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Regeln der Nomenklatur

Die wissenschaftliche Nomenklatur ist nicht beliebig, denn sonst wäre sie missverständlich. Überdies geben in der standardisierten wissenschaftlichen Nomenklatur die Endungen der meisten Namen Aufschluss über den Stellenwert der systematischen Gruppe, zu der sie gehören.

Systematische Namen bis zur Kategorie der Überfamilie unterliegen der Kontrolle der Internationalen Kommission für Zoologische Nomenklatur (ICZN). Insbesondere für die Arten (Species), aber auch für die anderen niedrigeren Kategorien ist klar geregelt, wie sie zu benennen sind.

Auf der Grundlage der Linné'schen binomialen Nomenklatur ist jede Art mit dem Namen der Gattung (Genus), zu der sie gehört, sowie dem Namen der Art zu benennen. Der Name der Art wird von dem Autor festgelegt, der als erster in gedruckter Form über die Art veröffentlicht hat. Daher findet man im allgemeinen neben den beiden systematischen Namen von Gattung und Art den Namen des Autors und das Jahr der Erstveröffentlichung. Bei vielen allgemein bekannten Tierarten ist dies das grundlegende Werk von Carl v. Linné, das sozusagen die Stunde Null der biologischen Systematik bezeichnet. Da Linné unter der latinisierten Form seines Namens veröffentlichte, findet man so die vollständige wissenschaftliche Bezeichnung der mitteleuropäischen Weinbergschnecke Helix pomatia Linnaeus 1758. Der Name des Erstautors wird in wissenschaftlichen Veröffentlichungen entweder in Blockschrift oder in so genannten Kapitälchen geschrieben. Im Gegensatz dazu sind systematische Namen in Kursiv zu drucken.

Der Name des Erstautors bleibt auch bestehen, wenn die Art einer anderen Gattung zugeordnet wird. Ändert sich jedoch der systematische Name einer Gruppe aufgrund neuer Erkenntnisse, so wird der Name des Autors in Klammern angegeben. So hat z.B. der Malakologe O. F. Müller 1774 ( Malakologie) die gefleckte Weinbergschnecke als Helix aspersa beschrieben. Inzwischen wird diese Art jedoch als Cornu aspersum bezeichnet, um ihren Unterschied zu den Helix genannten Weinbergschneckenarten zu dokumentieren. Aus diesem Grund wird die gefleckte Weinbergschnecke in vollständigen systematischen Aufstellungen als Cornu aspersum (O.F. Müller 1774) aufgeführt (vgl.: Bestimmung von Weinbergschnecken).

Auch für den Erstautor ist der Name der beschriebenen Art jedoch nicht beliebig. Zunächst darf der Name, den der Autor der Art zugedacht hatte, nicht bereits für eine andere Art vergeben sein. Sollte dies dennoch einmal der Fall sein - man spricht von einer Homonymie - so ist der Name präokkupiert. Nach einer Entscheidung, welcher Name der ältere und damit der gültige ist, muss der jüngere Name durch eine neue Bezeichnung ersetzt werden. Weiter darf die Art auch nicht schon beschrieben worden sein. Eine Synonymie entsteht, wenn einer bereits beschriebenen und daher benannten Art dennoch irrtümlich ein zweiter Name gegeben wird. Im Gegensatz also zur Homonymie, bei der ein Name zwei Arten bezeichnet, wird anders herum bei der Synonymie eine Art mit zwei Namen bezeichnet. Auch hier ist der ältere Name der gültige und der jüngere darf nicht verwendet werden.

Im Rahmen der Erstveröffentlichung legt der Autor fest, welche Probe der beschriebenen Art als Typus zu betrachten ist, und - wichtig - in welchem Museum die entsprechende Probe deponiert ist. Nachdem manche Arten nach ihrer Erstbeschreibung zusammengelegt worden sind, andere versehentlich von mehreren Autoren beschrieben worden sind, bezeichnet man eindeutig typisierte Arten als monotypisch, im Gegensatz zu polytypischen Arten. Existiert nur ein eindeutiger Typus für eine Art, so bezeichnet man diesen als Holotypus ("ganzen" Typus). Der Autor kann aber auch mehrere Typen neben dem Haupt-Typus vorlegen, die man dann als Paratypen ("Neben"-Typus) bezeichnet. Hat sich der Autor nicht festgelegt, welcher Typus der Holotypus sein soll, so bezeichnet man alle Typen als Syntypen ("mit"-Typen). Geht der Holotypus verloren, so kann (evt. aus den Paratypen) ein so genannter Lectotypus ("ausgewählter" Typus) oder Neotypus ("neuer" Typus) gewählt werden. Auch der Status einer Probe wird mit der ersten Veröffentlichung festgelegt.

Gattungen werden zu einer Familie zusammengefasst, indem man den Namen der typgebenden Gattung der Familie in die Mehrzahl setzt und die Nachsilbe -idae ansetzt. So wird zum Beispiel aus der Gattung Helix in der Mehrzahl Helices und als Familienname Helicidae. Für eine entsprechende Unterfamilie verwendet man die Nachsilbe -inae usw.

Kategorie Ordnung
Überfamilie -oidea, -acea
Familie -idae
Unterfamilie -inae
Tribus -ini

Auch die höherwertigen Kategorien sind in ihrer Endung mehr oder weniger festgelegt, jedoch greift hier die Kommission nicht, folglich existieren neben den standardisierten Namen auch viele ältere Namen, die nicht in den tabellarischen Standard passen. Dies liegt unter anderem daran, dass Gruppen höherer Kategorien oftmals als Ordnung oder vergleichbare Kategorie beschrieben wurden, durch die weitere Entwicklung der Systematik aber zu einer anderen Kategorie hoch- oder herabgestuft wurden. Feststehende Endung gibt es eigentlich nur für Ordnungen und Unterordnungen. Bei den Ordnungen ebenso, wie bei den Unterordnungen gibt es die Differenz zwischen den Systematikern alter Schule, die Endungen in der langen Form verwenden (-oina, -oida) und denen neuerer Schule, die nach russischem Vorbild das o weglassen und die Gruppe -ina oder -ida nennen.

Kategorie Ordnung
Ordnung -oida, -ida
Unterordnung -oina, -ina, -inei

Deutsche Malakozoologische Gesellschaft - Nomenklaturliste http://www.mollbase.de/list/.

Zuweilen treibt die Nomenklatur skurrile Blüten: Über die hier geschilderten Regeln hinaus gibt es nur wenige Regeln, die bei der Benennung einer neuen Art zu beachten sind. Und so gibt es Arten wie die Kegelschnecke Conus tribblei Walls 1977, benannt nach des Entdeckers Katze, die wiederum nach den Tribbles aus StarTrek benannt wurde, und die Grasschnecken Vallonia eiapopeia Gerber 1996 und Vallonia hoppla Gerber 1996.

Wikipedia: Liste skurriler wissenschaftlicher Namen aus Biologie und Medizin.