Ökologie der Landschnecken

Übersicht:

Boden und Gesteinsuntergrund

Die Bodenschicht entsteht aus dem Gesteinsuntergrund durch ein Zusammenwirken mehrerer unterschiedlicher Faktoren:

Die Bodenschicht entsteht aus dem darunter liegenden Gestein durch unterschiedliche Arten von Verwitterung (http://de.wikipedia.org/wiki/Verwitterung): Chemische Verwitterung durch Wasser mit darin gelösten Stoffen, mechanische Verwitterung durch Wasser, Wind und Sand, physikalische Verwitterung durch Kälte, sowie biologische Verwitterung durch Bodenorganismen. So entsteht aus Kalkgestein in Hanglage beispielsweise die Rendzina, eine zwar dünne, aber sehr nährstoffreiche und poröse Bodenschicht, die eine reiche Vegetation tragen kann.

Bild: Dolomitrendzina am Dinkelberg im Südschwarzwald. Bild: U. Burkhardt.

Für eine wirtschaftliche Nutzung ist die Rendzina aufgrund ihrer Flachgründigkeit kaum geeignet. Im Allgemeinen findet man einen Bewuchs mit Buchenwäldern. Diese können, besonders, wenn sie naturbelassen sind und einen reichen Gehalt an natürlichem Totholz aufweisen, sehr artenreich sein. Aufgrund der vielen Störungen durch den Wirtschaftsbetrieb sind bewirtschaftete Laub- und Mischwälder hingegen viel artenärmer.

Kalkboden ist noch aus anderem Grund besonders günstig für eine reiche Schneckenfauna: Die meisten Schnecken brauchen Kalk für den Bau und die Reparatur des Gehäuses, das zum größten Teil aus dem Kalkmineral Aragonit besteht, sowie außerdem für Eierschalen, Liebespfeile (sofern sie welche bilden) und Mündungsdeckel für Überwinterung oder Trockenschlaf (die ebenfalls nicht bei allen Gruppen vorkommen).

Die direkteste Methode der Kalkaufnahme kann man beispielsweise bei Weinbergschnecken beobachten, wenn sie mit kohlendioxidreichem Sohlenschleim Kalkstein anlösen, um Kalkmaterial aufzunehmen. Auch Schnecken können so in geringem Maße zu Verwitterung beitragen. Im Allgemeinen wird Kalk aber durch die Nahrung, manchmal auch durch das Verzehren von Bodenmaterial, aufgenommen.

Zusätzlich zur Bodenbildung, Vegetationsbildung und Versorgung mit dem Rohstoff Kalk, zeichnet sich Kalkstein großräumig auch durch einen geomorphologischen Formenreichtum aus, der durch seine Anfälligkeit für chemische Verwitterung durch Wasser bedingt ist. Kalkstein ist zwar ein mechanisch sehr hartes Gestein, chemisch aber sehr anfällig. Dies führt großräumig zu einem Reichtum an schattigen Schluchten und Seitentälern, wie man sie aus der Schwäbischen Alb kennt, besonders aber auch aus den Karstgebieten Dalmatiens und Griechenlands. Kleinräumig ist Kalkgestein oft sehr klüftig und durch die Niederschläge werden eine Vielzahl kleiner Höhlungen und Löcher herausgelöst, in denen sich Feuchtigkeit und Vegetation sammeln kann und folglich auch Schnecken vorkommen.

Karstgebiete sind einerseits sehr formenreich, andererseits wirken Sonneneinstrahlung und Wasserarmut (da das Wasser im Kalkstein schnell versickert) als isolierende Faktoren, was zu einem sehr großen Reichtum an Schneckenarten (allopatrische Artbildung durch Isolation) in diesen Gebieten geführt hat, die teilweise nur kleinräumig vorkommen. Zu nennen wäre beispielsweise die Schließmundschneckenfauna des Balkans, besonders Griechenlands. Im Gegensatz zu nur einer Weinbergschneckenart (Helix pomatia), die zumindest seit der Jungsteinzeit in Mitteleuropa heimisch ist, und zwei eingeschleppten Arten (Cornu aspersum, Helix lucorum), kann man die zahlreichen Weinbergschneckenarten des östlichen Mittelmeergebiets sehen.

Im Gegensatz zum Artenreichtum der Kalksteinlandschaften steht die relative Artenarmut der kristallinen Urgebirge, wie des Schwarzwaldes, die aus Granit und anderen kristallinen Gesteinen, sowie aus Sandstein bestehen. Diese Gesteine bestehen vor allem aus Silikat und ergeben daher einen wesentlich weniger fruchtbaren Boden als Kalkgestein. Auch sind sie gegen chemische Erosion weniger anfällig und daher weniger reich an unterschiedlichen Lebensräumen. Auch stellen sie den Schnecken weniger Kalk zur Verfügung.

Deutlich abgegrenzte Ausnahmen sind hingegen die aus Sedimentgestein bestehenden Vorberge des Schwarzwaldes, wie z.B. der Schönberg bei Freiburg, dessen Kalkstein eine viel reichere Fauna aufweist, als der eigentliche Schwarzwald.

Ebenfalls eine ökologische Besonderheit stellt in diesem Zusammenhang der Kaiserstuhl in der Nähe von Freiburg dar. Zwar besteht der eigentliche Bergstock des Kaiserstuhls aus vulkanischem Gestein, aber die umgebenden Lößschichten (Löß ist ein kalkreiches, vom Wind abgelagertes (äolisches) Sediment) stellen einen nährstoffreichen Bodenuntergrund zur Verfügung. Der Kaiserstuhl liegt außerdem im Windschatten der Vogesen und weist aufgrund des Föhnphänomens eine regional einzigartige mediterran anmutende Flora und Fauna auf. Auch bei den Schnecken findet man hier Arten, die man anderswo in Südwestdeutschland nur sehr selten findet, wie beispielsweise die Schöne Landdeckelschnecke (Pomatias elegans).