Kaurischnecken (Cypraeidae)

Teil 1: Wirtschaftliche Schneckenzucht (Landschnecken) Teil 2: Wirtschaftliche Nutzung von Meeresschnecken Teil 3: Kaurischnecken (Cypraeidae) Teil 4: Kegelschnecken (Conidae)

 
YouTube Video: "Cowrie Facts: What is this shiny shell?" (Englisch). Video: Animal Fact Files.
Inhalt

Einführung

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 Kaurischnecken: Münzen, Magie und maritimer Glanz


Unterschiedliche Kaurischnecken (Cypraeidae). Quelle: Wikipedia.
Abbildung vergrößern (mit Beschriftung)!
 
Über kaum eine andere Meeresschneckengruppe gibt es so viele Legenden und Geschichten wie über die Kaurischnecken (Cypraeidae). Ihre glänzenden, perfekt geschwungenen Gehäuse wurden über Jahrtausende als Zahlungsmittel, Schmuck und spirituelles Symbol verwendet. Kein Wunder – die polierte Oberfläche und die symmetrische Form faszinieren Menschen weltweit. Der Name Kauri stammt aus dem Indischen (Hindi): kauri (कौड़ी) bezeichnet die Kaurischnecken, die in Indien Jahrhunderte lang als Zahlungsmittel benutzt wurden (vgl. Kaurischnecken als Zahlungsmittel). Bei dem Ausdruck Porzellanschnecke ist es genau andersherum: Laut dem Porzellanmuseum Ilmenau (Thüringen) bezeichnete "porcellana" auf Italienisch eine Kaurischnecke und daher rührt der Ausdruck Porzellan.

 
Tiger-Porzellanschnecke (Cypraea tigris), Queensland, Australien.
Bild: Nathan Cook (iNaturalist).
Von den Stränden des Indopazifiks bis hin zu den Märkten Westafrikas, von den Ritualen der Yoruba bis zu den Handelsrouten der alten Seefahrer: Kaurischnecken sind in vielen Kulturen ein Zeichen von Wohlstand, Schönheit und Magie. Diese bemerkenswerten Schnecken spielen jedoch nicht nur kulturell, sondern auch ökologisch eine wichtige Rolle in den Korallenriffen und Küstenregionen, in denen sie leben. Ein genauer Blick zeigt, wie sehr sie das Leben der Menschen und die Ökosysteme geprägt haben – und noch immer prägen.

Biologie und Merkmale

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Kaurischnecken (Familie Cypraeidae) gehören zur Ordnung der Littorinimorpha und sind weltweit in tropischen und subtropischen Meeren verbreitet. Typisch für diese Schneckenfamilie ist ihr auffällig glattes, glänzendes Gehäuse, das durch das fortwährende Überziehen mit dem Mantelrand (dem sogenannten Mantel-Lappen) poliert wird. Anders als bei vielen anderen Schnecken bleibt das Gehäuse der Kaurischnecken immer makellos – es wird nicht durch Algenbewuchs oder andere Meeresorganismen überwuchert. Der Mantel bildet auch lange fühlerähnliche Fortsätze, die sogenannten Papillen (vgl. Bild oben). Es ist nicht ganz klar, welchem Zweck diese dienen: Möglicherweise unterstützen sie die Tarnung der Schnecke, indem sie ihre Oberflächenform verschleiern, möglicherweise unterstützen sie die Schnecke auch bei der Aufnahme von Sauerstoff durch die Haut. Eine weitere Theorie besagt, dass die Schnecken möglicherweise Nesselanhänge vortäuschen wollen, wie sie z.B. viele Nacktkiemerschnecken (Nudibranchia) besitzen, um damit potenzielle Fressfeinde abzuschrecken (vgl.: Eischnecken, Ovulidae).

Waikiki Aquarium (Hawaii, USA): Tiger Cowry (Englisch).

Die Gehäuse der Kaurischnecken sind meist eiförmig bis länglich, relativ dickwandig und porzellanartig glänzend, was zur deutschen Bezeichnung Porzellanschnecken für die ganze Familie der Cypraeidae geführt hat. Porzellan- oder Kaurischneckenschalen glänzen in den unterschiedlichsten Farben und Mustern: Von schneeweiß über leuchtend orange bis hin zu gesprenkeltem Braun. Besonders auffällig sind z.B. Arten wie die Tiger-Porzellanschnecke (Cypraea tigris) oder die Schlangenkopf-Kaurischnecke (Monetaria caputserpentis). Aufgrund ihrer schönen porzellanartigen Schalenoberfläche, ihrer charakteristischen Schalenform und den vielfach sehr bunten Musterungen sind Kaurischnecken schon seit prähistorischer Zeit aus wirtschaftlichen, kulturellen oder rituellen vom Menschen gesammelt worden (vgl. Kaurischnecken in Kultur und Wirtschaft).

Insgesamt sind etwa 200 Arten der Cypraeidae bekannt, die zusammen mit den verwandten Familien der Scheinkaurischnecken (Triviidae) und der Eischnecken (Ovulidae) in einer gemeinsamen Überfamilie, den Cypraeoidea, zusammengefasst werden.

