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GlasschneckenVitrinidae Fitzinger, 1833
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![]() Ohrförmige Glasschnecke (Eucobresia diaphana). Bild: © Stefan Haller (schneckenfoto.ch). |
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![]() Mantelfortsatz von Eucobresia diaphana. Bild: Andreas Heidl. |
![]() Berg-Glasschnecke (Hessemilimax kotulae). Bild: Gianbattista Nardi. |
Das hauchdünne Gehäuse der Glasschnecken zeigt bereits ihre deutliche Ähnlichkeit mit Nacktschnecken. Vergleicht man zum Beispiel die Kugelige Glasschnecke (Vitrina pellucida) und die Ohrförmige Glasschnecke (Eucobresia diaphana), so erkennt man, dass, während die Kugelige Glasschnecke noch ein Gehäuse hat, in das sie sich vollständig zurück ziehen kann, so hat die Ohrförmige Glasschnecke, und daher auch ihr Name, ein relativ kleineres Gehäuse mit weniger Windungen (oder Umgängen), deren letzte ohrförmig erweitert ist, und sie kann sich nicht mehr vollständig in ihr Gehäuse zurückziehen.
Unterschiede kann man auch in der Form des Mantels sehen: Von der Kugeligen Glasschnecke bis hin zu anderen Glasschneckenarten kann man erkennen, dass der Mantelschild in zunehmendem Maße das Gehäuse von vorne überdeckt. Zusätzlich legt sich ein unterschiedlich großer Mantellappen rechts über das Gewinde. Bei manchen Glasschneckenarten kann das Gehäuse schon fast vom Mantel überdeckt sein.
So besitzt auf der einen Seite Oligolimax annularis eine große Schale, in die er sich vollständig zurückziehen kann. Sein Gattungsname Oligolimax bedeutet wörtlich der Wenig-Schnegel, weil er von allen Glasschnecken am wenigsten an einen solchen erinnert. Auf der anderen Seite ist bei der Weitmündigen Glasschnecke (Semilimax semilimax) die Schale schon so stark vom Mantel überwachsen, so dass sie, wie der Name Semilimax (Halb-Schnegel) schon sagt, fast eine Nacktschnecke ist (siehe Abbildungen am Seitenende).
![]() Madeirovitrina ruivensis: Madeira, Portugal. Bild: Sébastien Sant (iNaturalist). |
Groh,
K.; Rähle, W.; Kittel,
K.; Hemmen, J.; Bank,
R. (2009): Corrections and Additions to Mary B. Seddon's "The Landsnails of
Madeira". Conchylia 40, (3/4), 2 - 25. (In der Arbeit wird
Madeirovitrina noch als Plutonia dargestellt).
MolluscaBase eds.
(2025):
Madeirovitrina Groh & Hemmen,
1986.
Ähnliche Verhältnisse kann man bei anderen Schneckengruppen beobachten, wie z. B. bei der tropischen Familie Helicarionidae. Nacktschnecken sind im Rahmen der Entwicklungsgeschichte der Landschnecken mehrfach und unabhängig voneinander entstanden. Diesen Entwicklungsweg der Schalenrückbildung bezeichnet man auch als Vitrinisierung, nach der Familie der Glasschnecken (Vitrinidae), die nur einen der möglichen Wege dieser Strategie beschritten hat.
Mehr über
Nacktschnecken.
Tafel:
Glasschneckenverwandte (Vitrinoidea:
Systematik veraltet).
Vitrinisierung: Die Rückbildung der
Schneckenschale bei Landschnecken.
Ordnung: Stylommatophora
Überfamilie: Limacoidea
Familie: Vitrinidae Fitzinger 1833
Quelle: MolluscaBase eds. (2021): Vitrinidae Fitzinger, 1833.
Systematisch zählen die Glasschnecken zur Überfamilie Limacoidea, sind also verwandt mit den Schnegeln (Limacidae).
Kugelige Glasschnecke - Vitrina pellucida (O. F. Müller, 1774)
![]() Kugelige Glasschnecke (Vitrina pellucida): Helperknapp, Luxemburg. Bild: Christiane Wolff (iNaturalist). |
Maße: L: 4 - 6 mm; B: 2,5 - 3,5 mm; Länge des Tieres: 10 mm.
Lebensraum und Verbreitung: Die Kugelige Glasschnecke lebt im Allgemeinen an mäßig offenen Wiesenstandorten, in feuchten oder auch trockenen Lebensräumen im Laub- und Nadelwald, in Grasland und in Brachland. Von allen Glasschnecken bewohnt diese Art die trockensten Lebensräume, ist aber sehr anpassungsfähig an große ökologische Unterschiede. Vitrina pellucida ist auch an Felsen und Mauern, im Bachkies, in der Ufervegetation und sogar auf Almwiesen zu finden. In großer Zahl kommt sie manchmal an Standorten mit geringer Vegetationsdecke vor und toleriert sogar sauren Bodenuntergrund.
Das Verbreitungsgebiet der Art erstreckt sich von Europa bis nach Zentralasien, im Norden sogar bis jenseits des Polarkreises. In der Schweiz kommt Vitrina pellucida bis in einer Höhe von 2700 m NN vor.
