Die Weinbergschnecke

(Helix pomatia Linnaeus 1758)

Systematik:

Gastropoda (Schnecken)
Pulmonata (Lungenschnecken)
Stylommatophora (Landlungenschnecken)
Helicidae (Schnirkelschnecken)
Helix
Helix pomatia

Bestimmung der Weinbergschnecke und ihrer Verwandten nach Schalenmerkmalen.

 
Bild: Robert Nordsieck.

Allgemeines:

Die Weinbergschnecke ist mit etwa 10 cm Körperlänge und bis zu 5 cm Schalendurchmesser die größte mitteleuropäische Landgehäuseschnecke. Sie gehört zusammen mit anderen bekannten heimischen Schnecken, wie Hainbänderschnecke (Cepaea nemoralis) und Baumschnecke (Arianta arbustorum) zu den Schnirkelschnecken (Helicidae). Weinbergschnecken kriechen vor allem abends umher, um Nahrung zu suchen. Trotz ihres Namens kommt die Weinbergschnecke nicht nur in Weinbergen vor, sondern ist eine Schnecke lichter Hecken und Büsche, die auf der Nahrungssuche auch einmal in Siedlungen und Gärten auftaucht. Durch ihre Seltenheit ist die Weinbergschnecke aber kein Gartenschädling, wie etwa die heimischen großen Wegschnecken (Arionidae), aber Weinbergschnecken können auch eine Menge Futter aufnehmen. Weinbergschnecken sind reine Pflanzenfresser, die besonders gerne Salat und anderes saftiges Grünfutter zu sich nehmen. (  Näheres zur Ernährung)

Körperbau: ( Näheres zum Körperbau)


Der beschwerliche Weg einer Weinbergschnecke durch das
Unterholz offenbart hier den Anblick der Fußsohle.
Bild: Robert Nordsieck.
 

Am Körperbau der Weinbergschnecke erkennt man klar die Landlungenschnecke. Wegen ihrer Größe wird die Weinbergschnecke gerne als Studien- und Untersuchungsobjekt eingesetzt. Der Körper der Weinbergschnecke kann deutlich in Weichkörper und Schale eingeteilt werden. Der Weichkörper besteht zum einen aus Fuß und Kopf, zum anderen aus dem Eingeweidesack. Während der Fuß der Fortbewegung (Kriechen und Graben) dient, befinden sich am Kopf neben der Mundöffnung vier Fühler. Von diesen tragen die beiden großen jeweils ein Auge. Der Eingeweidesack ist ein sackartiges Körperteil auf dem Rücken der Schnecke, in dem sich die meisten inneren Organe befinden. Er ist von einer Haut umgeben, die als Mantel bezeichnet wird. Geschützt werden Eingeweidesack und innere Organe von der dickwandigen Kalkschale. Die Mündung der Schale wird durch eine besonders dicke Mantelfalte abgeschlossen. Eine Öffnung führt in die dahinter liegende Mantelhöhle, in der ein Geflecht von Blutgefäßen der Schnecke zur Atmung dient.

Überwinterung: ( Näheres zur Überwinterung)

 
Weinbergschnecken beim Liebesspiel. Bild: Robert Nordsieck.

Weinbergschnecken überwintern, indem sie ihr Gehäuse mit einem Kalkdeckel verschließen und sich in einem geschützten Erdloch verstecken. Während der Kältestarre sind die meisten Lebensfunktionen herabgesetzt und nach dem Erwachen ist die Schnecke erheblich dehydriert und ausgehungert.

Fortpflanzung: ( Näheres zur Fortpflanzung)

Weinbergschnecken sind Zwitter. Die Paarung der Weinbergschnecke wird von einem ausgedehnten Paarungsvorspiel begleitet, in dessen Verlauf die Geschlechtspartner sich einen so genannten Liebespfeil in den Fuß stoßen. Die Eier der Weinbergschnecke sind etwa 2 mm groß und werden im Frühsommer in einem Erdloch abgelegt.

Die nach einem knappen Monat schlüpfenden Jungtiere besitzen eine kleine glasartig durchsichtige Schale und kriechen sofort umher, um Nahrung zu suchen. Nur ein geringer Prozentsatz der Jungschnecken überlebt bis zur Geschlechtsreife, die im Allgemeinen nach der zweiten Überwinterung erreicht wird. Diese wenigen Weinbergschnecken können jedoch ein hohes Alter erreichen. Altersbestimmungen in Bayern haben bewiesen, dass Weinbergschnecken mindestens 20 Jahre alt werden können. Einzelfälle mehrere Jahrzehnte alter Weinbergschnecken sind bekannt.


Parzellen auf einer Schneckenfarm in Elgg (Schweiz).
Bild: Robert Nordsieck.
 

Wirtschaft: ( Näheres zur Wirtschaft)

Die schmackhaften, französisch als "Escargots de Bourgogne" bezeichneten Weinbergschnecken, werden schon seit prähistorischen Zeiten gesammelt und gegessen. Jedoch erst durch das Sammeln über den Eigenbedarf hinaus zur Vermarktung sind Weinbergschnecken in Deutschland und den Nachbarländern heute selten geworden.

In der Natur sind daher viele Weinbergschneckenarten inzwischen geschützt und dürfen nicht mehr gesammelt werden. Vor allem die Weinbergschnecke Helix pomatia und die verwandte Gefleckte Weinbergschnecke (Cornu aspersum) werden jedoch auf Schneckenfarmen (Hélicicultures) gezüchtet. Neben Frankreich sind vor allem Deutschland und die Schweiz in jüngster Zeit zu einem Zentrum für die ökologische und ökonomische Schneckenzucht geworden.

Verwandte: ( Näheres zu den Verwandten der Weinbergschnecke).

Die nächsten Verwandten der Weinbergschnecke sind die Schnirkelschnecken (Helicidae). Zu dieser großen Familie einheimischer Landlungenschnecken gehört neben den vielfältigen und farbenfrohen Bänderschnecken (Cepaea) und der Baumschnecke (Arianta arbustorum) auch der seltsam anmutende Steinpicker (Helicigona lapicida).