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GlanzschneckenOxychilidae Hesse, 1927 (1879) |
Glanzschnecken (Zonitidae u.a.) | Dolchschnecken (Gastrodontidae) | Glanzschnecken (Oxychilidae) | Daudebardien (Daudebardiinae) |
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![]() Oxychilus draparnaudi: Hannover, Deutsch- land. Bild: André Apel (iNaturalist). |
![]() Glatte Glanzschnecke (Morlina glabra): Namur, Belgien. Bild: Gilles San Martin (iNaturalist). |
Viele Arten leben räuberisch von Würmern und anderen kleineren Schneckenarten, oder auch von Aas.
Die Oxychilidae sind paläarktisch verbreitet (
vgl.
Faunenprovinzen der Erde), nur Oxychilus profundus Neubert
1998 kommt auch auf der Arabischen Halbinsel vor. Allerdings sind z.B.
Oxychilus cellarius und
Oxychilus alliarius auch nach Australien
verschleppt worden.
Zur Familie Oxychilidae gehören laut MolluscaBase drei Unterfamilien: Neben den Oxychilinae sind dies die Daudebardiinae (s.o.) und die Selenochlamydinae, zu denen die Walisische Geisterschnecke (Selenochlamys ysbryda) gehört.
Erstmals beschrieben wurden, damals noch als Unterfamilie, die Oxychilinae von Hesse (1879); zitiert in Geyer, D. (1927), "Unsere Land- und Süsswasser-Mollusken" (s.u.).
In der Folge sollen vorwiegend einige einheimische Arten der Gattung Oxychilus (Oxychilinae) beschrieben werden. Zu dieser Unterfamilie gehören allerdings auch noch andere Gattungen, wie z.B. Morlina (Bild links), die früher ebenfalls als Oxychilus bezeichnet wurde.
![]() Gehäuse von Oxychilus alliarius. Bild: H. Zell (Quelle). |
Große Glanzschnecke - Oxychilus draparnaudi (Beck 1837)
![]() Große Glanzschnecke (Oxychilus draparnaudi): A Coruña, Galicien, Spanien. Bild: Pablo Torres Luaces (iNaturalist). |
Die Große Glanzschnecke lebt räuberisch, hauptsächlich von anderen, kleineren Schnecken, aber auch von frischen und welken Pflanzenteilen. Vor allem junge Exemplare der Bänderschnecken-Arten (Cepaea) bis etwa 10 mm Größe, und junge Nacktschnecken sind die Hauptbeute. Die Gehäuse werden restlos ausgefressen, die Gehäuse bleiben dabei völlig intakt.
Auch bei den Nacktschnecken bleiben die inneren Kalkplättchen säuberlich abgenagt übrig. Das bedeutet, dass die Art ihren Kalkbedarf nicht durch das Annagen der Gehäuse ihrer Beute deckt, sondern ausschließlich über die tierische Nahrung.
Frömming,
E. (1954): Biologie der mitteleuropäischen Landgastropoden. Duncker & Humblot,
Berlin, S. 89–97.
![]() Oxychilus draparnaudi: Oak Creek, Agoura Hills, Kalifornien, USA. Bild: James Bailey (iNaturalist). |
Mahlfeld, K.
(2000): "Impact of introduced gastropods on molluscan communities, northern North
Island". Wellington. (PDF).
Maße: H: 6 - 7 mm; B: 12 - 14 mm; U: 5 - 5½.
Lebensraum und Verbreitung: Die Tiere leben an feuchten und geschützten Standorten unter Laub und Steinen in offenem und halboffenem Gelände, sowie zwischen Felsen, ursprünglich in warmen und feuchten Laubwäldern. Sie kommt heute inzwischen in Mitteleuropa (eingeschleppt) vor allem im Kulturland, in Gärten, Parks, Gewächshäusern, Kompostmieten, sowie entlang von Straßenrändern und an Abladeplätzen für Grünmaterial. vor.
Das Verbreitungsgebiet von Oxychilus draparnaudi erstreckte sich ursprünglich über Südwest- und Südeuropa bis nach Südwestdeutschland, heute ist sie im größten Teil Mitteleuropas, den Britischen Inseln und auch auf anderen Kontinenten eingeschleppt worden. Ursprünglich nur in West- und Südwesteuropa bis nach Südwestdeutschland heimisch, ist Oxychilus draparnaudi aber mittlerweile in ganz Mitteleuropa verschleppt worden. In Skandinavien ist sie nur in Gärten und Gewächshäusern nachgewiesen. In der Schweiz wurde sie schon auf 2.000 m über Meereshöhe gefunden, allerdings ist sie über 1.000 m schon sehr selten.
Durch anthropogene Verschleppung tritt sie auch in anderen gemäßigten Regionen der Erde auf.
