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Ruhephasen bei Schnecken |
Schnecken sind sehr geruhsame Tiere - ein Sachverhalt, den kaum jemand anzweifeln wird. Ruhephasen legen sie vor allem dann ein, wenn die Umweltbedingungen für sie nicht angenehm sind. Dabei gibt es vorwiegend zwei Umweltfaktoren, die Schnecken beeinflussen: Trockenheit und Kälte.
Die meisten einheimischen Schneckenarten bewegen sich vorwiegend nachts oder am frühen Morgen oder Abend, wenn es noch kühl und feucht ist. Außerdem sind sie dann aktiv, wenn es geregnet hat. Meist kann man auch nur dann Schnecken finden, ohne sie suchen zu müssen.
![]() Gemeine Schließmundschnecke (Alinda biplicata): Lambrecht, Rheinland-Pfalz. Bild: Matthias Buck (iNaturalist). |
![]() Endwindungen von Alinda biplicata, geöffnet. Sichtbar sind die Schalenspindel (Columella) und das Clausilium. Bild: Mathijs Zonneveld (iNaturalist). |
![]() Östliche Heideschnecke (Xerolenta obvia) an einem Maschen- drahtzaun in Wien. Bild: Robert Nordsieck. |
Andere Schnecken haben sich an Sonnenlicht und Trockenheit noch besser angepasst: Wärmeliebende (xerophile) Schnecken trockener Standorte, wie z.B. Heideschnecken (z.B. die östliche Heideschnecke, Xerolenta obvia) oder die Zebraschnecke (Zebrina detrita: Enidae) besitzen ein weißes Gehäuse, das zu Tarnzwecken außerdem dunkle Streifen aufweist. Und so kann man an warmen Tagen ganze Büsche am Wegrand voller kleiner Heideschnecken hängen sehen, die dort ihren Trockenschlaf verbringen.
Andere Schnecken verbringen ihren Trockenschlaf im Boden. Nacktschnecken können sich nicht mit einer Schale schützen und ziehen sich daher an geschützte Orte zurück. So findet man sie im Garten oft unter herum liegenden Brettern. Viele Nacktschnecken vergraben sich während trockenen Perioden auch im Boden.
![]() Eine Zebraschnecke (Zebrina detrita) verbringt die Trockenruhe an einem Grashalm. Bild: Robert Nordsieck. |
Die Trockenruhe der Weinbergschnecke.
![]() Der Winterdeckel schützt die Weinbergschne- cke nicht nur gegen Frost, sondern auch vor Austrocknung. Bild: Monika Samland. |
Wenn die Weinbergschnecke außerdem noch überschüssiges Wasser ausscheidet und nicht benötigte große Moleküle in ihrem Blutkreislauf in ihre Bausteine zerlegt, kann sie Frosttemperaturen von bis zu -40°C ertragen, ohne zu erfrieren. In der Kältestarre ist die Aktivität einer Schnecke außerdem auf das Notwendigste reduziert, sogar der Herzschlag verringert sich auf ein Minimum.
Die Überwinterung der Weinbergschnecke.
Der Kalkdeckel, den Weinbergschnecken für ihre Überwinterung bilden, ist aber wahrscheinlich nur in zweiter Linie eine Anpassung an die Kälte, obwohl er die Schnecke vor eindringendem Eis schützt. Weinbergschnecken bilden einen solchen Kalkdeckel auch, vorausgesetzt, dass ihnen ausreichend Kalk zur Verfügung steht, um sich gegen Trockenheit zu schützen. Die mediterranen Verwandten der Weinbergschnecke, zum Beispiel die gefleckte Weinbergschnecke (Cornu aspersum) und die Singschnecke (Cantareus apertus) bilden ihn sogar nur dann, denn eine Überwinterung in dem Maße, wie das die Weinbergschnecke tut, führen diese Arten in ihrer angestammten Heimat nicht durch.
![]() Berg-Glasschnecke (Semilimax kotulae). Bild: Gianbattista Nardi. |
Naturgemäß ist es sehr schwer, bei einem so geruhsamen Tier wie einer Schnecke festzustellen, ob es schläft oder wach ist, wenn sie gerade nicht aktiv ist. Neueste Forschungen haben aber ergeben, dass Schnecken auch dann Ruhephasen einlegen, wenn sie sich nicht gegen Trockenheit oder Kälte schützen müssen. Diese Forschungen wurden bei Wasserschnecken (Spitzschlammschnecken, Lymnaea stagnalis) durchgeführt.
Die Forscher untersuchten zunächst das Verhalten der Schnecken, um schlafähnliches Verhalten zu finden. Und tatsächlich stellte sich heraus, dass die Schnecken immer wieder etwa zwanzigminütige Ruhepausen einlegten, während derer sie entspannt waren, aber auch eine deutlich herabgesetzte Reaktion auf Reize, sowohl auf Berührungsreize, als auch auf Nahrungsangebot, zeigten. Interessanterweise zogen sich die Schlammschnecken während ihrer Schlafpausen nicht einmal in ihre Schale zurück.
Auch Landschnecken zeigen Ruhephasen, die vielleicht auf Schlaf hinweisen, verbringen sie allerdings zum Schutz vor Trockenheit und Fressfeinden in ihrer Schale.