Die Kaurischneckenschale: Eine (fast) einzigartige Schalenform!

 
 Porzellanschnecke (Cypraeidae). Links: Röntgenbild (Bild: Michel Royon). Rechts: Ober- und
Unterseite des Gehäuses von Cypraea tigris. (Bild: Amir Ali Iranshahi). Quelle: Wikipedia.

Die Schale einer Blasenschnecke (Bulla ampulla): Die Schalen juveniler
Kaurischnecken haben eine ähnliche Form.
Bild: Donna Pomeroy (iNaturalist): Kanton Island, Kiribati.
 
Ein besonderes Merkmal der Kaurischnecken ist ihre Schalenform. Bei Jungtieren findet man noch eine "herkömmliche" Schale, bei der das Gewinde klar zu erkennen ist. Die Endwindung ist allerdings stark erweitert, ähnlich der Schale einer Blasenschnecke (z.B. Bulla ampulla, vgl. Bild links), weshalb dieses Entwicklungsstadium auch als "Bulla-Stadium" bezeichnet wird.

Tafel: Mauritia arabica: Schalenwachstum vom Jungtier zur erwachsenen Schnecke.
Denis W. Riek: Juvenile stages of Cypraeidae shells.

Mit zunehmendem Alter und Wachstum der Schnecke überwachsen die neuen Schalenwindungen die alten, so sass diese vollständig im Schaleninneren verschwinden - ein Vorgang, den man als Involution bezeichnet. Dies führt zur charakteristischen Form der adulten Kaurischneckenschale (vgl. Bild rechts), bei dem die Schalenwindung nur noch im Röntgenbild oder nach dem Aufsägen der Schale zu erkennen ist.

Die Schalenmündung auf der Unterseite ist länglich schlitzförmig und oft mit Zähnchen oder Lamellen versehen. Diese Verstärkungen dienen nicht nur der Stabilität, sondern schützen die Schnecke auch effektiv vor Fressfeinden. Der enge Spalt erschwert es Räubern, das Weichtier zu erreichen.

Ein weiteres besonderes Merkmal der Kaurischnecken ist die Widerstandsfähigkeit ihrer Schalen.Nachdem die Mündung der Schale mit ihrer schützenden Bezahnung fertiggestellt ist, wächst die Schale nicht mehr in der Größe, aber die Dicke der Schalenwand nimmt kontinuierlich weiter zu. Daher sind Kaurischnecken relativ wirksam gegen kleinere Fressfeinde, z.B. Fische, geschützt. Größere Fische können Kaurischnecken im Ganzen verschlingen, während andere, wie Kugelfische und Stachelrochen die Schalen zerbrechen können. Spezialisierte Fressfeinde, wie Kraken oder Kegelschnecken finden andere Wege, eine Kaurischnecke zu überwinden (vgl.: Ökologie).

Diese charakteristische Schalenform der Kaurischnecken ist bei den Schnecken nahezu einzigartig: Man findet sie nur noch bei Kaurischnecken und ihren Verwandten.

Wikipedia: Kaurischnecken (Cypraeidae).
WoRMS: MolluscaBase eds. (2025): Cypraeidae RAFINESQUE, 1815.

Fortpflanzung und Entwicklung

Kaurischnecken sind getrennt geschlechtlich und ihre Befruchtung findet im Inneren des Körpers statt. Das Weibchen legt Pakete aus weißen pergamentartigen Eikapseln, in denen sich die Larven entwickeln. Sie beschützt die Eikapseln, indem sie sie mit dem Fuß abdeckt, bis die Veliger-Larven schlüpfen - bei Schnecken ein bemerkenswertes Verhalten. Die Veliger-Larven leben planktonisch, bevor sie den letzten Entwicklungsschritt zu Jungschnecke abschließen und zu einer am Ozeanboden lebenden Lebensweise übergehen.

Bailey-Matthews National Shell Museum and Aquarium: Cowrie Larvae Hatch at Museum!

Fortbewegung und Schutz


Schlangenkopf-Kaurischnecke (Monetaria caputserpentis) mit ausgebrei-
tetem Mantellappen. Bild: Keith Willmott (iNaturalist): Westaustralien.
 
Die Fortbewegung erfolgt – typisch für Schnecken – durch einen kräftigen, muskulösen Fuß. Im Gegensatz zu manchen ihrer Verwandten sind Kaurischnecken relativ schnelle Kriecher. Durch das Einziehen des Mantellappens und das blitzschnelle Zurückziehen in die Schale sind sie zudem hervorragend gegen Fressfeinde geschützt. Der Mantellappen mit den zahlreichen Fortsätzen (Papillen) dient außerdem vielen Kaurischnecken zur Tarnung.

Verbreitung und Lebensraum

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Macrocypraea cervus (Atlantic Deer Cowry), Florida Keys, USA.
Bild: Kent Miller (iNaturalist).
Kaurischnecken (Cypraeidae) sind weltweit in tropischen und subtropischen Meeresgebieten verbreitet: Die größte Artenvielfalt findet sich im Indopazifik, insbesondere in den warmen Gewässern rund um Indonesien, die Philippinen, Papua-Neuguinea und die Küsten Australiens. Auch im Roten Meer und entlang der ostafrikanischen Küste, von Kenia bis nach Mosambik, sind viele Arten heimisch.

