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Schnirkelschnecken II (Helicinae)

  Schnirkelschnecken I: Ariantinae     Schnirkelschnecken II: Helicinae     Mediterrane Schnirkelschnecken (Helicidae)
         
   

Systematik

Klasse: Gastropoda
Unterklasse: Pulmonata
Überordnung: Eupulmonata
Ordnung: Stylommatophora
Unterordnung: Sigmurethra
Infraordnung: Arionoinei
Überfamilie: Helicoidea
Familie: Helicidae Rafinesque 1815

Quelle: Mollbase auf http://www.mollbase.de/list/.

Erklärung der Schalenmerkmale zur Bestimmung.

Unterfamilie Helicinae

 

Liebespfeil von Cepaea hortensis (oben) und Cepaea nemoralis (unten).
Quelle: Koene et al. (2005).

Im Gegensatz zu den Ariantinae gibt es bei den Helicinae, den eigentlichen Schnirkelschnecken, niemals behaarte Jugendformen. Der Liebespfeil (Bild rechts) weist in dieser Gruppe immer vier Schneiden auf und hat eine deutlich abgesetzte Krone. Zu den Helicinae gehören die nächsten Verwandten der Weinbergschnecke, unter diesen zahlreiche andere essbare Arten, von denen einige auch wirtschaftliche Bedeutung haben.

Koene, J.M. 2005. Love darts of land snails. Invertebrate Biology 124: 1 (PDF, 1537Kb).

Schnirkelschnecken (Helicidae) - Systematische Übersicht.

Besonders am Beispiel der Bänderschnecken (Cepaea u.a.) kann man die vielfältige Formenfülle erkennen, die durch die Auslese durch Schnecken fressende Drosseln verursacht wird.

Gartenbänderschnecke - Cepaea hortensis (O.F. Müller 1774)


Links: Gartenbänderschnecke (Cepaea hortensis, li.) und gerippte Bänderschnecke (Caucasotachea vindobonensis, s. u.).
Rechts: Gartenbänderschnecke (vorne) und Hainbänderschnecke (Cepaea nemoralis, s. u.) Bild: Robert Nordsieck.
 
  Cepaea hortensis und Cepaea nemoralis
Cepaea hortensis. (links) und Cepaea nemoralis (rechts).
Bild: H. Zell (Quelle 1, Quelle 2).

Beschreibung: Die Gartenbänderschnecke wird oftmals auch als weißmündige Bänderschnecke bezeichnet, da ihre Mündungslippe meist rein weiß ist. Das Gehäuse ist, typisch für eine Schnirkelschnecke, kugelig. Der Nabel ist vollständig vom Mundsaum verdeckt.

Die fingerförmigen Drüsen des Genitalapparates weisen jeweils 4 oder mehr Drüsenanhänge ("Finger") auf. Die Klingen des Liebespfeils von Cepaea hortensis sind gegabelt (siehe auch: Koene, J.M. 2005).

Maße: B: 14 - 20 mm; H: 10 - 17 mm; U: 5 - 5 ½.

Lebensraum und Verbreitung: Trotz ihres Namens kommt die Gartenbänderschnecke öfter in Wäldern vor als die Hainbänderschnecke, im Gebirge bis in 2000 m NN Höhe.

Sie ist in West- und Mitteleuropa weit verbreitet, von Nordostspanien über Frankreich und die Britischen Inseln bis nach Nordnorwegen und Südisland, im Osten bis in die Ostseeländer, die Westkarpaten, die Nord- und Südostalpen und die angrenzenden Karstländer ( Verbreitungskarte).

Vorkommen in Nordamerika beruhen vielleicht auf einer Einführung durch den Menschen.

Links:

Naturkundemuseum Stuttgart: Cepaea hortensis.
Variationen der Gartenbänderschnecke (Cepaea hortensis).

Hainbänderschnecke - Cepaea nemoralis (Linnaeus 1758) (Link)

 
Fünfbändriges Exemplar der Hainbänderschnecke.
Bild: Robert Nordsieck.

