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Verwandte der Weinbergschnecke |
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Schalenbilder
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![]() Gestreifte Weinbergschnecke (Helix lucorum): Dschermuk, Armenien. Bild: Vincent Rufray (iNaturalist). |
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![]() Helix engaddensis: Hadera, Israel. Diese Weinbergschnecken- art kommt in der Levante in mediterranen, trockenen und montanen Lebensräumen vor. Bild: Yael Orgad/a> (iNaturalist). |
![]() Schwarzmündige Weinbergschnecke (Helix melanostoma): Bouches-du-Rhône, Provence-Alpes-Côte d'Azur, Frankreich. Bild: Heather Etchevers (iNaturalist). |
Das Verbreitungszentrum mit der größten Artenvielfalt sind Südeuropa und die Länder um das Mittelmeer. Aber auch in Mitteleuropa findet man eine große Zahl an Schnirkelschnecken. Die mitteleuropäische Weinbergschnecke (Helix pomatia) ist zwar die einzige einheimische Weinbergschneckenart, aber eingeschleppt kommen inzwischen auch die Gefleckte Weinbergschnecke (Cornu aspersum) und die Gestreifte Weinbergschnecke (Helix lucorum) vor (so zum Beispiel im Süden von Wien, die Gefleckte Weinbergschnecke aber auch in Schleswig-Holstein und an anderen Orten, wo diese mediterranen bis ozeanischen Arten den Winter überleben können. In Niederösterreich befindet siich die Art stark in Ausbreitung und ist, besonders im Süden Wiens fast überall anzutreffen.
Ebenfalls zu den Schnirkelschnecken zählen die Bänderschnecken (Gattung Cepaea), die Baumschnecke (Arianta arbustorum), der Steinpicker (Helicigona lapicida) und ihre Verwandten. Im Mittelmeerraum sind Feldschnecken (Gattung Otala), Nudelschnecken (Eobania vermiculata) und Dünenschnecken (Theba pisana) mit den Weinbergschnecken verwandt.
Helix pomatia, Cornu aspersum und Helix lucorum sind aber keineswegs die einzigen Weinbergschneckenarten, die man kennt. Sowohl nach Osten, nach Südosten und nach Süden schließen sich an das Verbreitungsgebiet der mitteleuropäischen Weinbergschnecke die Verbreitungsgebiete anderer Weinbergschneckenarten an.
Manche davon, wie die Korsische Weinbergschnecke (Helix ceratina) und die Sizilianische Weinbergschnecke (Cornu mazzullii) kommen nur in einem sehr eng begrenzten Verbreitungsgebiet vor. Andere, wie die Podolische Weinbergschnecke (Helix lutescens) haben ein weiteres Verbreitungsgebiet, das sich im Osten an das der mitteleuropäischen Weinbergschnecke anschließt.
Gerade die Weinbergschnecken auf eng begrenztem Verbreitungsgebiet sind in ihrem Bestand meist mehr oder minder stark bedroht, besonders wenn sie außerdem als Nahrung von der einheimischen Bevölkerung gesammelt werden. Sowohl Tyrrhenaria ceratina, als auch Cornu mazzullii stehen mit unterschiedlicher Dringlichkeit auf der Roten Liste ihrer jeweiligen Heimatländer.
Schnirkelschnecken (Helicidae)
- Systematische Übersicht.
Grunzschnecke - Cantareus apertus (Born 1778)
![]() Grunzschnecke (Cantareus apertus): Rogliano, Korsika. Bild: Fabrice Jullien (iNaturalist). |
![]() Grunzschnecke (Cantareus apertus): Kalamunda, Western Australia. Bild: Masha Levene (iNaturalist). |
Abwehrreaktion der
Grunzschnecke (Cantareus apertus). Film:
Ungarisches Museum für Naturwissenschaften.
