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Süßwasser-Napfschnecken

Systematik

Klasse: Gastropoda
Unterklasse: Pulmonata
Überordnung: Basommatophora
Ordnung: Hygrophila
Unterordnung: Branchiopulmonata
Infraordnung: Acroloxoinei
Überfamilie: Acroloxoidea
Familie: Acroloxidae Thiele 1931

Infraordnung: Planorboinei
Überfamilie: Planorboidea
Familie: Planorbidae Gray 1840

Quelle: Mollbase auf http://www.mollbase.de/list/.

 
Flussnapfschnecke (Ancylus fluviatilis).
Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien (mrkvicka.at).

Mit den meereslebenden Napfschnecken (Patellidae) haben die einheimischen süßwasserlebenden Napfschneckenarten nur den Namen und bis zum gewissen Grade die Gehäuseform gemeinsam. Die drei in Österreich und Deutschland heimischen Arten sind durch eine konvergente Entwicklungen in verschiedenen Gruppen der Wasserlungenschnecken (Basommatophora) entstanden. Nach der Form ihres Gehäuses kann man sie aber unterscheiden: Das Gehäuse der Teichnapfschnecke (Acroloxus lacustris) ist flach, die Spitze scharf und nach links gebogen. Im Gegensatz dazu ist das Gehäuse der Flussnapfschnecke (Ancylus fluviatilis) höher und haubenförmig, seine Spitze ist stumpfer und nach hinten gebogen. Das Gehäuse der flachen Septenmützenschnecke (Ferissia clessiniana) schließlich ähnelt dem der Teichnapfschnecke, aber die Spitze des glasartig durchscheinenden Gehäuses ist stumpf und nach rechts gebogen.

Während die Teichnapfschnecke (Acroloxus lacustris) zu einer eigenen Überfamilie, den Acroloxoidea (mit der einzigen einheimischen Familie Acroloxidae), gehört, haben sich die Flussnapfschnecke (Ancylus fluviatilis) und die Septenmützenschnecke (Ferissia clessiniana) aus den Tellerschnecken (Planorbidae) entwickelt, sind also am nächsten mit den Posthornschnecken verwandt.

Süßwasserschnecken Teil 2: Die Posthornschnecke (Planorbarius corneus).

Teichnapfschnecke - Acroloxus lacustris (Linnaeus 1758)


Teichnapfschnecke (Acroloxus lacustris).
Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien (mrkvicka.at).
 

Beschreibung: Die bereits eingangs beschriebene Form des Gehäuses der Teichnapfschnecke ist abhängig von dem Substrat, auf dem sie lebt. An schmalen Pflanzenstängeln lebende Teichnapfschnecken haben ein schmaleres, längliches und erhöhtes Gehäuse, auf Steinen und an Felsen lebende Teichnapfschnecken hingegen ein breiteres, ovales und längeres Gehäuse.

Maße: H: 2 mm; L: 7 mm; B: 3 mm. Information: Abkürzungen

Lebensraum und Verbreitung: Teichnapfschnecken bewohnen stehende oder langsam fließende, pflanzenreiche Gewässer. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich über Mittel- und Osteuropa von den Pyrenäen bis an die Wolga, im Norden bis nach Irland, Südnorwegen, Schweden und Südfinnland, sowie bis nach St. Petersburg.

Mollbase: Systematische Informationen zur Teichnapfschnecke, Acroloxus lacustris (Linnaeus 1758).

Taxonomie der Gastropoda: Informelle Gruppe Pulmonata: Acroloxidae.

Flussnapfschnecke -Ancylus fluviatilis (O. F. Müller 1774)

 
Flussnapfschnecke (Ancylus fluviatilis).
 
Fußansicht der Flussnapfschnecke (Ancylus fluviatilis).
Bilder: © Alexander Mrkvicka, Wien (mrkvicka.at).

Maße: H: bis 4 mm; L: 5 - 6 mm; B: 4 - 5 mm. Information: Abkürzungen

Lebensraum und Verbreitung: Flussnapfschnecken bevorzugen bewegte Gewässer aller Art. Man findet sie an Steinen in fließenden Gewässern mit ausreichen sauerstoffreichem Wasser, von der Quelle bis zum Strom, auch in Karstquellen. Besonders in Nord- und Westeuropa kommen sie auch in der Brandungs- oder Uferzone von Seen vor, wo das Wasser sauerstoffreicher ist, sind sie zu finden. Sehr selten sitzen Flussnapfschnecken, die im allgemeinen Hartsubstrat bewohnen, auch an Blättern von Wasserpflanzen.

Gestalt und Größe ihres Gehäuses ist von Umweltbedingungen, wie dem Substrat und der Beschaffenheit des Wassers abhängig und daher sehr variabel.