In der Karibik und im Westatlantik kommen ebenfalls einige Kaurischneckenarten vor, darunter die Atlantic Deer Cowry (Macrocypraea cervus), die als eine der größten Vertreter der Familie gilt. Die atlantischen Kaurischnecken sind jedoch insgesamt weniger artenreich als ihre pazifischen Verwandten.

Kaurischnecken bevorzugen im Allgemeinen flache Küstengewässer mit felsigem Untergrund und Seegraswiesene, besonders häufig sind sie in der Gezeitenzone (Intertidalbereich) anzutreffen. Viele Arten sind aber auch auf Korallenriffen zu finden, wo sie sich tagsüber gut versteckt halten. Einige Arten, wie die Tiger-Kaurischnecke (Cypraea tigris), sind auch in tieferen Regionen bis zu 50 Metern Tiefe anzutreffen. Während des Tages verbergen sich Kaurischnecken häufig unter Steinen oder in Korallenhöhlen, um sich vor Räubern wie Fischen und Kraken zu schützen und kommen erst in der Dämmerung heraus, um Algen und kleine sessile Organismen von Felsen und Korallen zu weiden.

PASSAMONTI, M. (2015): The family Cypraeidae (Gastropoda Cypraeoidea) an unexpected case of neglected animals. Biodiversity Journal 6 (1), pp. 449 - 466. (PDF).

Neben vielen Arten, die verborgen leben, sich gut tarnen und nur nachts aktiv sind, um ihre Fressfeinde zu vermeiden, gibt es auch Arten mit sehr dickwandigen, schweren Schalen, die offen während des Tages auf Nahrungssuche umherkriechen, wie etwa die wahrscheinlich bekannteste große Kaurischnecke, die Tiger-Kaurischnecke (Cypraea tigris). Andere Arten, wie Mauritia mauritiana und die Schlangenkopf-Kaurischnecke (Monetaria caputserpentis, s.o.) haben besonders angepasste Schalen mit flacher Unterseite, so dass sie sich mit ihrem starken Fuß gut am Untergrund festhalten können und Feinde es schwer haben, die Schnecke anzugreifen.

Ökologische Beziehungen und Bedeutung

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Marmor-Kegelschnecke (Conus marmoreus) nähert sich einer Maulwurfs-
Kaurischnecke (Talparia talpa). Marshall-Inseln, Westpazifik.
Bild: Scott und Jeanette Johnson (iNaturalist).
 
Kaurischnecken spielen eine wichtige Rolle in den Küstenökosystemen der tropischen und subtropischen Meere. Ihre Hauptnahrung besteht aus Algen, Schwämmen und kleinen sessilen Organismen, die sie von Felsen und Korallen abweiden. Durch diese Weideaktivität tragen sie zur Kontrolle des Algenwachstums bei und verhindern so die Überwucherung von Korallen und anderen marinen Lebensräumen.

 
Zerbochene Schale einer Kaurischnecke (Mauritia arabica). Diese fiel ver-
mutlich einem Mangrovenkrebs (Scylla serrata) oder einem Stachelrochen
(Hemitrygon fluviorum) zum Opfer. Bild: Denis K. Riek.
Kaurischnecken sind natürlich selbst auch Teil des Nahrungskreislaufs: Zu ihren natürlichen Fressfeinden gehören zum Einen große Fische, die sie eine Kaurischnecke im Ganzen verschlingen können (manche seltenen Kaurischneckenarten wurden z.B. erst bekannt, nachdem man ihre Schalen im Mageninhalt von Fischen gefunden hatte, s.u.) Andererseits können einige Fischarten die widerstandsfähigen Schalen der Kaurischnecken knacken, wie z.B. Kugelfische (Tetraodontidae), die kräftige Kiefer haben, oder Stachelrochen (z.B. Hemitrygon fluviorum in Westaustralien) mit ihren kraftvollen Mahlplatten, die Schalen knacken können. In Australien greifen auch die großen Mangrovenkrebse (Scylla serrata) Kaurischnecken an.

Außerdem gibt es andere Räuber, die spezielle Techniken verwenden, um einer adulten Kaurischnecke Herr werden zu können: So bohrt z. B. der Gewöhnliche Krake (Octopus vulgaris) ein Loch in das Gehäuse der Schnecke und injiziert dann ein Gift, das das Tier lähmt. Aber auch Kegelschnecken (Conidae), z.B. díe Marmor-Kegelschnecke (Conus marmoreus), jagen Kaurischnecken, indem sie ihnen auflauern und sie mit einem Giftstich lähmen.

Denis W. Riek: Cowry predation: Predatory gastropods?

Vor allem junge Kaurischnecken laufen größere Gefahr, gefressen zu werden, da ihre Schalen sind noch so dickwandig sind, wie die ihrer ausgewachsenen Verwandten und daher weniger Schutz bieten. Zudem besitzt die blasenschneckenähnliche Schale junger Kaurischnecken noch eine stark erweiterte Schalenmündung. Erst bei ausgewachsenen Kaurischnecken entwickelt sich die Schalenmündung zum charakteristischen, oft mit Zähnen oder Lamellen verstärkten Schlitz, der das Tier zusätzlich schützt (vgl. Die Kaurischneckenschale).

