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Die fossile Vorgeschichte des Nautilus

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Geologische Zeitalter (Zeittafel).

Den nur 650 heute bekannten Arten rezenter Kopffüßer stehen etwa 7500 fossil nachgewiesene Arten gegenüber: Die ersten fossilen Kopffüßer sind bereits aus dem Kambrium vor über 500 Millionen Jahren bekannt.

Von den drei Unterklassen, in die man die Kopffüßer (Cephalopoda) heute aufteilt, sind heute nur noch zwei rezent auf der Erde vertreten: Den urtümlicheren Vierkiemern (Nautiloidea), den nächsten Verwandten des Nautilus, stehen die "modernen", hoch entwickelten Zweikiemer (Coleoidea), Kraken, Kalmare und Sepien, gegenüber.

Die dritte Unterklasse, die Ammonoidea, die nächsten Verwandten der Ammoniten, ist mit dem Ende der Kreidezeit vor mehr als 60 Millionen vollständig ausgestorben.

Interessanterweise sind es die Verwandten des Nautilus, die bereits im Kambrium in Gestalt der Ellesmeroceratida erstmals auftreten.


Eine Szene aus dem Ordovizium: Cameraceras verspeist einen Trilobiten.
Quelle: R. Thomas, C. Wozniak: Earth History Resources.
 

Sie gehörten zur Ordnung Endoceratida, aus der im Ordovizium vor 485 bis 444 Millonen Jahren in riesenhaften Formen erscheinen: Der Riesen-Endocerat Cameraceras hatte eine Gesamtlänge von 10 Meter und war "länger als ein Bus". Seine Tentakel maßen wahrscheinlich nahezu einen Meter. Cameraceras war der größte Fleischfresser des Ordoviziums, den auch die riesigen Skorpione zu fürchten hatten, die das Meer mit ihm teilten.

In dem BBC-Film "Monster der Tiefe - Im Reich der Urzeit" wurde Cameraceras als einziges Weichtier beschrieben.

Endoceraten, wie Cameraceras, hatten noch keine gewundene Schale. Ihre Schale war gerade ausgestreckt, wie ein Horn, weshalb man ihre fossilen Schalen in früherer Zeit für das Horn eines Einhorns hielt.

Die höchsten fossilen Artenzahlen von Nautilus-Verwandten finden sich mit den Gruppen der Oncoceratida und der Orthoceratida zwischen dem Silur und dem ausgehenden Karbon. Während die Nautilus-Verwandten mit dem Ende des Karbon bereits im Rückgehen begriffen waren, war eine andere Gruppe der Kopffüßer bereits an ihre Stelle getreten - die Unterklasse der Ammonoidea, zu denen die als Fossilien bekannten Ammoniten gehören.

Fossil von großer Bedeutung sind beispielsweise die Goniatitida, die im Karbon bedeutende Leitfossilien darstellen. Während die eigentlichen Ammoniten (Ammonitida) aber erst in der Trias auftreten, sind sie mit einer besonders großen Artenzahl im Jura und besonders in der Kreidezeit.

Im Gegensatz zu den Nautiloidea sind die Ammonoidea jedoch mit dem Ende der Kreidezeit ausgestorben (s.o.).

Weiterführende Links: 

Literatur:

Der Nautilus - ein lebendes Fossil


Nautilus pompilius. Bild: Vladimír Motyčka, biolib.cz.
 

Nur wenige heute lebende Tierarten verdienen die Bezeichnung des lebendes Fossils, eigentlich ein Widerspruch in sich, denn natürlich leben Fossilien normalerweise nicht. In der Klasse der Weichtiere kennen wir jedoch gleich zwei Tiergruppen, die man zutreffend als lebendes Fossil bezeichnen kann: Nautilus und Neopilina. Lebende Fossilien sind rezente Relikte ansonsten längst ausgestorbener Tiergruppen. Man erkennt sie daran, dass sie nur noch in einer geringen Artenzahl rezent vorkommen, jedoch zahlreiche fossile Verwandte haben. Von ihren "modernen" rezenten Verwandten unterscheiden sie sich üblicherweise durch altertümliche Merkmale, die sich sonst in ihrer Verwandtschaft nicht mehr finden lassen. Systematisch gehören sie üblicherweise zu einer systematischen Großgruppe, in der sie die einzigen wenigen rezenten Vertreter darstellen.

Am Beispiel des Nautilus kann man sehr gut ein lebendes Fossil erkennen:

Nautilus und seine nächsten Verwandten, Allonautilus, sind die einzigen rezenten Kopffüßer, die auch heute noch eine äußere, gewundene, Kalkschale tragen. Alle anderen Kopffüßer besitzen höchstens noch einen inneren Schalenrest - bei den Kraken (Octopodidae) ist die Schale gar völlig reduziert.

Von den übrigen rezenten Kopffüßern unterscheiden Nautilus und seine Verwandten sich außerdem dadurch, dass sie noch vier, anstatt zwei Kiemen, wie Kraken, Kalmare und Sepien, besitzen. Man bezeichnet die Unterklasse der Nautiloidea daher auch als Tetrabranchiata oder Vierkiemer.

Während die modernen Kopffüßer höchstens acht bis zehn Fangarme (Tentakel) besitzen, verfügt Nautilus über eine Vielzahl - etwa 90 - von Fangarmen. Die Fangarme des Nautilus hingegen sind nicht mit Saugnäpfen ausgerüstet, sondern verfügen über Haftpolster, mit denen er seine Beute festhalten kann.

 
Auge eines Nautilus. Quelle: s.o.

Ein weiteres Kennzeichen des Nautilus sind seine primitiven Augen. Während die moderneren Gruppen der Kopffüßer über die am höchsten entwickelten Augen verfügen, die im Bereich der Wirbellosen zu finden sind, besitzt Nautilus noch einfache Lochkamera-Augen, die über keine Linse verfügen und die Bildschärfe ausschließlich über die Größe der Pupille einstellen, natürlich zu Lasten der Lichtstärke.

Die Gattung Nautilus an sich bevölkert die Erde wahrscheinlich schon seit der Kreidezeit, sicher aber seit dem Eozän vor 38 Mio. Jahren. Fossil kommt die Gruppe auf der ganzen Erde vor. Rezent sind die Nautiliden nur noch in einem Teil des Pazifik verbreitet.

Ein anderes lebendes Fossil aus dem Stamm der Weichtiere (Mollusca) ist Neopilina, ein napfschneckenähnliches Weichtier, das aber zu der urtümlichen Klasse der Tryblidia (früher: Monoplacophora) gehört und mit Napfschnecken nur soweit verwandt ist, dass beide zu den Weichtieren gehören.

Andere bekannte lebende Fossilien, die nicht zu den Weichtieren gehören, sind der Pfeilschwanzkrebs Limulus, der Quastenflosser Latimeria und die Brückenechse Sphenodon.

  Ein lebendes Fossil aus der Pflanzenwelt ist der Gingko (Gingko biloba).

Die Blätter des rezenten Baumes unterscheiden sich nicht wesentlich von denen seines 170 Millionen Jahre alten Vorfahren.

Quelle: Wikipedia.