Keller-Glanzschnecke - Oxychilus cellarius (O. F. Müller 1774)
![]() Keller-Glanzschnecke (Oxychilus cellarius) in einer Höhle. Bild: Andrew Lewington, Cave Life in Wales. |
![]() Oxychilus cellarius: Huon Valley, Tasmanien, Australien. Bild: James Bailey (iNaturalist). |
Maße: H: 3 - 4; B: 10 - 12; U: 6.
Lebensraum und Verbreitung: Keller-Glanzschnecken leben ursprünglich in mäßig feuchten Laubwäldern unter Laub und Fallholz, sowie zwischen Gesteinsschutt. Wie der Name schon sagt, treten sie auch oft in Kulturgelände auf: Dort findet man sie unter Ziegelschutt, unter moderndem Holz und in feuchten Kellern. Der Dichter und Malakologe Hermann Löns hat Oxychilus cellarius zum Beispiel zu Beginn des 20. Jhd. aus westfälischen Kohlenkellern beschrieben.
![]() ![]() Oxychilus cellarius. Bild: Helmut Nisters. |
Das Verbreitungsgebiet der Art erstreckt sich ursprünglich über West- und Mitteleuropa, darunter die Britischen Inseln einschließlich der Hebriden, der Orkney- und Shetland-Inseln. In Norwegen tritt die Keller-Glanzschnecke entlang der Küste bis nördlich des Polarkreises auf. In zahlreichen anderen Regionen der Welt wurde die Schnecke als Kulturfolger eingeschleppt.
Knoblauch-Glanzschnecke - Oxychilus alliarius (Miller 1822)
![]() Knoblauch-Glanzschnecke (Oxychilus alliarius): Melbourne, Victoria, Australien. Bild: Reiner Richter (iNaturalist). |
Die Knoblauch-Glanzschnecke wurde 2014 zum Weichtier des Jahres gewählt, vor allem wegen der Besonderheit, einen nach Knoblauch riechenden Schleim absondern zu können. Als fleischfressende Art reguliert sie die Populationen der pflanzenfressenden Schnecken und ist damit ein wichtiger Faktor im Ökosystem, auch in den Gärten.
Wiese,
V. (2014): Die Knoblauch-Glanzschnecke Oxychilus alliarius - Weichtier
des Jahres 2014. (PDF).
![]() Oxychilus alliarius, Jungtier: Hawaii, USA. Bild: James Bailey (iNaturalist). |
Lebensraum und Verbreitung: Vorwiegend kommt die Knoblauch-Glanzschnecke in sumpfigen Lebensräumen in Laubwäldern an Berghängen im Moos, unter Laub und Steinen vor. Außerdem kommt sie an feuchten Standorten wie Bachtälern und Gewässerufern vor, in Kulturlandschaften auch auf feuchten Wiesen, in Gärten und Treibhäusern. In der Schweiz ist die Knoblauch-Glanzschnecke bis in einer Höhe von 1300 m NN zu finden.
Die Knoblauch-Glanzschnecke lebt vor allem räuberisch von anderen Gehäuseschnecken bis zu ihrer eigenen Größe, kleine Nacktschnecken (unter 10 mm Länge), aber auch frische Pflanzenteile und Aas.
Das Verbreitungsgebiet von Oxychilus alliarius erstreckt sich ursprünglich über Nordwesteuropa bis nach Island, Südskandinavien, die Britischen Inseln und Norddeutschland. Verstreut kommt die Art außerdem in der Schweiz, in Vorarlberg, in der Toskana, in Katalonien und auf den Azoren vor. In vielen anderen Regionen, unter anderem in Nordamerika und Australien, wurde sie durch den Menschen eingeschleppt.
Wie viele andere mitteleuropäische Landlungenschnecken ist die Knoblauch-Glanzschnecke inzwischen in viele andere Regionen der Welt verschleppt worden. In Hawaii beispielsweise (Bild rechts) ist Oxychilus alliarius, erstmals in den 1930er beobachtet, inzwischen die häufigste Schneckenart geworden und gefährdet die einheimischen Arten und infolgedessen auch einheimische Vögel, die vorwiegend von diesen Schneckenarten leben. Allerdings werden in den amerikanischen Konservationsbemühungen die durch die Rosige Wolfsschnecke (Euglandina rosea) verursachten Probleme endemischer Partula-Schnecken (Partulidae) mit Vorrang behandelt, so dass Oxychilus alliarius nicht die Aufmerksamkeit erhält, die ihm gebührt.
Curry,
P.A.; Yeung, N.W. (2013): "Predation on
endemic Hawaiian land snails by the invasive snail Oxychilus alliarius".
Biodiversity and Conservation, 22 (13–14): 3165–3169. (Abstract).
