This page in English!  

Meeresschnecken des offenen Meeres

Das offene Meer nimmt etwa 80% der Oberfläche der Weltmeere ein, es entsteht dort aber nur 1% der gesamten Biomasse des Ozeans. Da das Wachstum von Meerespflanzen durch den Mangel an Stickstoff und Phosphor begrenzt wird, hat dies auch Folgen für die Tierwelt, seien es Pflanzenfresser oder schließlich räuberisch lebende Tiere.

Die meisten Meeresschnecken entwickeln sich über Veliger-Larven, deren segelförmige Fortsätze zu ihrem Namen "Segelträger" geführt haben, und die sich als Teil des Planktons verbreiten. Im Gegensatz dazu leben die fertigen Schnecken im Allgemeinen an der Küste oder am Ozeanboden (benthisch), um dort das reiche Nahrungsangebot zu nutzen und Schutz vor Fressfeinden zu finden. Es gibt allerdings einige wenige pelagische Schneckenarten, die wirklich in der Hochsee leben. Meist sind dies Arten, wie die Veilchenschnecken, die ebenfalls pelagisch lebenden Quallen (Hohltiere, Coelenterata) nachstellen.

Veilchenschnecke (Jantina janthina, Janthinidae, Caenogastropoda)


Veilchenschnecke (Janthina janthina).
Bild: Steve Trewhella, Marine Life Network.
 

Veilchenschnecken (Janthinidae) sind holopelagische Schnecken, außergewöhnliche Bewohner der Hochsee. Anders als frei schwimmende Meeresnacktschnecken haben sich die Veilchenschnecken aber ihre Schale bewahrt, die allerdings dünnwandig ist, und deren bläuliche bis purpurfarbene Farbe den Schnecken ihnen ihren Namen verliehen hat.

Veilchenschnecken schwimmen aber nicht eigentlich frei im Meer, sie bilden mit Hilfe einer Schleim abscheidenden Grube am Vorderfuß ein Floß aus Schleimblasen, an dem hängend sie an der Meeresoberflächen treiben, bis sie auf ihre Beute treffen. Da Veilchenschnecken in Rückenlage an ihrem Schaumfloß schwimmen, ist auch ihre Schale "verkehrt herum" gefärbt: Sie ist unten dunkler als oben, um die Schnecke besser zu tarnen. Im Gegensatz zu ihrem veilchenfarbigen Gehäuse ist der Weichkörper der Veilchenschnecke viel dunkler, fast schwarz gefärbt.

Die Veilchenschnecke gehört zu den ovoviviparen Schnecken, ein Phänomen, das auch von einigen landlebenden Gruppen kennt (z.B. bei manchen Schließmundschnecken, Clausiliidae). Männliche Veilchenschnecken besitzen keinen Penis - die Samenzellen gelangen also aus eigener Kraft in den Genitalapparat der Weibchen. Dort findet die Befruchtung statt und die Larven entwickeln sich bis zum Veliger-Stadium. Die Veliger-Larven werden dann geboren und verbreiten sich planktontisch.

 
Veilchenschnecke (Janthina janthina).
Bild: Steve Trewhella, Marine Life Network.

Während die Veliger-Larven noch Ansätze eines Schalendeckels (Operculum) besitzen, wird dieser nach der Metamorphose zur fertigen Schnecke zurückgebildet. Veilchenschnecken sind zu Beginn ihres Lebens Männchen und entwickeln sich später zu Weibchen.

Veilchenschnecken sind trotz ihres blumigen Namens Fleischfresser, die Jagd auf Quallen machen. Quallen sind die pelagische (frei lebende) Generation vieler Hohltiere (Coelenterata). Zur bevorzugten Beute der Veilchenschnecken gehören die Segelqualle (Velella velella) und die portugiesische Galeere (Physalia physalis). 

Wikipedia: Velella velella.
 Wikipedia: Physalia physalis.

Damit die Veilchenschnecke die Qualle fressen kann, ohne von den Nesselzellen behelligt zu werden, ist ihr Kopf zu einer langen, zylindrischen Schnauze ausgezogen, an deren Spitze sich die Mundöffnung befindet. Die Fühler sind lang, etwa halb so lang wie der Fuß der Schnecke, und gegabelt. Die Augen sind winzig und befinden sich an der Basis der Fühler.

Veilchenschnecken sind über die warmen Gewässer tropischer und gemäßigter Meere verbreitet. Während man lebendige Veilchenschnecken an der Küste nur sehr selten findet, werden ihre Schalen besonders nach Stürmen oft an den Küsten angeschwemmt, manchmal sogar noch mitsamt ihrem Schaumfloß.

Wikipedia: Janthina janthina.

Taxonomie der Gastropoda: Klade Caenogastropoda: Janthinidae.