Beschreibung: Die Hainbänderschnecke wird wegen ihrer normalerweise außen und innen dunkelbraunen Mündungslippe auch als Schwarzmündige Bänderschnecke bezeichnet. Der Nabel ist völlig vom Mundsaum verdeckt. Die fingerförmigen Drüsen des Genitalapparates weisen 3 oder weniger Drüsenanhänge ("Finger") auf. Die Klingen des Liebespfeils von Cepaea nemoralis sind ungegabelt.

Maße: B: 18 - 25 mm; H: 12 - 22 mm; U: 5 ½.

Lebensraum und Verbreitung: Die Hainbänderschnecke ist vor allem in Gebüschen und lichten Wäldern in den Ebenen und Mittelgebirgen West- und Mitteleuropas zu finden: Im Süden bis Südportugal, und Mittelspanien, durch die Südalpen bis Südwestungarn und Bosnien, und in Italien bis in die Basilicata im Süden; im Norden bis Südschweden, im Osten bis an die Oder. Das Verbreitungsgebiet erreicht Wien im Osten nicht.

Links:

Naturkundemuseum Stuttgart: Cepaea nemoralis.
Variationen der Hainbänderschnecke (Cepaea nemoralis).

Hainbänderschnecke (Cepaea nemoralis)  Hainbänderschnecke (Cepaea nemoralis)
Verschiedene Varianten der Hainbänderschnecke (Cepaea nemoralis). Links: Rosafarben ungebändert und gebändert. Mitte: Gelb und rosa, jeweils gebändert. Rechts: Drei Schattierungen
Rot. Die linke Schnecke weist außerdem einen deutlich gelblichen Farbton auf. Bild: Robert Nordsieck.

Gerippte Bänderschnecke - Caucasotachea vindobonensis (A. Férussac 1821)

  Caucasotachea vindonensis: Trockenschlaf
Links: Caucasotachea vindobonensis aus Wien. Rechts: Caucasotachea vindobonensis im Trockenschlaf. Bilder: Robert Nordsieck.
 

Beschreibung: Die Gerippte Bänderschnecke oder Wiener Bänderschnecke zeichnet sich durch ein Gehäuse mit einer regelmäßig gerippten Oberfläche aus. Die Mündungslippe ist hellbraun und verblasst, anders, als bei den zuvor beschriebenen Arten, zur Naht hin. Das Gehäuse ist allgemein weniger leuchtend, weißlich bis hellgelb gefärbt. Von den vier bis fünf dunklen Bändern sind nur die unteren kräftig gefärbt, die beiden oberen im Allgemeinen deutlich blasser.

Gehäusevariation bei Caucasotachea vindobonensis aus Ungarn und der Ukraine. Bild: H. Zell (Quelle).

  Caucasotachea vindobonensis und Macularia sylvatica
Caucasotachea vindobonensis und Macularia sylvatica.
Bild: H. Zell (Quelle 1, Quelle 2).

Maße: B: 20 - 25 mm; H: 17 - 21 mm; U: 5 ½ - 6.

Lebensraum und Verbreitung: Die Schnecke kommt in lichten Gebüschen und im Gestrüpp, an Steppen- und Felshängen, in Ebenen und warmen Hügelländern vor.

Die Verbreitung dieser Art erstreckt sich über das gesamte Karpatengebiet, das östliche Alpengebiet, die Balkanhalbinsel bis nach Thessalien und das nördliche Schwarzmeergebiet, im Norden bis fast zur Ostsee. In Ungarn ist Caucasotachea vindobonensis wahrscheinlich die häufigste Landschnecke ( Verbreitungskarte).

In Deutschland kommt die gerippte Bänderschnecke isoliert am Burgberg in Donaustauf bei Regensburg vor, wo ein heimischer Pfarrer im 19. Jhd. mehrere Schneckenarten aus Österreich ausgesetzt hatte.

