Landposthornschnecke

Elona quimperiana (Blainville, 1821)

Einleitung

 
Elona quimperiana: Bretagne, Frankreich.
Bild: Maëlan Adam (iNaturalist).
Neben den eigentlichen Landlungenschnecken (Stylommatophora), zu denen die große Mehrzahl der Landschnecken gehört, gibt es noch mehrere landlebende Gruppen von Schnecken, die sich auf unterschiedlichen Wegen aus ansonsten wasserlebenden Gruppen entwickelt haben. Dazu zählen in Europa zum Beispiel die Landdeckelschnecken (Pomatiidae), die Walddeckelschnecken (Cochlostomatidae) und die Mulmnadeln (Aciculidae). Selbst die Zwerghornschnecken (Carychiidae) könnte man dazu zählen, sind sie doch am nächsten mit den Küstenschnecken, wie dem Mäuseöhrchen (Myosotella myosotis), verwandt.

Wie die Schnecken an Land gelangten.

Andere Schneckengruppen gibt es jedoch, die Wasserschnecken äußerlich ähneln, aber nicht näher mit ihnen verwandt sind, außer dass beides Schnecken sind. Zu diesen gehört die Landposthornschnecke (Elona quimperiana), eine nur in der Bretagne, Nordspanien und Nordportugal heimische Schneckenart.

Obwohl sie so heißt und auch so aussieht, ist die Landposthornschnecke mit der süßwasserlebenden Posthornschnecke (Planorbarius corneus) aus der Familie der Tellerschnecken (Planorbidae) nicht näher verwandt: Wenn man nicht nur ein Gehäuse, sondern eine lebende Schnecke, betrachtet, so erkennt man gleich, dass es sich um ganz gewöhnliche Landlungenschnecken handelt, die vier Fühler haben, mit Augen am Ende der größeren Fühler.

Systematik

Stylommatophora
Unterordnung Helicina
Überfamilie Helicoidea
Familie Elonidae
Gattung Elona
Elona quimperiana (Blainville, 1821)

Quelle: MolluscaBase eds. (2021): Elona quimperiana (Blainville, 1821).

 
Elona quimperiana, Jungtier: Asturias, Spanien. 
 
Großaufnahme der Schalenoberfläche.
Bilder: Lizard (iNaturalist).

Landposthornschnecke - Elona quimperiana (Blainville, 1821).


Landposthornschnecke (Elona quimperiana): La Coruña,
Spanien. Bild: Gonzalo Mucientes Sandoval (iNaturalist).
 
Posthornschnecke (Planorbarius corneus) - eine Süßwasser-
schnecke. Bild: © Alexander Mrkvicka, Wien.
 
Beschreibung: Die Landposthornschnecke besitzt ein durchscheinendes Gehäuse mit einer grünlich braunen Schalenhaut (Periostracum, vgl. Die Schale der Schnecken Teil 1). Die Gehäuseoberfläche ist gestreift und man kann Wachstumsunterbrechungen als quer verlaufende leichte Unregelmäßigkeiten erkennen.

Jungtiere besitzen ein kurz behaartes Gehäuse (vgl. Abbildungen rechts).

Die letzte der auf der Außenseite regelmäßig gerundeten Windungen überwiegt das Gewinde deutlich. Die Oberseite des Gehäuses ist flach und eingedrückt. Der Mundsaum ist leicht aufgebogen und weist auf der Innenseite eine weiße Lippe auf. Der Nabel (Umbilicus) ist offen und tief, er nimmt ein Siebtel des Gehäusedurchmessers ein.

Der Weichkörper der Schnecke selbst ist gräulich gefärbt, der untere Teil des Fußes ist etwas heller. Der Mantel weist unregelmäßige schwarzbraune Flecken auf, die man durch die durchscheinende Gehäusewand sehen kann.

Maße: H: 10 - 14 mm; B: 20 - 30 mm. Information: Abkürzungen

Lebensraum und Verbreitung: Die Landposthornschnecke lebt an feuchten und schattigen Standorten in Wäldern und Gebüsch mit Krautvegetation, oft auch in der Nähe von Höhleneingängen, außerdem auf feuchten Felsen.

Das Verbreitungsgebiet der Art erstreckt sich über Nordwestfrankreich, Nordspanien und Nordportugal. In Spanien sind Landposthornschnecken bis in einer Höhe von 1000 m NN zu finden. Der Artname der Schnecke rührt von der Stadt Quimper in der Bretagne her.


Elona quimperiana mit Gonyodiscus rotundatus: Asturias,
Spanien. Bild: Nacho Perez (iNaturalist). Discidae.
 
Verbreitung von Elona quimperiana.
Quelle: Wikipedia: Escargot de Quimper.
 
Das Verbreitungsgebiet der Landposthornschnecke ist überdies nicht zusammenhängend - der Verbreitungsraum in der Bretagne ist von den iberischen Verbreitungsgebieten räumlich getrennt. Man spricht von einem sog. disjunkten Verbreitungsareal (vgl. Karte links).

Dafür gibt es mehrere Hypothesen: Die erste Hypothese geht davon aus, dass Elona quimperiana von der iberischen Halbinsel in die Bretagne eingeschleppt wurde. Das Argument dafür war zunächst die relative Seltenheit der Art. Seit ihrer Entdeckung hat sich jedoch herausgestellt, dass sie in der Bretagne keineswegs so selten ist, wie man anfangs annahm.

 
Norelona pyrenaica (Elonidae): Pyrénées Orientales, Frank-
reich. Bild: Julien Tchilinguirian (iNaturalist).
Eine weitere Hypothese ging von einem anfänglich zusammenhängenden Verbreitungsgebiet aus, dass aufgrund des steigenden Meeresspiegels während erdgeschichtlicher Warmzeiten durch Meerestransgressionen unterbrochen wurde. Dagegen spricht aber, dass Elona quimperiana durchaus auch im Binnenland, und keineswegs nur in der Küstenregion, der Bretagne vorkommt.

Schlussendlich ist das Verbreitungsgebiet von Elona quimperiana keineswegs einzigartig: Bereits 1908 betonte der Geologe Fernand Kerforne, dass die Art eigentlich eine ganz typische, disjunkte ibero-atlantische Verbreitung aufweise.

Vgl. dazu: Wikipedia.fr: Escargot de Quimper: Biogéographie (Französisch).

Verwandte Art

Ein Verwandter des Landposthorns ist Norelona pyrenaica (Bild rechts), eine endemische Art, die nur in den östlichen Pyrenäen vorkommt. Diese besitzt aber nicht das Posthornschnecken-ähnliche Gehäuse von Elona quimperiana, sondern erinnert mehr an eine "herkömmliche" Schnecke.

Links

Literatur

Letzte Änderung: 13.09.2025 (Robert Nordsieck).