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Quellschnecken (Amnicolidae)

 
  Überfamilie Rissooidea
  Familie Amnicolidae (Quellschnecken)
  Unterfamilie Amnicolinae (Quellschnecken)
Gattung Bythinella (Quellschnecken)
Gattung Marstoniopsis (Zwergdeckelschnecken)
  Unterfamilie Emmericiinae (Quellschnecken)
Gattung Emmericia (Breitlippige Quellschnecken)
  Familie Hydrobiidae (Zwergdeckelschnecken)
  Unterfamilie Hydrobiinae (Wattschnecken)
Gattung Peringia (Wattschnecken)

  Unterfamilie Belgrandiinae (Quellschnecken)
Gattung Belgrandiella (Quellschnecken)
Gattung Sadleriana (Quellschnecken)
Gattung Bythiospeum (Brunnenschnecken)
Gattung Graziana (Quellschnecken)

  Unterfamilie Tateinae (Zwergdeckelschnecken)
Gattung Potamopyrgus (Neuseeländische Zwergdeckelschnecken)

  Unterfamilie Pyrgulinae
Gattung Pyrgulina
  Familie Lithoglyphidae (Steinkleber)
  Unterfamilie Lithoglyphinae
Gattung Lithoglyphus (Steinkleber)
  Familie Bithyniidae (Schnauzenschnecken)
Tabelle: Überblick über die beschriebenen Familien.

Quellschnecken (Amnicolinae)

Taxonomie der Gastropoda: Klade Caenogastropoda: Amnicolidae.

In Mittel- und Südeuropa kommen insgesamt etwa 40 Arten von Quellschnecken vor, von denen die fünf wichtigsten deutschen Arten vor allem durch anatomische Merkmale definiert sind und am Gehäuse nicht immer zu trennen sind. Meist können die einzelnen Arten aber nach dem Fundort bestimmt werden, da sie nur dort vorkommen. Dies verliert jedoch in zunehmendem Maße an Bedeutung, da beispielsweise in Österreich oft mehrere Quellschneckenarten nebeneinander vorkommen, die sonst auf einzelne Regionen beschränkt sind.

Die Farbe des Gehäuses erscheint oft durch darauf wachsende Kieselalgen dunkelbraun, bzw. durch Grünalgen grün. Die Ausbreitung der Quellschnecken erfolgt oft auch durch flugfähige Insekten, auf denen die Schnecken Eier abgelegt haben. Quellschnecken leben von Kiesel-, Blau- und Grünalgen, die sie vom Untergrund abweiden, sowie von zerfallendem organischen Material (Detritus).


Quellschnecken (Bythinella compressa) auf einem Laubblatt.
Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien (mrkvicka.at).
 

Quellschnecken sind an gleich bleibend niedrige Temperaturen gewöhnt (kalt-stenotherm), da sie fast nur in Quellen und deren oberstem Ablauf bis zum Oberlauf der Bäche, leben. Die Anwesenheit von Quellschnecken ist ein Indikator für die Reinheit des Quellwassers, im Quellbereich sauberer Gewässer kann man mehrere 1000 Schnecken /m² finden.

Quellschnecken sind Krenobionten, also Spezialisten mit geringer ökologischer Amplitude, die schon auf geringe Abweichungen von ihren Standard-Lebensbedingungen mit einem Rückgang der Individuendichte reagieren oder ganz verschwinden. Andererseits sind sie an den extremen und kargen Lebensraum in Quellen hervorragend angepasst.

Bedroht sind Quellschneckenarten meist durch bauliche Einfassung der Quellen und ihre Nutzung als Viehtränke, durch Drainage und Absenkung des Grundwassers, vor allem aber leider auch durch eine Überdüngung durch die Landwirtschaft, die eine Eutrophierung des Quellwassers zur Folge hat.

Eutrophierung.

Zusätzlich führt die globale Erwärmung auch zu einem Anstieg der Wassertemperatur in den Quellen und damit zur Abnahme der kalt-stenothermen und krenobionten Quellschneckenpopulationen.

 
Kalktuff-Quelle bei Fischbach in der Rhön, Lebensraum der
Rhön-Quellschnecke (Bythinella compressa).
Bild: J. Gombert (Quelle).

Naturschutzgroßprojekt Thüringer Rhönhutungen: Feuchtlebensräume - Naturnahe Quellen und Kalk-Flachmoore.

Verbreitungsgebiet (Deutschland) Name
Nordalpen, Allgäu, Lech- und Isargebiet Bythinella bavarica
Ostalpen und Sudeten, Alpenvorland Bythinella austriaca
Rhön und Vogelsberg Bythinella compressa
Westdeutschland, Niederrhein, Sauerland Bythinella dunkeri
Schwarzwald Bythinella badensis

Österreichische Quellschnecke - Bythinella austriaca (Frauenfeld 1857)


Bythinella cylindrica.
Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien (mrkvicka.at).
 

Beschreibung: Die Österreichische Quellschnecke ist kleiner als Bythinella bavarica (s. u.) und fast zylindrisch. Ihre Umgänge sind abgeflacht. Auch ist die Naht weniger deutlich. Der letzte Umgang nimmt zwei Fünftel der Gesamthöhe des Gehäuses ein.

Maße: H: 3,2; B: 1,6 mm. Information: Abkürzungen

 
Unterschiedliche Quellschneckenarten.
Rechts: Bythinella cylindrica, links: Belgrandiella wawrai (Hy-
drobiidae
). Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien.