Systematik: Frömming schrieb bereits 1954, dass die Gerippte Bänderschnecke weniger nah mit der Garten- und der Hainbänderschnecke verwandt sei, als diese untereinander. Neuere molekulargenetische Untersuchungen haben ergeben, dass sie stattdessen näher mit der Gattung Caucasotachea verwandt sei, als mit der Gattung Cepaea, und daher einen neuen Gattungsnamen, eben Caucasotachea, zu erhalten habe. Somit ist Caucasotachea vindobonensis nun nicht mehr der östlichste Vertreter der Gattung Cepaea, sondern der westlichste der Gattung Caucasotachea Boettger 1909.

Links:

Literatur:

Bergbänderschnecke - Macularia sylvatica (Draparnaud 1801)

 
Bergbänderschnecke (Macularia sylvatica), im Trockenschlaf an
einem Baum: Gorges de Court, Kanton Bern (Schweiz).
Bild: Robert Nordsieck.
   
 

Bergbänderschnecke(Macularia sylvatica).
Bild: © Stefan Haller, (schneckenfoto.ch).
 

Beschreibung: Verglichen mit der Gerippten Bänderschnecke ist die Bergbänderschnecke (auch Waldbänderschnecke genannt) meistens deutlich gedrückter und kleiner. Das Gehäuse ist nur bei dieser Art unregelmäßig mit feinen Spirallinien gestreift. Die Bänder sind meist fleckig aufgelöst (Siehe besonders Bild rechts, daher auch der Trivialname "Fleckenstreifige Bänderschnecke" lt. "Deutsche Namen für einheimische Schnecken und Muscheln"), das unterste ist schmal und ziemlich weit vom Nabel entfernt (Siehe Bild unten rechts). Die Mündungslippe der Bergbänderschnecke ist rosa bis hellbräunlich gefärbt (Schale von Macularia sylvatica: Neues Fenster).

Maße: B: 18 - 25 mm; H: 12 - 16 mm; U: 5 - 6.

Lebensraum und Verbreitung: Die Bergbänderschnecke ist auf hohe Luftfeuchtigkeit angewiesen, sie bewohnt lichte Bergwälder, Felsen und Geröllhalden. Während sie selten unterhalb von 500 m NN anzutreffen ist, steigt sie im Wallis bis auf über 2700 m NN an.

Die Bergbänderschnecke ist über die französischen und Westschweizer Kalkalpen und den Jura (Siehe Bildbeschreibung rechts) verbreitet. Vereinzelt ist sie im Rheintal zwischen Schaffhausen und Karlsruhe anzutreffen, angesiedelt wurde sie bei Landsberg am Lech  ( Verbreitungskarte).

Systematik: In Folge der gleichen molekulargenetischen Untersuchungen wie bei Caucasotachea vindobonensis wurde auch die ehemalige Art Cepaea sylvatica einer neuen Gattung, nämlich Macularia Albers 1850, zugeordnet und heißt nunmehr Macularia sylvatica (Draparnaud 1801) (vgl. Literatur bei Caucasotachea vindobonensis, s.o.). Weitere Arten der Gattung Macularia sind die französischen Arten Macularia niciensis und Macularia saintivesi.

Links:

Francisco Welter-Schultes: Cepaea silvatica species homepage.
MolluscaBase eds. (2021). MolluscaBase. Macularia sylvatica (Draparnaud, 1801). Link, abgerufen 31.08.2022).
Naturkundemuseum Stuttgart: Macularia sylvatica.

Weitere Eigentliche Schnirkelschnecken

Zu den eigentlichen Schnirkelschnecken gehören neben den Bänderschnecken zahlreiche weitere Arten. Neben den Weinbergschnecken (Helix pomatia, Helix lucorum, Cornu aspersum etc.) sind dies auch andere große Landschnecken, wie die Levanteschnecken (Codringtonia), die Feldschnecken (Otala) und die Spanierschnecken (Iberus gualterianus). Kleinere Arten sind die Dünenschnecke (Theba pisana) und die Nudelschnecke (Eobania vermiculata).

Weiterführende Informationen


Mit Bildern von Stefan Haller:
http://www.schneckenfoto.ch.