Manche Kaurischnecken-Arten leben auch in Symbiose mit Korallenarten, die den Schnecken Schutz bieten. Manche Arten verstecken sich tagsüber in den verzweigten Strukturen der Korallen und sind somit besser vor Fressfeinden geschützt. Auf der anderen Seite unterstützt die Schnecke die Korallen, indem sie störenden Algenbewuchs abweidet. In einigen Regionen gelten Kaurischnecken als Indikatoren für die Gesundheit mariner Ökosysteme: Ein Rückgang ihrer Populationen kann auf übermäßige Algenbildung oder die Verschmutzung des Lebensraumes hindeuten. Umgekehrt signalisiert ein stabiles Vorkommen oft ein gesundes Riff-Ökosystem mit ausreichend Nahrung und wenigen Störungen.

Verwandte

Scheinkaurischnecken (Triviidae)

  Scheinkaurischnecken (Triviidae)

Vom Mittelmeer über die Atlantikküste, die Bretagne, sowie an den Westküsten Britanniens und Ir-lands, kann man beispielsweise die bis zu 12 mm großen Schalen von Trivia monacha finden, die auf-grund ihrer drei charakteristischen Schalenflecken auch Kaffeebohnen-Schnecke ("spotted cowry") genannt wird. Ihre Gehäuse-Oberfläche der ist von deutlichen Rippen bedeckt, die sich hell von der übrigen Schale absetzen. Die Schnecke besitzt keinen Schalendeckel (Operculum).


Gerippte Scheinkaurischnecke (Trivia monacha) an der Küste.
Bild: Florence Gully,
Nature 22: Gastéropodes 1.

Ein naher Verwandter, mit dem Trivia monacha gerne verwechselt wird, ist die nordische Schein-kaurischnecke, Trivia arctica, die aber kleiner ist, und der die drei Kaffee-Flecken fehlen. Trivia arctica kommt im Wesentlichen im selben Gebiet wie Trivia monacha vor, ist aber weiter nach Norden verbreitet und im Norden auch häufiger.

Die europäischen so genannten Scheinkaurischnecken (Triviidae) sehen den Kaurischnecken (Cypraeidae) äußerlich ähnlich, jedoch kleiner und eher unscheinbar.

Meeresschnecken der Küsten (auf weichtiere.at).

Und tatsächlich unterscheiden sich Scheinkaurischnecken auch in ihrer Diät von den Kaurischnecken: Trivia monacha (vgl. Kasten rechts) ist ein kleiner Fleischfresser, der unterhalb der Küste und im so genannten Sublitoral von koloniebildenden Manteltieren oder Seescheiden (Tunicata) lebt. Nach der Paarung im Spätfrühling bis Sommer platziert das Weibchen in den leer gefressenen Seescheiden ihre flaschenförmigen Eipakete, aus denen frei schwimmende Veliger-Larven schlüpfen, die sich einige Monate durch das freie Wasser verbreiten.

Ebenso, wie die Porzellanschnecken zeichnet sich auch Trivia monacha durch ein besonderes Gehäuse aus, dessen Endwindung alle weiteren Windungen überwächst und daher das typische Schneckengewinde verschwinden lässt. Im Röntgenbild kann man die inneren Windungen jedoch sehr gut erkennen.

Auch die Jungtiere bis zu einer Größe von 5 mm besitzen noch das typisch gewundene Gehäuse; ihre Gehäusemündung ist weit, nicht längs verlaufend und schlitzförmig, wie bei den ausgewachsenen Tieren.

Wikipedia: Europäische Kauri.
WoRMS: MolluscaBase eds. (2025): Triviidae TROSCHEL, 1863.
Fehse, D., Grego, J., Manousis, T., Dieste, I.P. (2024): "Does Trivia arctica occur in the Mediterranean Sea?": Acta Conchyliorum 22.

Eischnecken (Ovulidae)


Eischnecke (Ovula ovum), New South Wales, Australien. Bild: Nick Lambert (iNaturalist).
Bild rechts: Schalenunterseite einer Eischnecke (Ovula ovum). Bild: H. Zell.
 
Manche Arten der Eischnecken (Ovulidae), englisch oft als "egg cowries" bezeichnet, z.B. Ovula ovum, ähneln auf den ersten Blick einer "echten" Kaurischnecke, da sie eine ähnliche Schalenform haben und die Schalenmündung ebenso schlitzförmig und bezahnt ist, wie die der Kaurischnecken. Ebenso wie diese haben sie ein glattes und glänzendes Gehäuse, das oft reinweiß oder rosa gefärbt ist und so zum Namen der Familie geführt hat.

Ähnlich wie bei den Kaurischnecken ist die Schale zumindest konvolut, d.h. die äußerste Schalenwindung überwächst alle anderen älteren Schalenwindungen. Während bei Ovula ovum das Schalengewinde vollständig von der äußersten Windung verdeckt ist, gibt es jedoch auch Ovulidae mit einer langgestreckt spindelförmigen Schalenform, bei denen das Gewinde äußerlich noch zu erkennen ist ("Spindelkaurischnecken").