Verbreitung: Eine Leitart für Quellen und Mittelgebirgsbäche. Die Österreichische Quellenschnecke ist von den östlichen bayrischen Kalkalpen und den Sudeten, durch Mähren,  durch Österreich bis nach Nordost-Tirol, die Steiermark, Kärnten, bis nach Krain, Ungarn und Galizien verbreitet.

Bedrohungssituation: In Österreich ist die Österreichische Quellschnecke mit "Gefährdung droht" (NT) eingestuft (vgl. Gefährdungskategorien gemäß Roter Liste).

Bythinella cylindrica (Frauenfeld 1857)

Gehäuse weniger schlank, Naht deutlich vertieft, Umgänge gewölbt, letzter Umgang zwei Drittel der Schalenhöhe einnehmend.

Maße: H: 2,6 - 2,8 mm; B: 1,5 - 1,7 mm. Information: Abkürzungen

Verbreitung: Nordalpen, östliche bayrische Kalkalpen und deren Vorlande. Von München ostwärts durch Bayern nach Nordtirol und ins Salzburger Land, Pottenstein bei Wiener Neustadt (NÖ), in der Hochterrasse bei München.

Laut Reischütz ist Bythinella cylindrica als Unterart von Bythinella austriaca anzusehen.

Rhön-Quellschnecke - Bythinella compressa (Frauenfeld 1857)


Rhön-Quellschnecke (Bythinella compressa).
Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien (mrkvicka.at).
 

Beschreibung: Gehäuse eiförmig stumpf konisch, letzter Umgang vier Fünftel der Gesamthöhe einnehmend, Umgänge stark gewölbt, Apex etwas schief abgestutzt.

Maße: H: 2,2 mm; B: 1,5 mm. Information: Abkürzungen

Verbreitung: In Deutschland: Rhön, Vogelsberg. In Österreich vertreten.

Die Rhönquellschnecke benötigt gleichmäßig kaltes und unbelastetes Wasser (Saprobiewert 1,0) mit ca. 7 - 8 °C und ernährt sich von Aufwuchs, vor allem Bakterienrasen, und Detritus, der von Steinen, Wasserpflanzen, Fall-Laub (Bild) und im Wasser liegendem Totholz abgeweidet wird.

 
Quellschnecken (Bythinella compressa) auf einem Laubblatt.
Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien (mrkvicka.at).

Während die Rhön-Quellschnecke früher in der offenen Kulturlandschaft weit verbreitet war, lebt sie heute fast ausschließlich nur mehr in Quellaustritten und wenige hundert Meter abwärts in den Quellbächen zusammenhängender Laubwaldareale. In intakten Lebensräumen finden sich Besiedelungsdichten von bis zu 50 Schnecken auf einer Fläche von 25 x 25 cm.

Die Populationen leben allerdings voneinander isoliert. Mit ihren hochspezifischen Lebensraumansprüchen (s. o.) sind ausgelöschte Vorkommen unwiederbringlich verloren.

Wikipedia: Rhönquellschnecke.

Bayrische Quellschnecke - Bythinella bavarica Clessin 1877

Beschreibung: Die Bayrische Quellschnecke ist meist groß, getürmt kegelförmig mit gerundeten Umgängen, deren letzter verbreitert ist. Die Farbe des Gehäuses ist durch Algenbewuchs oft grünlich. Die Schalenspitze (Apex) ist klein und stumpf abgerundet, die Umgänge durch eine tiefe Naht (Sutur) getrennt.

Maße: H: 4 mm; B: 2,3 mm; U: 4½ - 5. Information: Abkürzungen

Verbreitung: Die Bayrische Quellschnecke ist kalkbedürftig. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich über die Nordalpen und das Alpenvorland (Lech und Isargebiet). Vom südlichen Württemberg ostwärts bis zum Inn und Nordtirol.

Geyer, D.: Unsere Land- und Süßwassermollusken, Stuttgart, 1927, S. 165 ff.

Wolfgang Fischer: Checklist of Austrian Mollusca.

Emmericiinae

Breitlippige Zwergdeckelschnecke - Emmericia patula (Brumati 1838)


Breitlippige Zwergdeckelschnecke (Emmericia patula).
Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien (mrkvicka.at).
 
 
Breitlippige Zwergdeckelschnecke (Emmericia patula).
Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien (mrkvicka.at).

Beschreibung: Die Breitlippige Zwergdeckelschnecke hat ein stumpf kegelförmiges Gehäuse, dessen letzter Umgang einen deutlichen Nackenwulst aufweist. Der Mundsaum ist, wie der Name schon sagt, stark erweitert. Die Umgänge nehmen rasch zu.

Maße: H: 6mm; B: 4 mm. U: 4½ - 5. Information: Abkürzungen

Lebensraum und Verbreitung: Emmericia patula lebt in kalkreichen Quellen und Flüssen.

Das Verbreitungsgebiet der Art erstreckt sich entlang der italienischen und jugoslawischen Adriaküsten von Venetien bis nach Mittel-Dalmatien. Nach Südfrankreich und Bayern (Mittelfranken) wurde Emmericia patula auf unbekanntem Weg eingeschleppt und 1960 ausgesetzt, inzwischen ist sie auch bei Dachau und in München zu finden.

Breitlippige Zwergdeckelschnecke (Emmericia patula) aus der Timavo-Quelle bei Triest.

Francisco Welter-Schultes: Emmericia patula species homepage.
Dr. Stefan Nehring: Neozoa (Makrozoobenthos) in den deutschen Gewässern - Eine Einführung.
Weichtiere mit Migrationshintergrund (Neobiota).