Ancylus fluviatilis kommt in fast ganz Europa, Nordafrika und Vorderasien vor, das Verbreitungsgebiet der Art erstreckt sich von der Kabylei in Nordafrika und der Iberischen Halbinsel ostwärts bis nach St. Petersburg, den Ladoga-See und zur Wolga, im Süden bis zum Mittelmeer, den Kaukasus und Armenien, im Norden bis nach Irland, England, Südnorwegen und Schweden. In Finnland kommen Flussnapfschnecken bis 65° N vor.

Man geht aber davon aus, dass die Populationen der Flussnapfschnecke im Mittelmeerraum größtenteils eigene Arten darstellen.

Ebenso, wie die Teichnapfschnecken sind auch die Flussnapfschnecken fossil schon seit dem Oberpliozän vor ca. 2,6 bis 1,77 Mio. Jahren bekannt. Ancylus fluviatilis ist ein wichtiges Leitfossil in der Entwicklungsgeschichte der Ostsee, als die Ostsee vor 9500 bis 8000 Jahren ein Süßwasser-Binnensee war, der so genannte Ancylus-See ( Siehe Karte).

Wikipedia: Flussmützenschnecke.

Septenmützenschnecke - Ferrissia (Pettancylus) clessiniana (Jickeli 1882)


Septenmützenschnecke (Ferrissia clessiniana).
Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien (mrkvicka.at).
 

Beschreibung: Die Septenmützenschnecke hat ein ovales Gehäuse, dessen Spitze (Apex) stumpf und nach rechts geneigt ist (im Gegensatz zur Teichnapfschnecke (Acroloxus lacustris), bei der sie nach links geneigt ist). Der Name Septenmützenschnecke rührt daher, dass die Schnecke im hinteren Gehäuseteil bei Trockenheit ein Septum anlegen kann, an dem das weitere Wachstum dann später neu ansetzt.

Maße: L: 3 - 4 mm; B: 1,4 - 1,7 mm; H: 0,8 - 1,2 mm. Gelegentlich kann die Gehäuselänge bis zu 6 mm betragen. Information: Abkürzungen

 
Septenmützenschnecke (Ferrissia clessiniana).
Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien.

Lebensraum und Verbreitung: Septenmützenschnecken treten normalerweise in vegetationsreichen stehenden oder langsam fließenden Gewässern bis in einer Tiefe von 1 m auf, wo die Schnecke unter den Blättern und an Stängeln von Wasserpflanzen lebt. Die Septenmützenschnecke toleriert hypertrophische Lebensbedingungen, wie sie durch Überdüngung entstehen, und ist an zeitweiliges Trockenfallen angepasst (s. o.).

In Europa gibt es mehrere Arten von Septenmützenschnecken, deren Unterscheidung nicht ganz klar ist. Grundsätzlich geht man davon aus, dass Septenmützenschnecken Neozoen sind, die aus Nordamerika (Walther, 2006, als Ferrissia fragilis) oder Nordafrika (Kerney, 1999) eingeschleppt wurden. Man geht allerdings davon aus, dass die Ferrissia clessiniana im Mittelmeerraum und in den Donauländern als autochthon, also dort ursprünglich entstanden, zu betrachten ist.

Septenmützenschnecken kommen ursprünglich in Nordamerika vor, sind in Europa und Ostasien eingeschleppt worden, und haben sich dort verbreitet. Aufgrund ihrer großen Ähnlichkeit wird Ferrissia clessiniana oft mit der Teichnapfschnecke (Acroloxus lacustris) verwechselt. Daher geht man davon aus, dass die Septenmützenschnecken weiter verbreitet sind, als ursprünglich angenommen.

In ihrem Verbreitungsgebiet werden Septenmützenschnecken durch die Veränderung ihres Lebensraums durch Trockenlegung und Überbauung von Gewässern bedroht - in der Schweiz sind die meisten Habitate der Art bereits zerstört worden. In der Schweiz und in Österreich wird die Septenmützenschnecke als stark gefährdet betrachtet. In England und Wales hingegen scheint die Art in der Ausbreitung begriffen zu sein ( vgl. Gefährdungskategorien gemäß Roter Liste).

Literatur

Kerney, M. (1999): Atlas of the land and freshwater molluscs of Britain and Ireland.
Walther, A. C., Lee, T., Burch, J. B., Ó Foighil, D. (2006): Confirmation that the North American ancylid Ferrissia fragilis (Tryon, 1863) is a cryptic invader of European and East Asian freshwater ecosystems. - J. Moll. Stud. 72 (3): 318-321.
Walther, A. C., Lee, T., Burch, J. B., Ó Foighil, D. (2006): Acroloxus lacustris is not an ancylid: a case of misidentification involving the cryptic invader Ferrissia fragilis (Mollusca: Pulmonata: Hygrophila). - Molecular Phylogenetics and Evolution 39: 271 - 275.

Links

Francisco Welter-Schultes: Ferrissia clessiniana species homepage.