Im Gegensatz zu den Kaurischnecken sind Eischnecken jedoch Raubschnecken, die auf Korallen oder Seefedern leben und die Polypen dieser Tiere abfressen. Manche leben sogar ektoparasitisch auf Korallen, an denen sie sich mit dem Fuß verankern und dann alle Polypen abfressen, derer sie von ihrem Standort aus habhaft werden können.

Bei den Eischnecken überdeckt, ähnlich wie bei den Kaurischnecken, eine Mantelfalte die Schale fast vollständig und trägt zu deren Reinigung bei. Besonders bei Jungtieren zeigen sich oft ähnliche Papillen, wie bei den Kaurischnecken, was ihnen Tarnung, aber auch Ähnlichkeit mit Nesselzellen tragenden Nacktkiemern verschafft. Dies wiederum spricht für die Theorie, dass auch die Papillen der Kaurischnecken eine ähnliche Funktion erfüllen (s.o.).

Ebenso wie die Kaurischnecken entwickeln sich auch Eischnecken über ein planktonisch lebendes Veliger-Larvenstadium. Systematisch bilden die Eischnecken eine eigene Familie Ovulidae, die aber der Überfamilie Cypraeoidea, also den Kaurischneckenverwandten, zugerechnet wird, ebenso wie die zuvor beschriebenen Scheinkaurischnecken (Triviidae).

Wikipedia: Ovulidae (Englisch).
WoRMS: MolluscaBase eds. (2025): Ovulidae J. FLEMING, 1822.

Kulturelle Bedeutung und wirtschaftliche Nutzung

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Kaurischnecken als Zahlungsmittel

  Kaurischnecken: Vom Geld zur Schrift!

In China fanden Kaurischnecken schon vor 3500 Jahren Verwendung. Wenig verwunderlich also, dass das Schriftzeichen für Schnecke oder Muschel, 贝 (bèi), die Wurzel vieler Schriftzeichen ist, die mit Reichtum, Wert oder Handel zu tun haben:

货 (huò) – Ware, Güter
财 (cái) – Reichtum, Vermögen
贸 (mào) – Handel
贾 (jiǎ) – Handel, Kaufmann



Geld-Kaurischnecke (Monetaria moneta). Quelle: Wikipedia.
Seit Jahrtausenden werden Kaurischnecken in verschiedenen Kulturen als Zahlungsmittel verwendet: Besonders die Geldkauri (Monetaria moneta, aber auch Monetaria annulus) war als Zahlungsmittel in vielen Zivilisationen weit verbreitet und gilt als eine der ältesten Währungen der Menschheit. In dem wissenschaftlichen Namen Monetaria moneta wird die historische Bedeutung dieser Kaurischneckenart buchstäblich zweimal wiedergegeben (Auf Latein bezeichnet das Wort moneta die Währung, im heutigen Sprachgebrauch erhalten durch Wörter wie "Moneten", "Monetarisierung" und schlussendlich "Münze").

Der Cowrie Trade: Handelsrouten in Afrika!

Vor allem im Indischen Ozean und in Westafrika gab es regelrechte "Kaurihandelsrouten". Im Indischen Ozean wurden Kaurischnecken aus den Malediven und Sri Lanka in großen Mengen nach Indien und weiter bis nach Afrika exportiert.


Arabische Händler mit Kaurischnecken. Quelle: Wikipedia.

Besonders im 18. und 19. Jahrhundert florierte der Handel, der teilweise von europäischen Kolonial-mächten wie den Briten kontrolliert wurde. Die Kau-rischnecken kamen oft als Schiffsladung an die Küs-ten Westafrikas, wo sie gegen Gold, Elfenbein und sogar Sklaven getauscht wurden. Diese Handelsrou-ten trugen wesentlich zur Verbreitung der Kauri-schnecken als Währung bei.
 
Von den japanischen Ryūkyū-Inseln breitete sich seit etwa 1500 v.Chr. die Verwendung von Kaurischnecken als Zahlungsmittel bis nach China aus. Dort wurden Kaurischnecken bereits von 1500 v.Chr. bis 200 v.Chr. als Münzen verwendet - über viele Jahrhunderte hinweg waren sie dort ein anerkanntes Zahlungsmittel, lange bevor Münzen eingeführt wurden. Dass in späterer Zeit Münzen ein Loch hatten und auf langen Schnüren aufgefädelt wurden, rührt daher, dass man Jahrhunderte lang mit Kaurischnecken ebenso verfahren war. Auch chinesische Schriftzeichen (vgl. Kasten rechts) spiegeln bis heute die Bedeutung der Kaurischnecken als historische Währung wieder: Ähnlich wie das lateinische Wort "moneta" sind sie heute noch Bestandteil von Ausdrücken wie Ware, Vermögen, Handel oder Kaufmann.