Das Gehäuse der Grunzschnecke ist viel dünnwandiger und deutlich kleiner als das von Helix pomatia oder Cornu aspersum, ziemlich glänzend, gelbbraun bis olivfarben ohne Streifen oder Flecken. Der Mundsaum ist kaum erweitert. Auf der parietalen (oberen) Seite weist die Mündung, die keine Mündungslippe zeigt, einen weißen Kallus auf.
Bestimmung
nach Schalenbildern: Cantareus apertus.
Das Tier selbst ist hellgrau, am Rücken dunkelgrau gefärbt. Ein bläulich weißer "Aalstrich" zieht sich über den Nacken der Schnecke. Beim lebenden Tier ist der Fuß im Vergleich zur Schale sehr groß.
Lebensraum und Verbreitung: Die Schnecke lebt in Macchien, Feldrainen und Weingärten.
![]() Cantareus apertus. Bild: Fabio Liberto. |
![]() Grunzschnecke (Cantareus apertus) mit Deckel. Bild: Martina Eleveld. |
Grunzschnecken werden oft mit Obst- und Gemüselieferungen aus dem Mittelmeerraum nach Mitteleuropa eingeschleppt, überleben den Winter jedoch in freier Natur im Allgemeinen nicht. Stabile Populationen eingeschleppter Cantareus apertus außerhalb des eigentlichen Verbreitungsgebietes gibt es daher nur selten.
In Südfrankreich wird die Grunzschnecke als Delikatesse gesammelt und ist daher so selten geworden, dass sie nur mehr für den Eigenbedarf gesammelt werden darf. Vielfach wird auch Cantareus apertus bereits auf Schneckenfarmen, z. B. in Italien, gezüchtet.
Korsische Weinbergschnecke - Helix ceratina Shuttleworth 1843
![]() Korsische Weinbergschnecke (Helix ceratina). Bild: Gerhard Falkner. Quelle: Musée de l'Histoire Naturelle. |
Der hornähnlichen Farbe ihres Gehäuses verdankt diese Weinbergschneckenart den Artnamen ceratina. Besonders zu erwähnen ist auch die sehr stark verbreiterte Fußsohle der Korsischen Weinbergschnecke, eine Anpassung an den wenig stabilen, sandigen Untergrund ihres Lebensraums.
![]() Vorkommen von Helix ceratina (rot) und Cornu mazzullii (orange). Quelle: Physical Map of Italy, equirectangular projection. |
Helix ceratina bevorzugt lockeren Untergrund mit Heidevegetation, wo sie sich gut eingraben kann. Gebiete, die durch menschliche Einwirkung von der Vegetation befreit sind, deren Untergrund zu stark verdichtet oder von Ruderalpflanzen besiedelt ist, meidet sie. Die korsische Weinbergschnecke ist nachtaktiv, bei Tag kommt sie nur bei Regen heraus. Trockene Perioden verbringt sie im Sand eingegraben (manchmal bis zu 60 cm tief).
Seit ihrer Entdeckung 1843 hat sich Helix ceratina nur wenig verbreitet. Man schätzt, dass die Art nur etwa 6 ha. an der Südwest-Küste der Insel Korsika, bei Campo dell'Oro, bewohnt. Archäologische Hinweise deuten jedoch darauf hin, dass Helix ceratina in historischer Zeit (vor 4500 bis 9000 Jahren) weiter in Korsika verbreitet war - man hat bei Bastia und Bonifacio Gehäuse gefunden, die sich zwar von der heutigen Form leicht unterscheiden, aber dennoch der selben Art zugeordnet werden.
Aus dem Neolithikum liegen Fossilien vor, die beweisen, dass Helix ceratina in jener Zeit auf Korsika viel weiter verbreitet war. Unbekannt ist jedoch, ob die starke Verkleinerung des Lebensraums der Art mit klimatischen oder anthropogenen Veränderungen zusammen hängt - Helix ceratina wurde zeitweilig, wie viele Weinbergschneckenarten, als Nahrung gesammelt.