Schweizer Glanzschnecke - Oxychilus navarricus helveticus (Blum 1881)
![]() Schweizer Glanzschnecke (Oxychilus navarricus helveticus): Dinant, Belgien. Bild: Gilles San Martin (iNaturalist). |
Falkner, G.; Ripken, T. E. J.; Falkner, M. (2002): Mollusques continentaux de
France. Liste de référence annotée et bibliographie. - pp. [1-2], 1-350, [1-3].
Paris.
Beschreibung: Die Schweizer Glanzschnecke besitzt ein dünnwandiges Gehäuse mit einer horngelben Farbe, dessen Umriss nahezu kugelig ist. Am Nabel (Umbilicus) verändert sich die Farbe des Gehäuses ins Weißliche. Die Naht zwischen den einzelnen Umgängen ist nur schwach erkennbar. Der Nabel ist nicht besonders weit, er nimmt nur etwa ein Achtel des Gehäusedurchmessers ein. Darin unterscheidet sich die Art von Oxychilus alliarius, dessen Nabel im Verhältnis weiter ist. Nahe der Mündung beim lebenden Tier der charakteristische schwarze Mantelsaum erkennbar.
Maße: H: 4,5 - 6 mm; B: 7 - 13; U: 4½ - 6.
Lebensraum und Verbreitung: Die Schweizer Glanzschnecke bewohnt feuchte und schattige Lebensräume in Wäldern und zwischen Felsgeröll. Vorwiegend ist die Art in gebirgigen Laubwäldern unter Moos zu finden, dabei bevorzugt sie, mehr als Oxychilus alliarius, kalkreichen Boden. In der Schweiz ist sie bis auf einer Höhe von 1600 m NN zu finden. Zusätzlich kommt sie in Bachtälern, ebenso wie an Quellen, und, ebenso, wie die Kellerglanzschnecke, auch in Höhlen vor.
In Großbritannien lebt die Schweizer Glanzschnecke in besonderem Maße als Kulturfolger, dort findet man sie auch in alten Steinbrüchen, am Straßenrand und zwischen Abfall.
Glatte Glanzschnecke - Morlina glabra (Rossmässler, 1835)
![]() Glatte Glanzschnecke (Morlina glabra): Namur, Belgien. Bild: Gilles San Martin (iNaturalist). |
Die Schale von Morlina glabra ist dünn und durchscheinend, und auf der Oberseite rötlichbraun oder bräunlichgelb gefärbt, auf der Unterseite weiß gefleckt. Die Oberseite ist stark glänzend und weist feine, geglättete radiale Runzeln auf.
Der Weichkörper des Tieres ist dunkel blaugrau gefärbt. Die oberen Tentakeln sind sehr lang. Ein Mantellappen überdeckt den Nabel. Die Oberseite ihres Gehäuses hält die Glatte Glanzschnecke durch Lecken sauber.
Morlina glabra ernährt sich von frischen und welken Pflanzenteilen, aber auch von lebenden und toten Tieren. Sie jagt aktiv kleinere Gehäuseschnecken, wie Bernsteinschnecken (Succinea) und Schnirkelschnecken (Cepaea und Arianta), von den zwei letzteren Gattungen allerdings nur Jungtiere. Dabei nähert sie sich der Beute von hinter oder der Seite. Das Opfer zieht sich zwar in der Regel in das Gehäuse zurück und sondert Schleim ab, das hindert die Glatte Glanzschnecke jedoch nicht daran, dem Beute in ihr Gehäuse hinein zu folgen und sie bei lebendigem Leib aufzufressen.
![]() Glatte Glanzschnecke (Morlina glabra): Namur, Belgien. Bild: Gilles San Martin (iNaturalist). |
Maße: B: 12 - 18 mm; H: 5,5 - 9 mm; U: 5 bis 5½.
Lebensraum und Verbreitung: Das Verbreitungsgebiet der Glatten Glanzschnecke reicht von Zentralspanien über Katalonien, Südfrankreich und den Alpen bis zu den Karpaten, den Balkan bis nach Griechenland und den europäischen Teil der Türkei. Isolierte Vorkommen gibt es in Nordwestspanien und Portugal, auf Gotland (Schweden) und in Süditalien (Basilicata, Kalabrien, Sizilien). In Deutschland gibt es Vorkommen am Oberrhein, in den Berchtesgadener Alpen, im Fränkischen Jura, im Thüringer Wald und im südlichen Sachsen (Erzgebirge).
Die Glatte Glanzschnecke bevorzugt feuchte Habitate in der Laubstreu von Wäldern, unter bemoosten Felsen und Geröll an Talhängen, auch unter Totholz in höheren Lagen der Mittelgebirge und Gebirge. Im Wallis in der Schweiz ist Morlina glabra bis auf 1.850 m über Meereshöhe anzutreffen, in Bulgarien bis auf 1.900 m.
![]() Mit Bildern von Stefan Haller: http://www.schneckenfoto.ch. |
Letzte Änderung: 25.09.2025 (Robert Nordsieck).