Aus China breitete sich das Kaurigeld unter anderem auch weiter nach Indien und Persien aus, wo es vor über 2000 Jahren auftauchte. Der Ausdruck "Kauri" stammt ursprünglich tatsächlich aus dem indischen Hindi. Während die Verbreitung von Kauri-Geld in Indien im 4. bis 6. Jahrhundert n.Chr. die größte Verbreitung erreichte, im 17. Jahrhundert, also zur Zeit Rembrandts, in ganz Indien und auf den Philippinen als Zahlungsmittel genutzt wurde, blieben Kaurischnecken in Indien noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts, also bereits während der britischen Kolonialzeit, in Umlauf, bis 1872 die Briten Kaurischnecken als Währung abschafften. Aus dem 1. Jahrhundert n.Chr. sind aber Funde von Kauri-Geld und Münzen erhalten: In Indien wurden also Kaurischnecken und Geld als Zahlungsmittel gleichzeitig eingesetzt. In Bengalen und Siam war eine verwandte Art, Monetaria annulus, vom 18. bis Mitte des 19. Jahrhunderts Zahlungsmittel.

Die meisten Kaurischnecken als Zahlungsmittel stammten dabei von den Malediven, einer Inselgruppe im Indischen Ozean. Noch Ende des 19. Jahrhunderts gingen dort Männer und Frauen zweimal im Monat auf die Jagd nach Kaurischnecken wobei eine Person pro Tag bis zu 12.000 Schnecken erbeuten konnte.

In Afrika, Asien und Ozeanien dienten die kleinen, glänzenden Schneckenhäuser als ebenfalls als Tauschmittel und wurden oft in langen Ketten aufgefädelt. Sie galten als Symbol für Wohlstand und Macht und spielten eine wichtige Rolle im Handel – sowohl im Binnen- als auch im Fernhandel. So wurden Kaurischnecken in Westafrika lange Zeit als Währung genutzt, bevor koloniale Mächte die Verwendung von Münzen und Banknoten durchsetzten. Ihre Form und Haltbarkeit machten sie ideal für den Handel. Andererseits nutzten die Kolonialmächte die hohe Akzeptanz der Kaurischnecken gezielt für den Handel: Vor allem britische und niederländische Händler führten große Mengen Kaurischnecken aus Indien nach Westafrika ein, um den lokalen Handel zu dominieren. Zeitweise kam es sogar zur Inflation der "Kauriwährung", weil so viele Schnecken importiert wurden.

Ganze Handelsrouten in Westafrika dienten dem Kauri-Handel. Oft wurden Kaurischnecken auch aus Indien oder von den Malediven importiert und zum Erwerb von Gold, Elfenbein und leider auch Sklaven verwendet. Für einen Sklaven wurden damals Preise von etwa 25.000 Kaurischnecken bezahlt. Jedoch profitierten davon nicht nur die Kolonialherren, die die Sklaven kauften, sondern auch die vorwiegend arabischen Händler, die sie verkauften.

Kaurischnecken wurden auch als Mitgift eingesetzt, um die Familie für den Verlust einer Tochter zu "entlohnen".

Wikipedia: Kaurigeld.
SCHILDER, M. (1952): Die Kaurischnecke. Geest & Portig, Leipzig, S. 30 - 40.
HOGENDORN, J., JOHNSON, M. (1986): The Shell Money of the Slave Trade. Cambridge University Press.

Kaurischnecken als Schmuck und Ritualobjekte

Wikipedia: Die Bedeutung der Kaurischnecken in der Kulturgeschichte.

In vielen Kulturen weltweit waren Kaurischnecken historisch als Schmuck und als rituelle Objekte begehrt. In vielen Fällen handelte es sich dabei auch um küstenferne Gebiete, was auf historische Handelsbeziehungen schließen lässt. Die Form und Platzierung von Kaurischnecken in den Gräbern unterschiedlicher Kulturen und unterschiedlicher Zeitalter lassen dabei eine Bedeutung als weibliches Fruchtbarkeitssymbol (Grabbeigaben vor allem in Gräbern von Frauen und jungen Mädchen, wegen der Ähnlichkeit mit dem weiblichen Geschlechtsteil), sowie als Amulett gegen den "bösen Blick" (wegen der Ähnlichkeit mit einem Auge) zu.

Prähistorisches und historisches Europa

Die frühesten Nachweise von Kaurischnecken in archäologischen Überresten finden sich in China aus der Neusteinzeit (Neolithikum) um etwa 6000 v.Chr. Auch in der südlichen Levante wurden vor allem in Gräbern junger Mädchen Kaurischnecken gefunden. Die Tradition hat sich offensichtlich bis nach Ägypten ausgebreitet, wo bis in die vordynastischen Zeit (bis 3100 v.Chr.) solche Grabbeigaben stattfanden. Auch später verlor die Kaurischnecke ihre rituelle Bedeutung in Ägypten nicht völlig; auch wenn man vorwiegend an Kunstgegenstände mit Skarabäenmotiven denkt, gab es auch Siegel und Amulette mit Kaurischnecken-Motiven aus dem 2. Jahrtausend v.Chr.

