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Rosige WolfsschneckeEuglandina rosea (A. Férussac, 1821) Mit einem Exkurs über andere Raubschneckenarten. |
![]() Rosige Wolfsschnecke (Euglandina rosea): St. John's County, Florida, USA. Bild: John Slapcinski (iNaturalist). |
![]() Kopf von Euglandina rosea: Seminole County, Florida, USA. Bild: Jeffrey Gammon (iNaturalist). |
Die Wolfsschnecke bewegt sich mit der zwei- bis dreifachen Geschwindigkeit einer gewöhnlichen Landschnecke. Sie verfolgt ihre Beute nicht nur am Boden, sondern klettert auf Bäume und kann sogar kurze Strecken unter Wasser zurücklegen.
Ihr Nahrungsspektrum umfasst:
Der amerikanische Malakologe Harry G. Lee (Jacksonville Shell Club) berichtete, bei der Präparation eines mittelgroßen Exemplars von Euglandina rosea nicht weniger als 13 Schneckenschalen im Verdauungstrakt gefunden zu haben.
Heimische Nacktschnecken
Nacktschnecken.
![]() Rosige Wolfsschnecke (Euglandina rosea) greift Achatschne- cke (Lissachatina fulica) an. |
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![]() Die Achatschnecke wird in den Nacken gebissen. Koolauloa, Hauula, Hawaii, USA. Bild: Kevin Faccenda (iNaturalist). |
Die meist ohnehin kleinen Populationen dieser endemischen Inselarten hatten dem plötzlichen Räuberdruck nichts entgegenzusetzen. Viele Arten verschwanden vollständig; einige sind heute unwiederbringlich ausgestorben.
Pazifische Baumschnecken (Partulidae).
Schulz,
H., Nordsieck, R. (2024): "Die Afrikanische Riesenschnecke -
Lissachatina
fulica". Natur und Tier Verlag Münster.
Die Einführung der Wolfsschnecke gilt heute als klassisches Beispiel für eine fehlgeschlagene biologische Bekämpfung. Malakologen und Ökologen hatten frühzeitig vor den Folgen gewarnt, doch ihre Ratschläge wurden von den Behörden ignoriert. Heute gibt es internationale Programme, die bedrohte Partula-Arten in Zoos züchten und wieder auswildern, etwa auf Tahiti. Ohne diese Maßnahmen wäre ein Großteil der pazifischen Baumschnecken bereits verloren.
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Ebenfalls zur Unterordnung Helicina gehören die west- bis mitteleuropäischen Daudebardien (Daudebardia rufa: Zonitidae) und Rucksackschnecken (Testacella haliotidea: Testacellidae).
Auf der anderen Seite stehen die Achatinina, zu denen die Familie der Streptaxidae mit Edentulina obesa und den Tayloria-Arten quadrilateralis und kibweziensis gehören.
Raubschnecken sind in ihren ursprünglichen Lebensräumen wichtige Regulatoren im Ökosystem. Erst durch menschliche Eingriffe, vor allem durch Einschleppung in fremde Gebiete, werden manche Arten zu einer Gefahr für endemische Faunen.
Auf mehreren pazifischen Inseln wurden auch zwei afrikanische Raubschnecken eingeführt, um die Afrikanische Riesenschnecke zu bekämpfen:
Tayloria quadrilateralis (vormals Gonaxis quadrilateralis)
Tayloria kibweziensis (vormals Gonaxis kibweziensis)
Wie schon bei Euglandina jagten aber auch sie bevorzugt die kleineren endemischen Baumschneckenarten, anstatt die großen Achatschnecken zu dezimieren. Ihr Einfluss auf die Insel-Fauna war dementsprechend verheerend. Beide gehören zur in unterschiedlichen Teilen Afrikas weit verbreiteten Familie Streptaxidae, vgl. System links).
![]() Natal Cannibal Snail (Natalina cafra). Scottburgh, KwaZulu- Natal, Südafrika. Bild: Peter Vos (iNaturalist). |
![]() Natalina cafra frisst eine Achatina immaculata: KwaZulu-Natal, Südafrika. Bild: Ricky Taylor (iNaturalist). |
Nachdem diese Schnecken vorwiegend andere Schnecken, wie die Achatschnecke (Achatina immaculata), die Gefleckte Weinbergschnecke (Cornu aspersum) und Nacktschnecken (Elisolimax flavescens) jagt und frisst, wird sie umgangssprachlich auch als "cannibal snail" bezeichnet. Außerdem frisst die Schnecke aber auch Regenwürmer, die sie mit den scharfen Zähnen ihrer Radula zerteilen kann. Laut Herbert, Kilburn (2004) wurde ein Malakologe, der eine Schnecke untersuchen wollte, von dieser in die Hand "gebissen" und trug eine 5 mm lange blutende Wunde davon.
In Südafrika gibt es mehrere Natalina-Arten, die regional verbreitet sind. Diese gehören zur systematischen Familie Rhytididae (vgl. System links).
Herbert, D., Kilburn,
D.: "Field guide to the Land Snails and Slugs of Eastern South Africa",
Natal Museum Pietermaritzburg, 2004. S. 215 ff.
Wikipedia:
Natalina
cafra.
![]() Natalina cafra hat einen kleineren Artgenoss en gefressen und trägt nun seine Schale am Schwanzende mit sich herum, um den darin enthaltenen Kalk zu absorbieren. Scottburgh, KwaZulu-Natal, Südafrika, Bild: Peter Vos (iNaturalist). |
![]() Edentulina ovoidea von der Insel Mayotte. Bild: Maël Dewynter (iNaturalist). |
In anderen Teilen Afrikas sind auch mehrere weitere Arten der Gattung Edentulina vertreten.
