Die Schnecken

von Wilhelm Busch (1832 - 1908)

 

Rötlich dämmert es im Westen,
und der laute Tag verklingt,
nur dass auf den höchsten Ästen
lieblich noch die Drossel singt.

 

     
 

Jetzt in dichtbelaubten Hecken,
wo es still verborgen blieb,
rüstet sich das Volk der Schnecken
für den nächtlichen Betrieb.

Tastend streckt sich ihr Gehörne,
schwach nur ist das Augenlicht,
dennoch schon aus weiter Ferne
wittern sie ihr Leibgericht.

     
  Schleimig, säumig, aber stete,
immer auf dem nächsten Pfad,
finden sie die Gartenbeete
mit dem schönsten Kopfsalat.

Hier vereint zu ernsten Dingen,
bis zum Morgensonnenschein,
nagen sie geheim und dringen
tief ins grüne Herz hinein.

 
     
  Darum braucht die Köchin Jettchen
dieses Kraut nie ohne Arg,
sorgsam prüft sie jedes Blättchen,
ob sich nichts darin verbarg.

Sie hat Furcht, den Zorn zu wecken
ihres lieben gnädgen Herrn,
Kopfsalat, vermischt mit Schnecken,
mag der alte Kerl nicht gern.

 

Vielen Dank an Beat Weisskopf für dieses Gedicht!