleriert außerdem Temperaturen von 0 - 34°C, Trockenphasen von bis zu 24 Stunden und bis zu 50 Tage auf feuchten Oberflächen. Ähnlich, wie die Fels-Pyramidenschnecke (Pyramidula rupestris) kann sie das Verdauungssystem Vögeln (und in ihrem Fall auch von Fischen) unbeschadet passieren und wird so zusätzlich verbreitet.

Teilweise sind Massenvorkommen der Art mit bis zu 100.000 Exemplaren pro m² (mancherorts nimmt Potamopyrgus antipodarum 95% der Biomasse der Wirbellosen ein) festgestellt worden. Dies ist insofern auch ökologisch bedenklich, da dadurch nicht nur andere Mollusken verdrängt werden, sondern auch die Fische, die sie fressen.

Größtenteils vermehrt sich Potamopyrgus antipodarum offensichtlich parthenogenetisch, also durch Jungfernzeugung. Anfänglich ging man davon aus, dass die Art sich ausschließlich so vermehrt, bis schließlich auch männliche Exemplare gefunden werden konnten.


Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien.
 

Neuseeländische Zwergdeckelschnecke (Potamopyrgus antipodarum) aus der Tinavo-Quelle bei Triest.

 
Pyrgula annulata aus dem Gardasee (Italien).
Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien.

Pyrgulinae

Pyrgula annulata Linnaeus 1758

Beschreibung: Pyrgula annulata ist ein Verwandter der einheimischen Quellschnecken. Ihr Gehäuse zeichnet sich durch zwei übereinander verlaufende scharfe Kiele aus, von denen einer deutlich erkennbar wie ein Ring entlang der Peripherie der Schalenwindung verläuft und ein schwächerer darunter.

Maße: H: 4 - 10 mm; B: 2,5 - 4 mm.

Lebensraum und Verbreitung: Die Geringte Quellschnecke (so die ungefähre Übersetzung des wissenschaftlichen Namens) kommt in Seen zwischen Norditalien und Nordalbanien vor. In Dalmatien lebt die Art auch in Quellen.

Francisco Welter-Schultes: Pyrgula annulata species homepage.