This page in English!  

Süßwassermuscheln

 
Klasse Artenzahl
Schnecken (Gastropoda) 43.000
Muscheln (Bivalvia) 10.000
Kopffüßer (Cephalopoda) 650
Kahnfüßer (Scaphopoda) 600
Einschaler (Tryblidia) 20
Käferschnecken (Placophora) 750
Furchenfüßer (Solenogastres) 230
Schildfüßer (Caudofoveata) 120
Weichtiere (Mollusca) 55.400
Artenzahlen der Weichtiere. Diagramm.

Schnecken und Muscheln sind die einzigen Weichtiere, die außer im Meer auch im Süßwasser, also in Flüssen und Bächen, in Teichen und Seen, vorkommen. Während die Lebensbedingungen im Meer, abgesehen von den Küstenzonen, weitgehend gleichförmig sind, stellen die Lebensräume an Land ein Mosaik aus kleinen ökologischen Räumen dar, die räumlich und zeitlich stark variieren können und daher von ihren Bewohnern eine starke ökologische Anpassung verlangen.

Im Verlauf der Evolution hat dies zur Folge, dass verwandte Gruppen durch diese ökologische Anpassung voneinander isoliert werden, es kommt zur Artbildung und zur Entstehung zahlreicher ökologisch besonders angepasster Arten. Aufgrund dessen sind die Land- und Süßwasserschnecken im Vergleich zu ihren meereslebenden Verwandten viel artenreicher, ähnliches gilt für die Muscheln.


Malermuschel (Unio pictorum).
Bild: Niels Sloth, Biopix.dk.
 

Im Vergleich zu den übrigen, ausschließlich meereslebenden, Weichtierklassen weisen Schnecken und Muscheln dadurch eine weit höhere Artenzahl auf (vgl. Tabelle). Von den etwa 55.400 bekannten Weichtierarten nach neuerer Schätzung, nehmen Schnecken und Muscheln etwa 53.000 Arten ein, davon die Schnecken als einzige landlebende Weichtiergruppe 43.000 Arten, über drei Viertel aller Weichtierarten.

Die im Süßwasser lebenden Muscheln Mitteleuropas lassen sich nach Größe und Aussehen in zwei Gruppen unterteilen, die jeweils unterschiedliche Wurzeln innerhalb meereslebender Gruppen haben:

Großmuscheln:

 
Entenmuschel (Anodonta anatina).
Bild: Niels Sloth, Biopix.dk.

Die Flussmuschelverwandten (Unionacea) sind die größten rezenten Binnenmollusken der Erde. Die größte mitteleuropäische Art, die Große Teichmuschel (Anodonta cygnea), wird bis zu 26 cm groß. Zu den Flussmuschelverwandten gehören neben den Teichmuscheln auch die Flussmuscheln (Unio) und Flussperlmuscheln (Margaritifera). Besonders in der Entwicklung unterscheiden sich diese Muscheln stark von meereslebenden Arten, sie entwickeln sich über ein parasitisches Larvalstadium, das so genannte Glochidium. Glochidien brauchen, um sich zur Jungmuschel weiter entwickeln zu können, einen Wirtfisch, in dessen Gewebe sie überdauern können.

Die Flussmuschelverwandten bezeichnet man auch als Najaden. Dieser ungewohnt poetische Name bezieht sich auf Quellgöttinnen aus der Sagenwelt des antiken Griechenlands, die unter anderem für die Reinheit ihrer Quelle sorgten. Ähnlich wie die Miesmuscheln des Wattenmeers haben auch die großen Süßwassermuscheln eine große Bedeutung für das Ökosystem des Gewässers, in dem sie leben.

Weitergehende Informationen über Großmuscheln.

Kleinmuscheln:


Zebra- oder Wandermuscheln (Dreissena polymorpha).
Bild: Lars Peters.
 

Die Erbsen- und Kugelmuscheln (Sphaeriacea) sind andererseits die kleinsten Muscheln auf der Erde, die größte mitteleuropäische Art, die Fluss-Kugelmuschel (Sphaerium rivicola), wird höchstens 25 mm groß. Erbsenmuscheln sind meist erheblich kleiner, die größte Art ist die große Erbsenmuschel (Pisidium amnicum) mit 7 – 11 mm. Erbsen- und Kugelmuscheln sind Zwitter und entwickeln sich über Ovoviviparie, die Larven entwickeln sich im Muttertier, Jungmuscheln werden abgesetzt.

Die Dreikantmuscheln (Dreissenacea) waren im Tertiär viel artenreicher als heute, wo es nur noch eine Familie mit zehn Arten gibt. Die Tiere sind, ähnlich wie Miesmuscheln, mit einer Byssusdrüse ausgerüstet, mit der sie sich am Untergrund festspinnen können. Die Wandermuschel (Dreissena polymorpha) konnte sich in den vergangenen 200 Jahren auf diese Weise aus der Region um das Kaspische Meer an Schiffen in ganz Europa, sogar bis nach Amerika ausbreiten. Heute sucht diese Muschelart Gewässer in der ganzen Region heim und kann zum Schädling werden, da sie nicht nur Steine und Felsen überwächst, sondern auch andere Muscheln, Flusskrebse und andere Tiere. Auch wirtschaftlich kann die Wandermuschel sich als schädlich erweisen, wenn sie die Anlagen von Wasserkraftwerken und Staudämmen verstopft.

 
Trigonia sp., eine fossile Muschel aus den Trigoniacea, den Vor-
fahren der heutigen Großmuscheln. Bild: Armin Bauer.

Weitergehende Informationen über Kleinmuscheln.

Systematik

Systematisch gehören Groß- und Kleinmuscheln zu zwei verschiedenen Unterklassen der Weichtierklasse Bivalvia.

Systematischer Überblick:

Klasse Bivalvia

Aufzählung Unterklasse Palaeoheterodonta
Aufzählung Ordnung Unionoida
Aufzählung Überfamilie Unionacea
Aufzählung Unterklasse Heterodonta
Aufzählung Ordnung Veneroida
Aufzählung Überfamilie Sphaeriacea
Aufzählung Überfamilie Dreissenacea
 

Die Großmuscheln gehören zur Unterklasse Palaeoheterodonta, die sich seit dem Erdmittelalter entwickelt hat. Die einzigen rezenten meereslebenden Vertreter dieser Unterklasse sind die Trigoniacea, eine kleine Gruppe, die in Überresten in der Nähe von Australien vorkommt.

Die Flussmuschelverwandten bilden eine eigene Ordnung, die Flussmuschelartigen (Unionoida).

Im Gegensatz dazu gehören die Kleinmuscheln zur Unterklasse Heterodonta, zu der neben den genannten limnischen Gruppen auch marine Gruppen, wie Venusmuscheln (Veneracea) und Herzmuscheln (Cardiacea) gehören. Kugelmuschelverwandte (Sphaeriacea) und Dreikantmuscheln (Dreissenacea) gehören beide mit den Venusmuscheln zusammen zur Ordnung Veneroida.