In der Hallstatt-Zeit (800 bis 475 v.Chr.) gibt es Nachweise aus Urnengräbern an der Weichsel. In Handwerk, Kunst und Kultur wurden Kaurischnecken vorwiegend dort verwendet, wo sie nicht auch gleichzeit Zahlungsmittel waren. Vielfach wurde ihnen eine Bedeutung als weibliches Fruchtbarkeitssymbol zugesprochen, worauf Funde aus vielen Teilen Europas bis in nachchristliche Zeit hindeuten (z.B. aus dem schwedischen Mälarsee-Gebiet um 900 n.Chr.).


In Südwestdeutschland und der Schweiz trugen Frauen im Mittelalter Panther-Kaurischnecken (Cypraea pantherina) als
Fruchtbarkeitsamulette und als Schutz gegen den bösen Blick. Bild: Philipp66 (Wikipedia).
 
In Südwestdeutschland und der Schweiz waren Kaurischnecken als Fruchtbarkeitssymbol und als Schutz-Amulett im Mittelalter gebräuchlich. Allerdings handelte es sich bei diesen Kaurischnecken um Cypraea pantherina, eine Art, die im Roten Meer und nahe gelegenen Gewässern vorkommt (vgl. Karte links). Dies lässt darauf schließen, dass vor allem wohlhabendere Personen solche Amulette tragen konnten, da die Schnecken aus fernen Landen von Händlern erst herbeigebracht werden mussten.

HOOPS, J. (2000): Reallexikon Der Germanischen Altertumskunde. 2. Ed., B. 16. Göttingen 2000, S. 345.

 
Kaurischnecken an einem traditionellen Frauen-Halsschmuck der Chuvash
Tataren, eines Turkvolkes, das zeitweilig ein Gebiet vom Ural bis Sibirien
bewohnte. Bild: Gennadij Ivanov (Wikipedia).
Die Schönheit und Musterung der Kaurischneckenschalen machten sie in Europa historisch auch zu einem oft genutzten Schmuck und Kunstgegenstand. In Deutschland, Tirol und Ungarn, aber auch in Vorderasien, Westafrika, Ägypten, Persien und Indien wurden die Schneckenals Schmuck bei Zug-, Reit- und Tragtieren verwendet. Ähnlich weit verbreitet war der Einsatz der hübschen Schnecken als Schmuck im Haar von Frauen, zur Verzierung von Kopfbedeckungen, sowie an Hals- und Stirnbändern.

Selbst heute noch halten Frauen in Japan bei der Entbindung oft eine Kaurischnecke in der Hand.

Wikipedia: Cowrie shells - Human Use (Englisch).

Selbst in historisch jüngerer Zeit fanden Kaurischnecken ihren Weg in die Kunst bis zu den Völkern Zentralasiens, wie z.B. den Chuvash-Tataren, einem Turkvolk, das einstmals ein großes Gebiet vom Ural bis nach Sibirien bewohnte (vgl. Bild rechts).

Afrika

In der afrikanischen Yoruba-Kultur in Nigeria, Benin und Togo galten Kauris als Kommunikationsmittel zu den Göttern. Sie werden in Ritualen verwendet, um Antworten auf Fragen der Gläubigen zu erhalten. Auch bei Wahrsagerinnen und spirituellen Zeremonien finden Kauris als Orakelsteine Verwendung. Die Schnecken gelten als Zeichen von Fruchtbarkeit und Weiblichkeit. Ihre runde Form und die glatte, glänzende Oberfläche erinnern an Augen – weshalb sie in manchen Regionen als Schutz gegen den "bösen Blick" getragen werden. Die Asche verbrannter Kaurischnecken wurde zudem als Heilmittel gegen verschiedene Krankheiten eingesetzt.

Amerika


Kaurischnecken (Cowrie shells) Bild: Salil Kumar Mukherjee (Wikipedia).
 
   

Tamilisches Würfelspiel mit Kaurischnecken. Schnecken, die mit der Mün-
dung nach oben fallen, zählen, d.h. der Wurf zählt 3.
Bild: Sodabottle (Wikipedia).
 
Während in der Karibik und in Lateinamerika Kaurischnecken vor allem als Folge des transatlantischen Sklavenhandels in manchen Völkern ebenso wie in Afrika rituelle Bedeutung behielten, bestand diese auch bei den nordamerikanischen Ureinwohnern unabhängig davon. Während Schmuck aus den Schalen von Wellhornschnecken ("whelks", Buccinidae) und Venusmuscheln ("quahogs", Mercenaria mercenaria) hergestellt wurde, ebenso, wie das Zahlungsmittel des "Wampum", so besaßen auch Kaurischnecken große Bedeutung, interessanterweise nicht nur für küstenlebende Stämme, sondern sehr wohl auch weit im Inland: So benutzen die ursprünglich aus dem Gebiet um die großen Seen stammenden Ojibwa (Anishinabe) im südlichen Kanada Kaurischnecken ("miigis") in zeremoniellen Handlungen ("Midewiwin"). Der "Whiteshell Provincial Park" im kanadischen Manitoba hat seinen Namen von den Kaurischnecken, die für die ansässigen Stämme große Bedeutung besaßen.