Heimbiotop.de:
Grüne
Raubschnecke (Edentulina obesa).
MolluscaBase eds.
(2021):
Edentulina L. Pfeiffer, 1856.
Auch in Europa gibt es mehrere Raubschneckenarten, wenn auch mit einer etwas anderen Ernährungsweise als ihre tropischen Verwandten.
Dalmatinische Raubschnecke (Poiretia cornea)
Poiretia cornea mit ihrem beachtlich gelb gefärbten Fuß ist ein spezialisierter Schneckenjäger, der unter anderem landlebende Deckelschnecken (Pomatias elegans) jagt. Nachdem sie diese wegen des Operculums nicht durch die Mündung angreifen kann, löst sie mit Hilfe einer besonderen Säuredrüse ain der Fußsohle einen Teil der Schalenwand der Beute auf und frisst sie durch das entstandene Loch. Poiretia frisst aber auch andere Gehäuseschnecken, auf herkömmliche Weise durch die Mündung. Poiretia cornea ist von Monfalcone in Nordost-Italien bis nach Serbien verbreitet.
Dalmatinische Raubschnecke (Poiretia
cornea).
Fechter, R.; Falkner, G. (1990): "Weichtiere". Mosaik-Verlag München. S. 182 f.
Neben der Art Sardopoiretia emanueli (Bodon, Nardi, Braccia & Cianfanelli, 2010) gehören zur Gattung Poiretia die einzigen Vertreter der Familie Oleacinidae (zu der auch die Rosige Wolfsschnecke (Euglandina rosea) gehört), die im Mittelmeerraum vorkommen, wo es neben Poiretia cornea acht weitere Arten der Gattung Poiretia gibt.
MolluscaBase eds.
(2025):
Poiretia P. Fischer, 1883.
Abgesehen davon sind alle anderen Vertreter der Familie Oleacinidae nur in Mittelamerika und der Karibik, bis nach Florida zu finden.
![]() Rötliche Daudebardie (Daudebardia rufa): Bangor, Wales, Großbritannien. Bild: Yolanda Evans (iNaturalist). |
Systematisch gehören die Daudebardiinae zu den Glanzschnecken (Zonitidae), eine in Europa weit verbreitete, größtenteils Schalen tragende, und zumindest fakultativ räuberische Schneckengruppe.
Daudebardien (Daudebardiinae, Zonitidae).
Glanzschnecken (Zonitidae).
Kerney,
M. P.; Cameron, R. A. D.; Jungbluth
J. H. (1983): "Die Landschnecken Nord- und Mitteleuropas". Parey Verlag Hamburg,
Berlin. S. 174 f.
Fechter, R.; Falkner,
G. (1990): "Weichtiere". Mosaik-Verlag München. S. 182 f.
Wiese,
V. (2024): "Die Landschnecken Deutschlands". 3. Ed. S. 191 f.
Geyer,
D. (1927): "Unsere Land- und Süßwassermollusken". 3. Ed. S. 62.
![]() Rucksackschnecke (Testacella haliotidea): Berkeley, Kalifor- nien, USA. |
![]() Schalenrest am Schwanzende der Schnecke. Bilder: Ken-ichi Ueda (iNaturalist). |
Rucksackschnecken (Testacellidae).
Kerney,
M. P.; Cameron, R. A. D.; Jungbluth
J. H. (1983): "Die Landschnecken Nord- und Mitteleuropas". Parey Verlag Hamburg,
Berlin. S. 238 f.
Fechter, R.; Falkner,
G. (1990): "Weichtiere". Mosaik-Verlag München. S. 168 f.
Wiese,
V. (2024): "Die Landschnecken Deutschlands". 3. Ed. S. 153 f.
Geyer,
D. (1927): "Unsere Land- und Süßwassermollusken". 3. Ed. S. 50.
Diese Gruppen zeigen, dass auch in Europa Raubschnecken eine wichtige Rolle im Ökosystem spielen – wenn auch mit einer ganz anderen Spezialisierung als die eigentlichen Schneckenjäger wie Euglandina.
Zonitidae, Vitrinidae u.a.: Weitere Schneckenarten, wie zum Beispiel viele Glanzschneckenarten (Zonitidae) sind zumindest fakultativ räuberisch. Auch die Spanische Wegschnecke (Arion vulgaris) frisst Aas, greift aber gelegentlich andere Schnecken an. Auch der bekannte Tigerschnegel (Limax maximus) wird neben seiner üblichen Nahrung (v.a. Pilze) auch Schneckeneier fressen und so andere Schnecken regulieren, wird aber durchaus auch erwachsene Schnecken angreifen, besonders wenn sie schon verletzt sind. Glasschnecken (Vitrinidae) sind recht kälteunempfindlich und nutzen es aus, wenn andere Schnecken im Kälteschlaf sind, diese zu fressen. Auch die Gefleckte Weinbergschnecke (Cornu aspersum), die bisher nur als Beuetetier erwähnt wurde, ist durchaus nicht abgeneigt, Aas oder Schneckeneier zu fressen. Eine mögliche Theorie ist, dass die starke Ausbreitung von Cornu aspersum in Niederösterreich zum Rückgang der Spanischen Wegschnecke geführt hat, da Cornu den Wegschnecken Nahrungskonkurrenz macht und deren Gelege frisst.
Verglichen mit einer Euglandina rosea oder einer Natalina cafra erscheinen diese Schneckenarten sehr harmlos, man sollte ihre Rolle und ihre Bedeutung im Ökosystem jedoch nicht unterschätzen.
Letzte Änderung: 18.08.2025 (Robert Nordsieck).