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Der natürliche Lebensraum

Trotz ihres deutschen Namens ist die Weinbergschnecke heute kaum mehr in Weinbergen oder anderen landwirtschaftlichen Nutzflächen zu finden, da diese oft in starkem Maß mit chemischen Schädlingsbekämpfungsmitteln behandelt sind und der Boden so stark gedüngt ist, dass er für Weinbergschnecken keine geeignete Lebensgrundlage mehr bildet.


In Weinbergen sind Weinbergschnecken heute kaum noch zu
finden. Besonders auf kalkreichen Böden gibt es jedoch zahl-
reiche andere geeignete Biotope. Bild: Cornelia Kothmayer.
 

Die vom Menschen überformte Naturlandschaft bietet heute jedoch der Weinbergschnecke eine Anzahl anderer geeigneter Lebensräume. Man geht heute sogar davon aus, dass erst die Beeinflussung der mitteleuropäischen Naturlandschaft durch den Menschen durch Schaffung baumfreier Flächen zur landwirtschaftlichen Nutzung nach der letzten Eiszeit eine Ansiedlung der Weinbergschnecke nördlich der Alpen ermöglicht hat.

Im Wesentlichen trifft man Weinbergschnecken in Gebüschen, Feld-, Weg- und Straßenrainen, in verwilderten Gärten, in Friedhöfen und Parks, sowie in den Randgebieten von Laub- und Mischwäldern an. Seltener ist die Weinbergschnecke inmitten von Waldgebieten anzutreffen, und dann im Allgemeinen nur in Laub- oder Mischwäldern, da weder das magere Nahrungsangebot, noch der überwiegend saure Boden mitteleuropäischer Nadelwälder für die Weinbergschnecke geeignet sind.

Bestimmte Umweltfaktoren begrenzen dabei die Verbreitung der Weinbergschnecke:

Vegetationsbewuchs und Nahrungsangebot:

 
Der reiche Vegetationsbewuchs auf kalkreichen Böden bietet
Weinbergschnecken Schutz und Nahrung.
Bild: Robert Nordsieck.

Ausreichende Nahrung finden Weinbergschnecken in Mitteleuropa fast überall. Einen dem großen Kalkbedarf der Schnecken genügenden Kalkgehalt der Nahrung finden sie jedoch fast nur auf Böden, die durch Verwitterung von Kalkgestein entstanden sind. Ausreichende Niederschläge vorausgesetzt, bieten diese auch einen reichen Vegetationsbewuchs, der für die Weinbergschnecke nicht nur Nahrung, sondern auch Schutz gegen Licht und Sonne, gegen Beutegreifer und die austrocknende Wirkung des Windes darstellt.

Eigenschaften des Bodens:

Böden entstehen bei der Verwitterung des darunter liegenden Gesteins durch die langzeitlichen Witterungseinflüsse von Niederschlägen, Sonne und Wind. Ihre Eigenschaften werden vor allem von der chemischen Natur des Gesteins beeinflusst, aus dem sie entstanden sind. Für Weinbergschnecken, wie für die meisten Landschneckenarten, am besten geeignet sind Kalkverwitterungsböden, wie man sie z.B. besonders in niederschlagsreichen Mittelgebirgsregionen finden kann. Sie speichern Wärme gut, sind naturgemäß besonders kalkhaltig und ihr pH-Wert bewegt sich im basischen Bereich. Aus diesem Grund sind sie besonders nährstoffreich, was bei ausreichenden Niederschlägen zu einer reichhaltigen Vegetationsdecke führt.


Die Aktivität der Weinbergschnecke steht in wesentlichem Zu-
sammenhang mit Temperatur und Luftfeuchtigkeit.
Bild: Robert Nordsieck.
 

In ähnlicher Weise geeignet sind auch milde Lehmböden und humide Untergründe, so lange sie nicht zu sauer sind. Sandige, nährstoffarme Böden und die sauren Humusböden in Nadelwäldern, ebenso, wie die nährstoffarmen Moorböden, werden von der Weinbergschnecke daher gemieden.

Witterungsbedingungen:

Die Aktivität der Weinbergschnecke, gegebenenfalls auch ihr Überleben, hängt grundlegend mit Temperatur und Feuchtigkeit zusammen (vgl. auch: Temperatur- und Feuchtigkeitssinn). Der Temperaturbereich für optimale Lebensbedingungen der Weinbergschnecke liegt zwischen 12 und 25 °C. Unter 8 °C beginnt die Weinbergschnecke, sich auf die Überwinterung einzurichten, über 25 °C wird die Weinbergschnecke ebenfalls inaktiv und fällt bei entsprechender Trockenheit in Trockenruhe. Besonders problematisch sind für die Weinbergschnecke jedoch unerwartet einsetzende Tieftemperaturen im Frühjahr oder Herbst, die ihr keine Zeit lassen, sich auf die Überwinterung vorzubereiten und daher zur Dezimierung ganzer Schneckenpopulationen führen können.

Die Weinbergschnecke ist ein Feuchtlufttier, für das die Feuchtigkeit einen besonders wichtigen Umweltfaktor darstellt. Tau, leichter Regen oder eine relative Feuchtigkeit (Aktuelle Luftfeuchtigkeit in Abhängigkeit von der maximalen Luftfeuchtigkeit bei der gegebenen Temperatur) von über 50% wirken auf Weinbergschnecken belebend – sie kriechen besonders viel umher und fressen. Im Sommer finden die Schnecken solche Bedingungen fast nur frühmorgens und abends vor, was zu einem tageszeitabhängig unterschiedlichen Verhalten der Tiere führt.