This page in English!  

Übertragung von Parasiten durch Schnecken


Cercarie von Trichobilharzia ocellata, einem
Saugwurm, der u. a. Radix balthica und
Radix auricularia befällt.
Quelle: Uni Bielefeld.
 
 
Redien von Echinostoma echinatum, einem Parasiten von
Planorbarius corneus. Quelle: Uni Bielefeld.

Saugwürmer (Trematoda) entwickeln sich über einen so genannten Generationswechsel aus unterschiedlichen Larvenstadien, deren parasitische Stadien oftmals Schnecken als Zwischenwirt nutzen, bevor als Endwirt ein warmblütiges Tier, also ein Säugetier oder ein Vogel, befallen wird.

Der Endwirt scheidet mit dem Kot, seltener mit dem Harn, die Eier des Parasiten aus, die ins Wasser gelangen. Dort schlüpfen aus den Eiern die Flimmerlarven (Miracidien). Diese verbreiten sich frei schwimmend im Wasser, bis sie eine geeignete Schnecke finden, die sie infizieren können.

Im Körper der Schnecke verwandeln sich die Miracidien durch eine Metamorphose in Brutschläuche (Sporocysten), von denen sich durch Knospung die nächste Larvengeneration, die so genannten Stablarven (Redien) abtrennen. Die Redien wiederum wandern in die Mitteldarmdrüse der Schnecke ein, wo sie heranwachsen und sich in Schwanzlarven (Cercarien) verwandeln.

Die Cercarien verlassen die Schnecke und müssen nun einen warmblütigen Endwirt finden, den sie infizieren können und in dem sie sich nach der Geschlechtsreife paaren und Eier legen.

Bei dem Saugwurm Leucochloridium paradoxum dehnen sich die Sporocysten bis in die Fühler der befallenen Bernsteinschnecke (Succineidae) aus, so dass die Schnecke die Fühler auch nicht mehr einziehen kann. Vögel werden durch die auffälligen Fühler angelockt, reißen sie ab und infizieren sich so mit dem Parasiten.

Die Generationswechsel der Saugwürmer sind von Art zu Art verschieden. Während Saugwürmer sehr spezifisch in Bezug auf ihren Zwischenwirt sind, können sie meist unterschiedliche Endwirte befallen, so kann der Große Leberegel (Fasciola hepatica) Rinder, Schafe, aber auch den Menschen, infizieren.

 
Weinbergschnecke mit parasitärer Kastration, im
Vergleich mit gesunden Artgenossen.
Bild: Elias Hahn.

Generationswechsel des Kleinen Leberegels (Dicrocoelium lanceolatum).

Besondere Erwähnung sollte hier auch die so genannte parasitäre Kastration finden, die bei vielen von Parasiten befallenen Schnecken stattfindet. Dabei befallen die Cercarien nicht die Mitteldarmdrüse, sondern die Geschlechtsdrüse (Gonade) der Schnecke, die dabei zerstört wird.

Durch die Kastration kommt es bei der Schnecke nicht zur Geschlechtsreife, so dass auch das Größenwachstum nicht endet. Es entsteht ein parasitär bedingter Riesenwuchs, infolge dessen die Schnecke deutlich größer wird, als ihre gesunden Artgenossen. Der Vorteil für den Parasiten liegt darin, dass die Schnecke viel mehr Biomasse produziert, und dass außerdem deutlich mehr Raum für den Parasiten besteht.

Parasitäre Kastration ist von Weinbergschnecken (Helix pomatia) und von Kleinen Sumpfschnecken bekannt (Galba truncatula, Lymnaeidae, auch als Leberegelschnecke bezeichnet), kommt aber bei vielen anderen Arten auch vor, beispielsweise bei manchen Meeresschnecken.

Parasitäre Kastration (Weinbergschnecke).

Zu den parasitischen Plattwürmern, die Schnecken als Zwischenwirt nutzen, zählen zum Beispiel der große (Fasciola hepatica) und kleine Leberegel (Dicrocoelium lanceolatum), der Pärchenegel (Schistosoma mansoni, Erreger der Bilharziose), sowie der Saugwurm Leucochloridium paradoxum, der Bernsteinschnecken befällt.

Großer Leberegel (Fasciola hepatica)
Kleiner Leberegel (Dicrocoelium lanceolatum)
Pärchenegel (Schistosoma mansoni)
Leucochloridium paradoxum