Francisco Welter-Schultes:
Vitrina pellucida species homepage.
MolluscaBase eds.
(2025):
Vitrina pellucida (O. F. Müller, 1774).
Naturportal Südwest:
Vitrina pellucida (Kugelige Glasschnecke).
Ohrförmige Glasschnecke - Eucobresia diaphana (Draparnaud, 1805)
![]() Ohrförmige Glasschnecke (Eucobresia diaphana). Bild: © Stefan Haller (schneckenfoto.ch). |
![]() Ohrförmige Glasschnecke (Eucobresia diaphana): Štěchovice, Tschechien. Bild: Michal Honskus (iNaturalist). |
Lebensraum und Verbreitung: Die Ohrförmige Glasschnecke bewohnt feuchte und kühle Standorte an der Talsohle und im Gebirge. Im Tiefland ist Eucobresia diaphana in schattigen und feuchten Lebensräumen im Wald zu finden, in höheren Lagen auch an offenen Standorten, zwischen niedrigen Zwergsträuchern und auf Grasland mit ausreichenden Versteckmöglichkeiten.
Eucobresia diaphana ist in Europa von den Pyrenäen bis zum Balkan und bis nach Norddeutschland, die südöstlichen Niederlande und vor allem in den Alpen verbreitet. In der Schweiz ist sie bis in einer Höhe von 2900 m NN zu finden.
Bedrohungssituation: In Rheinland-Pfalz ist Eucobresia diaphana als gefährdet eingestuft (vgl. Gefährdungskategorien gemäß Roter Liste).
Francisco Welter-Schultes:
Eucobresia diaphana species homepage.
MolluscaBase eds.
(2025):
Eucobresia diaphana (Draparnaud, 1805).
Naturportal Südwest:
Eucobresia diaphana (Ohrförmige Glasschnecke).
Berg-Glasschnecke - Hessemilimax kotulae (Westerlund, 1883)
![]() Berg-Glasschnecke (Hessemilimax kotulae): Krhanice, Tsche- chien. Bild: Michal Honskus (iNaturalist). |
Maße: L: 4 - 6 mm; B: 3 - 4,5 mm; Länge des Tieres: 12 - 15 mm.
![]() Berg-Glasschnecke (Semilimax kotulae). Bild: Gianbattista Nardi. |
Semilimax kotulae ist in den Alpen und in den Karpaten verbreitet, in der Schweiz tritt die Schnecke nur zwischen 1300 und 2600 m NN auf.
Bedrohungssituation: Die Berg-Glasschnecke ist selten und tritt nur verstreut auf. Sie ist in Bayern als stark gefährdet und in Österreich als gefährdet eingestuft (vgl. Gefährdungskategorien gemäß Roter Liste).
Francisco Welter-Schultes:
Semilimax kotulae species homepage.
MolluscaBase eds.
(2025):
Hessemilimax kotulae (Westerlund,
1883).
Naturportal Südwest:
Hessemilimax kotulae (Berg-Glasschnecke).
Nardi,
G.; Niero, I.; Braccia,
A. (2007): Nota sui Vitrinidae (Gastropoda, Pulmonata) viventi in provincia di
Brescia. Natura Bresciana 35 (2007), 101 - 119.
Vollständige Artenliste für Österreich
Quelle: MolluscaBase eds. (2021): Vitrinidae Fitzinger, 1833.
Vitrinidae Fitzinger, 1833
![]() Oligolimax annullaris: Kütahya kalesi, Türkei. Bild: Mehmet Akif Suna (iNaturalist) |
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![]() Weitmündige Glasschnecke (Semilimax semilimax): Moszczan- ka, Polen. Bild: Michał Górski (iNaturalist). |
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![]() Kurze Glasschnecke (Vitrinobrachium breve): Ballensteadt, Harz, Deutschland. Bild: Amigolimax (iNaturalist). |
Vitrininae Fitzinger, 1833
Eucobresia H.B. Baker, 1929
Eucobresia diaphana (Draparnaud, 1805)
Eucobresia nivalis (Dumont & Mortillet, 1854)
Eucobresia pegorarii (Pollonera, 1884)
Eucobresia glacialis (Forbes, 1837)Hessemilimax Schileyko, 1986
Hessemilimax kotulae (Westerlund, 1883)
Oligolimax P. Fischer, 1878
Oligolimax annularis (S. Studer, 1820)
Semilimax Stabile, 1859
Semilimax semilimax (J. Férussac, 1802)
Semilimax carinthiacus (Westerlund, 1886)Semilimacella Soós, 1917
Semilimacella carniolica (O. Boettger, 1884)
Vitrinobrachium Künkel, 1929
Vitrinobrachium breve (A. Férussac, 1821)
Vitrina Draparnaud, 1801
Vitrina pellucida (O. F. Müller, 1774)
![]() Mit Bildern von Stefan Haller: http://www.schneckenfoto.ch. |
Letzte Änderung: 13.09.2025 (Robert Nordsieck).