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Die Entwicklung |
![]() Diese frisch geschlüpfte einen Tag alte Weinbergschnecke hat noch eine weiche Schale, in die erst Kalk eingelagert werden muss. Bild: Robert Nordsieck. |
Nicht nur Meeresschnecken, auch Landschnecken, wie die Weinbergschnecke, entwickeln sich über ein solches Larvenstadium aus dem Embryo. Auch die Weinbergschneckenlarve ähnelt dem erwachsenen Tier nur wenig. Im Gegensatz zu den Larven der Meeresschnecken, die mit dem Plankton der Meere treiben und so verbreitet werden, verlässt die Larve der Weinbergschnecke die schützende Hülle des Eis nicht: Die gesamte embryonale und larvale Entwicklung der Weinbergschnecke findet im Inneren des Eis statt.
Sie wird von einer Metamorphose abgeschlossen, während der die Schneckenlarve ihre Gestalt verändert und sich zur Jungschnecke entwickelt. In deren Verlauf bilden sich die larvalen Organe zurück und die endgültigen Organsysteme der Jungschnecke entwickeln sich, die sie zum Leben auf dem trockenen Land befähigen und deren Funktion daher eine Voraussetzung für das Schlüpfen ist. Dazu gehört zum Beispiel die Ausbildung des endgültigen Atmungssystems, der Lunge, die bei der Larve noch nicht vorhanden ist.
Die Entwicklung von der befruchteten Eizelle zur schlüpfenden Jungschnecke dauert ungefähr 25 bis 26 Tage, ist jedoch stark von externen Faktoren, wie Temperatur und Feuchtigkeit, abhängig.
![]() An der Zahl ihrer Schalenwindungen lässt sich ablesen, dass diese Jungschnecken schon etwas älter sind. Bild: Robert Nordsieck. |
Die ersten 8 – 10 Tage nach dem Schlüpfen verbringen die Jungschnecken noch
in der Bruthöhle. In dieser Zeit fressen sie die Überreste ihres Eis und des
enthaltenen Eiweißes und nehmen so die ersten Nährstoffe und den ersten Kalk zur
Verstärkung ihrer zu Anfang weichen Schale auf. Besonders, wenn die Entwicklung
der Eier eines Geleges unterschiedlich lang dauert, fressen die zuerst
geschlüpften Jungschnecken manchmal nicht nur ihre eigenen Eier, sondern auch
die Überreste anderer Eier und ihrer abgestorbener Geschwister. Wenn sie
schließlich beginnen, auch jüngere und daher schwächere Geschwister selbst
aufzufressen, kommt es zum Kannibalismus in der Bruthöhle. Auch dieser stellt
einen klaren Auslesemechanismus dar: Untersuchungen haben erwiesen, dass
Jungschnecken, die mehr Eier und andere Jungschnecken gefressen hatten, beim
Verlassen der Bruthöhle deutlich größer waren und daher eine deutlich günstigere
Ausgangsposition einnahmen.
:
Kothbauer,
H. (1972)
Aus ihrer Erdhöhle müssen sich die jungen Weinbergschnecken aus eigener Kraft befreien: Sie fressen sich durch die Erddecke, die den Eingang verschließt und erreichen so die Oberfläche. Anschließend versuchen die Jungschnecken, so schnell, wie möglich, an Pflanzenstängeln empor zu klettern, um so der Verfolgung am Boden zu entgehen. Für Ameisen und andere räuberische Insekten sind die kleinen, noch ziemlich schutzlosen, Schnecken eine leichte Beute.
![]() ![]() ![]() ![]() Junge Weinbergschnecken im Alter von wenigen Wochen (erste drei Bilder) und im Alter von fünf Monaten. In diesem Alter ähneln die jungen Weinbergschnecken schon deutlich einem erwachsenen Tier und können ihren ersten Winter überstehen. Bilder: Robert Nordsieck. |
Die Jungschnecken beginnen sofort, nach Nahrung zu suchen und an Größe zuzulegen. In den Monaten bis zum ersten Winter können sie, je nach Versorgungslage, eine Größe von bis zu 10 mm erreichen und drei weitere Umgänge an ihre Schale anlagern. Geschlechtsreif werden Weinbergschnecken im Allgemeinen erst nach ihrer zweiten Überwinterung. Bis dahin haben sie eine Schalengröße von fast 40 mm erreicht, die Schale besitzt bis zu 5 Windungen und ist durch Kalkeinlagerung fast undurchdringlich geworden.
Bis dahin ist es jedoch noch ein weiter Weg: Nur etwa 5% der Jungschnecken eines Jahrgangs erreichen in der freien Natur das geschlechtsreife Alter.
Fortpflanzung und Entwicklung der Weinbergschnecke
(Abbildung).