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Poiretia cornea (Brumati, 1838) - Fam. Oleacinidae

  Dalmatinische Raubschnecke (Poiretia cornea)
Dalmatinische Raubschnecke (Poiretia cornea) aus dem
Durmitor-Gebirge in Montenegro. Vergrößern!
  Dalmatinische Raubschnecke (Poiretia cornea)
Bilder: Dragiša Savić (Quelle). Vergrößern!
Im Gegensatz zu den andernorts beschriebenen räuberischen Halbnacktschneckengattungen Daudebardia und Testacella ist die dalmatinische Raubschnecke (Poiretia cornea) zum einen eine Schnecke, die sich vollständig in ihr Gehäuse zurück ziehen kann (die beiden ersten erwähnten Gruppen sind sog. Halbnacktschnecken), und zum anderen ist sie ein spezialisierter Schneckenjäger, vergleichbar mit der neotropisch vorkommenden rosigen Wolfsschnecke (Euglandina rosea), mit der sie verwandt ist (vgl. Systematik). Anders als diese hat die dalmatinische Raubschnecke allerdings eine interessante Methode entwickelt, um ihre Beute zu erlegen, möglicherweise in Zusammenhang damit, dass dies oftmals Landdeckelschnecken (z.B. Pomatias elegans) sind: Poiretia cornea verwendet mit Kohlendioxid angereicherten, sauren Sohlenschleim aus einer spezialisierten Schleimdrüse am Kopfende des Fußes (suprapedale Drüse), um in die Gehäuse ihrer Opfer ein Loch zu ätzen, durch das sie den Weichkörper der Beute verzehren kann (vgl. auch: "Predazione di Poiretia").

Beschreibung: Das Gehäuse von Poiretia cornea ist von hell bräunlich gelber Farbe, schlanker als bei Poiretia dilatata, nur wenig aufgewölbt mit feinen Wachstumsstreifen. Die Naht zwischen den Windungen weist einen unregelmäßig gezackten, fadenähnlichen Rand auf. Die Gehäusemündung ist eng (etwa 5,5 - 9,5 mm weit), die Schalenspindel (Columella) ist nur wenig gebogen.

Bild: H. Zell: Schalenansicht von Poiretia cornea (neues Fenster).

Maße: B: 10 - 17 mm; H: 32 - 47 mm; U: 5 - 6 ½.

Poiretia dilatata   Ätzschaden von Poiretia dilatata an Pomatias elegans
Der Ätzschaden einer Poiretia
dilatata
an einer Landdeckel-
schnecke (Pomatias elegans).

Links: Poiretia dilatata greift
Pomatias elegans an.

Bilder: Fabio Liberto.
 

Lebensraum und Verbreitung: Die dalmatinische Raubschnecke lebt vorwiegend in trockenen Macchien und wenig bewachsenen Wäldern in der Karstlandschaft entlang der Adriaküste. Laut Kittel (1997) kommen sie teilweise auch in Kulturanlagen, wie Gärten und Parks vor. Die dalmatinische Raubschnecke ist vorwiegend nachtaktiv, obwohl sie bei feuchter Wetterlage auch tagsüber unterwegs sein können (vgl. Wagner, 1952; Maassen, 1977; Kittel, 1997) und verstecken sich bei Tag und bei Trockenheit unter Felsen und Laub. Dann vergräbt die Schnecke sich senkrecht im Untergrund, wobei die Gehäusespitze oftmals noch zu sehen ist. Während des Trockenschlafs verschließt sie die Mündung mit einer Membran aus getrocknetem Schleim (Epiphragma) (Kittel, 1997).

In ihrem natürlichen Lebensraum frisst die dalmatinische Raubschnecke andere Gehäuseschnecken, neben Landdeckelschnecken (s.o.) auch Weinbergschnecken, andere Schnirkelschnecken, Schließmundschnecken und (vgl. Wächtler 1927, Maassen 1077 und Kittel 1997) sogar Regenwürmer. Gehäuse angegriffener Schnecken sind oft durch angeätzte Stellen zu erkennen (vgl. auch: "Predazione di Poiretia"). Wenn die Gehäusemündung der Beute groß genug ist, dass die Raubschnecke mit dem Kopf hineinkommt, frisst sie diese auch direkt durch die Mündung. Dabei konnte Klaus Kittel beobachten, dass Poiretia cornea auch Schnecken erfolgreich angreift, die deutlich größer sind, als sie selbst (z.B. ausgewachsene Cornu aspersum oder Eobania vermiculata). Bei Nacktschnecken hat die dalmatinische Raubschnecke es offenbar deutlich schwerer, da sie diese aufgrund der dicken Schleimschicht und widerstandsfähigen Haut nicht zu packen vermag, obwohl sie es versuchen wird.

Das natürliche Verbreitungsgebiet der dalmatinischen Raubschnecke erstreckt sich von Monfalcone im nordöstlichen Italien über den Südwesten Sloweniens, Kroatien (d.h. Istrien und Dalmatien), küstennahe Teile Bosniens, der Herzegowina und Montenegros bis ins westliche Serbien und das südliche Albanien. Möglicherweise vom Menschen eingeschleppt wurde die Art auf der Halbinsel Gargano im Osten Italiens und im östlichen Libyen (Provinz Cyrenaica) ( Verbreitungskarte).

Systematik: Die Gattung Poiretia umfasst nach Subai (1980) sechs rezente Arten, darunter die namengebende Poiretia algira (Bruguière, 1792) und Poiretia cornea (Brumati, 1838). Mit einer Ausnahme haben die Arten alle ihr Verbreitungsgebiet im Mittelmeerraum. Im System von Bouchet und Rocroi (2005) wird die Gattung Poiretia Fischer 1883 der Unterfamilie Euglandininae und der Familie Oleacinidae zugeordnet. Die Gattung Poiretia und Sardopoiretia emanueli (Bodon, Nardi, Braccia & Cianfanelli, 2010) sind die einzigen Vertreter dieser Familie, die im Mittelmeerraum auftreten, alle übrigen Vertreter der Oleacinidae, einschließlich der rosigen Wolfsschnecke (Euglandina rosea), kommen in Mittelamerika und in der Karibik vor.

Die Zuordnung der Euglandininae zu den Oleacinidae ist nicht unumstritten. Im Gegensatz zum System von Bouchet und Rocroi ordnet Thompson (2010) die Euglandininae der Familie Spiraxidae zu. Allerdings ist diese Veränderung laut Helwerda (2015) nicht allgemein anerkannt. Dennoch verwenden viele vor allem amerikanische Seiten und Wikipedia die Systematik nach Thompson. Bank et al. in der Fauna Europaea platzieren dabei allerdings die neue Gattung Sardopoiretia außerhalb der Euglandininae.

 
Dalmatinische Raubschnecke (Poiretia cornea) aus Kroatien.
Video von Walter Pfliegler auf YouTube.

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