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Glochidien: Larven der Süßwassermuscheln

Nach der Befruchtung, die bei den süßwasserlebenden Großmuscheln meist innerlich stattfindet, entwickeln sich die Muscheln über mehrere Larvenstadien, bis sich schließlich die Jungmuschel entwickelt. Im Gegensatz zu den Larven ähneln die Jungmuscheln bereits der erwachsenen Muschel und sind klar als Muscheln erkennbar. Jedes Larvenstadium entwickelt sich nach einer Metamorphose aus dem voran gegangenen Larvenstadium.

Meereslebende Muschelarten entwickeln sich über die typischen Larvenstadien der Weichtiere, die Trochophora- und die Veliger-Larve. Die Larven verbreiten sich planktontisch mit den Meeresströmungen. Die süßwasserlebenden Großmuscheln hingegen entwickeln sich über ein Larvenstadium, das sich von denen der meereslebenden Muscheln deutlich unterscheidet.


Unterschiedliche Glochidien.
 
 

Glochidien in den Kiemen des Wirtsfischs.
Bilder: M.C. Barnhart.
 

Das Glochidium ist eine parasitische Larvenform, die sich aus dem befruchteten Ei entwickelt. Die Befruchtung findet üblicherweise in den Kiemen des Weibchens statt, in denen sich bei manchen Arten sogar Brutkammern entwickeln können. Über den ausführenden Sipho verlassen die Glochidien anschließend den Körper der Muscheln und sinken zu Boden. Glochidien haben eine durchschnittliche Größe von etwa 0,1 bis 0,4 mm. Sie besitzen bereits zwei Schalenhälften, die mittels eines Schließmuskels verschlossen werden können.

Nachdem sie von einem vorbei schwimmenden Fisch aufgewirbelt wurden, erreichen die Glochidien seine Kiemenblättchen. Die Glochidien unterschiedlicher Gruppen sind verschieden gebaut: Während die Glochidien der Teichmuscheln (Anodonta) mit Haken bewehrt sind, die ihnen in den Kiemen des Wirtes einen besseren Halt verleihen, besitzen die Glochidien der Flussmuscheln (Unio) keine Haken.

Nachdem sich die Glochidien in den Kiemenblättchen des Wirtsfisches festgesetzt haben, werden sie vom Kiemenepithel überwachsen. Eine Kapsel bildet sich, die man als Zyste bezeichnet. In der Zyste überdauern die Glochidien und ernähren sich in dieser Zeit von den Körpersäften des Fisches. Die Dauer dieses Stadiums ist unterschiedlich: Beispielsweise dauert das Glochidienstadium der Flussmuscheln, die im Frühsommer ablaichen, 10 bis 70 Tage. Teichmuscheln hingegen laichen im Spätsommer und die Glochidien bleiben bis zum Frühling in den Kiemen des Wirtes.

 
Enzystiertes Glochidium. Bild: M.C. Barnhart.

Es kommt vor, dass Fische sehr viele Glochidien tragen, die sie nicht nur mit Nahrung versorgen, sondern auch verbreiten. In Fischzuchtanlagen kann die Infektion mit Glochidien sehr wohl für Verluste sorgen. Die meisten Süßwassermuscheln sind allerdings inzwischen so selten geworden, dass eine Infektion mit ihren Glochidien in großem Maßstab eher unwahrscheinlich ist. Der Grund dafür ist vor allem, dass Glochidien sehr wirtsspezifisch sind. Die Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera) zum Beispiel befällt ausschließlich die Bachforelle (Salmo trutta fario). Diese Fischart kommt allerdings nur in klaren, schnell fließenden Bächen und Flüssen vor, was zur Folge hat, das auch Flussperlmuscheln nur in solchen Gewässern, beispielsweise in den Mittelgebirgen Bayerns und Böhmens, auftreten. Die Verdrängung der Bachforelle durch die aus Amerika eingeschleppte Regenbogenforelle (Oncorhynchus mykiss) ist, zusammen mit der zunehmenden Gewässerverschmutzung ein Hauptgrund für die drohende Ausrottung der Flussperlmuschel.

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