Bedrohungssituation: Wegen ihres sehr kleinräumigen Verbreitungsgebietes und der großen Bedrohung durch die Veränderung ihres Lebensraumes durch den Menschen wurde Helix ceratina als vom Aussterben bedroht (CR) eingestuft (vgl. Gefährdungskategorien gemäß Roter Liste). Laut MolluscaBase ist der wissenschaftliche Name Tyrrhenaria ceratina nicht akzeptiert, daher wird die Art hier als Helix ceratina aufgeführt.
Sizilianische Weinbergschnecke - Cornu mazzullii (De Cristofori & Jan, 1832)
![]() Sizilianische Weinbergschnecke (Cornu mazzullii). Bild: Tato Grasso, Quelle: Wikipedia. |
Maße: H: 30 - 40 mm;
B: 28 - 35 mm; U: 3 - 4.
![]() Von Cornu mazzullii durchlöcherter Kalkfelsen am Monte Cofano auf Sizilien. Bild: Tato Grasso, Quelle: Wikipedia. |
Das Verbreitungsgebiet der Sizilianischen Weinbergschnecke ist auf die Küstenregion Nordwest-Siziliens zwischen Trapani und Cefalù beschränkt, wo es kleinere, voneinander isolierte Populationen der Art gibt.
Bedrohungssituation: In den vergangenen Jahren sind die Bestände der Art langsam zurück gegangen, sei es durch Absammlung durch die Einheimischen als Nahrung, sei es durch Zerstörung des Lebensraumes infolge menschlicher Siedlungserweiterung. Mittlerweile kommen stabile Populationen vor allem in den Naturschutzgebieten von Monte Cofano, Capo Gallo und Monte Pellegrino vor. Die Sizilianische Weinbergschnecke ist auf der italienischen Roten Liste als gering gefährdet (NT) eingestuft, befindet sich also auf der Vorwarnliste (vgl. Gefährdungskategorien gemäß Roter Liste).
Podolische Weinbergschnecke - Helix lutescens (Rossmässler, 1837)
![]() Podolische Weinbergschnecke (Helix lutescens) aus der Ost- Slowakei. Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien. |
Das Tier selbst ist gräulich gefärbt und weist zwei charakteristische helle Streifen entlang der Flanken auf.
Maße: H: 27 - 33 mm; B: 24 - 31 mm.
![]() Podolische Weinbergschnecke (Helix lutescens). Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien. |
Das Verbreitungsgebiet der Art erstreckt sich über die Karpaten und die benachbarten Gebiete, im Westen bis Krakau, die östliche Slowakei und Ostungarn, im Norden bis Brest, im Süden bis Nordserbien und die Walachei. Im Osten kommt Helix lutescens bis in die Ukraine westlich von Kiew, sowie im Norden Rumäniens und in Siebenbürgen vor.
Anmerkung: Podolien (russ. Подолье - Podolje) ist ein historisches Gebiet in der südwestlichen Ukraine und im nordöstlichen Moldawien (hier die nördliche Hälfte Transnistriens) und macht den östlichen Teil des Verbreitungsgebietes der Podolischen Weinbergschnecke aus.
Bedrohungssituation: In Polen ist die Podolische Weinbergschnecke leicht bedroht. Zum einen sind die Vorkommen polnischer Populationen von Helix lutescens, die am Rande des Verbreitungsgebietes der Art liegen, nur regionale und isolierte Vorkommen. Weiters kommt die Podolische Weinbergschnecke in Polen vor allem in menschlich überformten Lebensräumen vor und ist daher von Veränderungen dieser Lebensräume gleich betroffen. Abschließend wird Helix lutescens in Polen oft versehentlich zusammen mit der mitteleuropäischen Weinbergschnecke (Helix pomatia) als Speiseschnecke gesammelt. Auf der polnischen Roten Liste wird Helix lutescens daher als leicht gefährdet (NT) klassifiziert (vgl. Gefährdungskategorien gemäß Roter Liste).
Letzte Änderung: 11.09.2025 (Robert Nordsieck).