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![]() Felsenküste am Atlantik: Ein typischer Lebensraum für Napfschnecken. Quelle: Morris, Currie: Rocky Shore Ecology. |
Systematische Einordnung:
Klasse Gastropoda
Unterklasse
Patellogastropoda (Docoglossa)
Überfamilie
Patelloidea
Familie Patellidae
WoRMS: MolluscaBase eds. (2025):
Patellidae, RAFINESQUE 1815.
Taxonomie der
Gastropoda: Klade Patellogastropoda: Patellidae.
![]() Napfschnecke an ihrem angestammten Lagerplatz. Quelle: Morris, Currie: Rocky Shore Ecology. |
Die napfähnliche Form der Schale stellt eine Anpassung an den Lebensraum der Napfschnecken, die Gezeitenzone, dar. Napfschnecken, die während der Ebbe trocken fallen, haben meist eine höhere Schale, als weiter unten lebende Napfschnecken. Einerseits bedeutet eine höhere Schale, dass die Napfschnecke mehr Wasser zum Atmen speichern kann, wenn sie trocken fällt, die flacheren Schalen weiter unten lebender Napfschnecken setzen andererseits der Brandung nicht so großen Widerstand entgegen.
![]() Ventralansicht einer Napfschnecke (Patella vulgata). Photo: Erling Svensen (erlingsvensen.no). ![]() |
Napfschnecken verteidigen ihre Weideplätze gegen Artgenossen, indem sie versuchen diese durch Rammen mit der Schale zu vertreiben. Konkurrierende Seepocken und Miesmuscheln werden mit dem Schalenrand wie mit einem Bulldozer abgeräumt.
Die Schale dient der Napfschnecke auch zu ihrer Verteidigung gegen Wellhornschnecken, die versuchen, die Schale ihrer Beute anzubohren. Die Napfschnecke versucht, sich des Feindes zu erwehren, indem sie den Fuß der Wellhornschnecke mit der Schalenkante einklemmt. Wer schon einmal versucht hat, eine Napfschnecke ohne Hilfsmittel vom Untergrund zu lösen, gewinnt eine Vorstellung davon, welche Kraft die kleinen Schnecken aufwenden können.
Mit einsetzender Ebbe kehren die Napfschnecken an ihren Lagerplatz zurück. Die Lagerplätze von Napfschnecken erkennt man an den runden Schalenspuren, die von der Napfschnecke durch Drehen der Schale in den Untergrund eingegraben werden. Wenn die Napfschnecke ihren angestammten Lagerplatz aufsucht, kann sie sich durch den bereits vorhandenen Schaleneindruck besonders dicht am Felsen festhalten.
![]() Radula der Napfschnecke Patella rustica. Bild: Universität Salzburg, mit freundlicher Genehmigung. |
Zwischen Mantel und Fuß befindet sich die Mantelrinne, in der sich die Kiemen befinden. Im Gegensatz zu anderen Schnecken haben Napfschnecken keine Kammkiemen, sondern zahlreiche Kiemenfäden, die in der Mantelrinne hintereinander angeordnet sind. Ähnlich, wie bei den Käferschnecken stellt dies eine Anpassung an die schlechte Sauerstoffversorgung dar, wenn sich die Napfschnecke eng an den Felsen passt.
Obwohl die Vielzahl ihrer Kiemenfäden ein abgeleitetes Merkmal ist, sind Napfschnecken die urtümlichsten rezenten Schnecken. Das erkennt man vor allem an dem Aufbau ihrer Radula, den man als docogloss bezeichnet. Der erste Teil des Wortes bedeutet "Balken", der zweite "Zunge": Die Radula der Napfschnecken besteht aus einem starren, unbiegsamen Band mit wenigen Randzähnen und gehärteten Zwischenplatten.
![]() Durchscheinende Häubchenschnecke (Helcion pellucidus) auf einem Tangwedel (Laminaria). Bild: Florence Gully, Nature 22 Gastéropodes 1. |
Die
durchscheinende Häubchenschnecke ist im Mittelmeer nicht häufig, sie
ist dort beschränkt auf die Küste von Marokko und die spanische Küste
nahe Gibraltar. An der Atlantikküste Frankreichs kommt die Schnecke
jedoch auf Laminaria-Tang, Meeresspaghetti (Himanthalia elongata) und Sägetang (Fucus serratus) vor.
Im
Gegensatz zu den eher nüchtern gefärbten übrigen Napfschnecken zeichnet
sich die winzige Häubchenschnecke durch 3 irisierende blaue Streifen
aus, die längs über die Schalenoberfläche verlaufen.
Englisch werden Napfschnecken als limpets bezeichnet. Das ist der Grund für
manche Verwechslung, da auch mehrere andere Schneckengruppen als limpets
bezeichnet werden, die mit Napfschnecken nicht einmal näher verwandt sind, so
z.B. die Schlüssellochschnecken ("keyhole limpets", Fissurellidae).
Im Gegensatz zu diesen haben Napfschnecken aber im Lebendzustand niemals das charakteristische Loch in der Schale. Die Schalen toter Napfschnecken werden jedoch vom Wasser, Sand und Kies abgerieben und so können sich manchmal Löcher in der Schalenspitze bilden. Ebenfalls nicht mit den Napfschnecken verwechseln darf man die Pantoffelschnecken (Calyptraeidae), die auf englisch "slipper limpets" heißen. Nicht nur erinnern sie mit ihrem pantoffelförmigen Gehäuse nur entfernt an eine Napfschnecke, auch gehören sie zu einer ganz anderen systematischen Gruppe, ebenso wie die Schlüssellochschnecken.