Ostasien

In Ostindien, vor allem im westlichen Bengalen, wurden Kaurischnecken beispielsweise verwendet, um den Fährmann für die Überfahrt verschiedener Seelen über den Fluss "Vaitarani" zu bezahlen. Auch bei der Verehrung der Götting Lakshmi und als Glückssymbol hatten Kaurischnecken Bedeutung. Im indischen Kerala wurden Kaurischnecken auch von den Kaniyar-Panicker Astrologen bei der Wahrsagerei verwendet.

In Indien, Ceylon und Nepal wurden Kaurischnecken außerdem im Glücksspiel, vergleichbar mit einem Würfelspiel, benutzt: Schnecken die mit der Mündung nach oben fallen (aufgrund der Schalenform unwahrscheinlicher). werden gezählt.

Fiji-Inseln und Tuvalu

Auf den Fiji-Inseln wurden die Schalen der Goldenen Kaurischnecke (Cypraea aurantium) als Statussymbol von den Häuptlingen getragen. Auf Tuvalu werden Kaurischnecken im traditionellen Handwerk der Frauen verwendet.

Andere Anwendungen

Eine äußerst seltene Kaurischnecke!

Die Kaurischneckenart Barycypraea fultoni aus dem Gebiet von Mozambique bis Südafrika kommt in Tiefen zwischen 60 und 250 Metern vor. Bis 1970 waren erst 25 Exemplare gefunden worden. Erst durch die zunehmende Schleppnetzfischerei kam es zum Fund lebender Exemplare.


Barycypraea fultoni, eine sehr seltene Kaurischneckenart.
Mozambique. Bild: Lombry (iNaturalist) (Link).


Bei Sammlern sind die Schnecken aufgrund ihrer Seltenheit sehr beliebt und erzielen oftmals Preise von mehreren Tausend Dollar.
 
In Europa fanden größere Kaurischnecken, wie die Tiger-Kaurischnecke (Cypraea tigris), Verwendung als Stopfball beim Sockenstopfen. Noch in den 40er und 50er Jahren wurden Kaurischnecken im Rechen-Unterricht zum Zählen, Addieren und Subtrahieren benutzt.

Moderne Zeit

Auch in der heutigen Modewelt haben die dekorativen Schnecken einen festen Platz. Ob als Halsketten, Armbänder oder Kopfschmuck – Kaurischnecken sind weltweit beliebte Accessoires, die sowohl in traditioneller als auch in moderner Gestaltung, besonders sogenannter "Tribal-Mode", verwendet werden.

Moderne Nutzung und Nachhaltigkeit

Kaurischnecken sind nicht nur im historischen Kontext sehr bedeutend. Auch in der modernen Zeit finden sie vielfältige Anwendung. Neben ihrer Bedeutung in der Mode- und Schmuckindustrie kommt die große Beliebtheit der glänzenden, bunten Schalen vor allem der großen exotischen Arten bei Schalensammlern hinzu. Während Kaurischnecken schon in historischer Zeit in vielen Naturalienkabinetten ihren festen Platz hatten, ebenso, wie andere Meeresschnecken, werden sie auch heute gerne gesammelt und lokal, vor allem auf tropischen Inseln und in Küstenregionen, aber auch international gehandelt. Besonders seltene Kaurischneckenarten aus abgelegenen Verbreitungsgebieten oder Varietäten mit ungewöhnlichen Farbmusterungen können dabei manchmal hohe Preise erreichen.

So ist Conchology Inc. von Guido und Philippe Poppe einer der weltweit größten Schalenhändler mit Basis auf den Philippinen und einem Angebot von nach eigenen Angaben über 172.000 Schalen. Während Conchology Inc. aber unter wissenschaftlicher Anleitung mit Schalen handelt (beide Besitzer sind anerkannte Malakologen), tun viele andere Schalenhändler das nicht.

Conchology Inc.: Handelshaus für Meeresschneckenschalen aus aller Welt. Dort: Cowrie Shells (Cypraeidae).

Durch die teilweise überhand nehmende Sammeltätigkeit, zusammen mit den negativen Auswirkungen durch Meeresverschmutzung und die Beeinträchtigung vieler Korallenriffe schrumpfen dadurch auch die natürlichen Lebensräume vieler Kaurischneckenarten. Einige Organisationen arbeiten mittlerweile an Projekten zur nachhaltigen Nutzung von Kaurischnecken, um die Artenvielfalt in den betroffenen Regionen zu bewahren. Dazu gehört etwa die kontrollierte Zucht und die Schonung besonders gefährdeter Populationen.

Fazit und Ausblick

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Kaurischnecken sind weit mehr als nur hübsche Gehäuse aus dem Meer. Sie waren einst Münzen, Schmuck und magische Gegenstände – und das über Kontinente und Jahrtausende hinweg. Auch heute noch faszinieren sie Sammler, Künstler und Handwerker weltweit. So schön diese Schnecken auch sind, so bedeutend bleibt doch der Schutz ihrer Lebensräume bleibt eine zentrale Aufgabe, um das kulturelle Erbe und die biologische Vielfalt der Meere zu bewahren.

 

Letzte Änderung: 11.07.2025 (Robert Nordsieck).